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Entscheidung
Die Auswirkungen einer Schließung ließen sich
quantifizieren, bei einer Unterstützung des Lie-
feranten verbleibt jedoch das Risiko eines
Scheiterns, welches nur auf Basis von Schät-
zungen beurteilt werden konnte. Bei gelunge-
ner Sanierung entstehen keine Kosten für Kraus
KG, insbesondere wenn der Lieferant auch die
anfallenden Zinsen trägt. Gelingt die Sanierung
nicht, würden je nach Zeitpunkt der Insolvenz
Kosten des Kreditausfalls entstehen,
ein Aus-
gleich erfolgt dann allenfalls in Höhe der
Insolvenzquote.
Abbildung 6 zeigt die geplante, kumulierte Ent-
wicklung der folgenden drei Jahre. Ab dem
vierten Jahr nimmt das Risiko aufgrund der
Rückzahlungen ab. Bei einem prognostizierten
langfristigen Jahresüberschuss von 400 T€
kann eine Rückzahlung von 200 T€ pro Jahr
angesetzt werden. Mit dem Restbetrag werden
die übrigen Kreditgeber bedient. Der Zeitfaktor
wird im Rahmen einer Zinsermittlung berück-
sichtigt, aufgrund des geringen Zeitraumes,
des historisch niedrigen Zinssatzes und der
ohnehin mit einer gewissen Unsicherheit be-
lasteten Berechnung wird auf eine Berücksich-
tigung verzichtet.
Das Controlling war von der Rettungsaktion
überzeugt. Insbesondere da das maximale Ri-
siko erst im dritten Jahr auftritt und bis dahin
sehr viel fundierter beurteilt werden kann, ob
die eingeleiteten Maßnahmen erfolgsverspre-
chend waren. Überzeugt werden mussten noch
die Eigentümer des Unternehmens, mit wel-
chen auch die Beschaffung der finanziellen
Mittel zu diskutierten war.
Fußnote
1
Vgl: Bales, Klaus, Gerd Lueerßen: Erfolgrei-
che Sanierung von Unternehmenskrediten, in:
Betriebswirtschaftliche Blätter 10, 2007,
S. 585-591
sich ein neuer Vertrag nur zu schlechteren
Konditionen durchsetzen ließe, woraus ge-
ringere Deckungsbeiträge resultieren wür-
den. Weiterhin war davon auszugehen, dass
Kunden aufgrund des Lieferstopps von drei
Monaten alternative Bezugsquellen bzw.
Produkte finden könnten, woraus eine Ver-
schlechterung des Deckungsbeitrages resul-
tieren würde. Nach sechs Monaten könnte
die Produktion wieder aufgenommen werden
(vgl. Abbildung 4).
Die kumulierten Werte der Monate 1 bis 6 wur-
den in die Gesamtaufstellung übernommen
(vgl. Abbildung 5).
Während Ausfälle als sicher anzusehen waren,
waren die Kosten des Sanierungsbeitrages
nicht exakt zu prognostizieren. Eine missglück-
te Sanierung konnte zum Totalausfall des Enga-
gements plus der Stillhaltekosten führen. Dem-
gegenüber standen die sicheren Ablösekosten,
welche bei einer sofortigen Suche nach Alter-
nativen anfallen würden.
variablen Kosten umwandeln. Insgesamt wird
ein Betrachtungszeitraum von 2,5 Jahren an-
gesetzt, wobei die Absatzmenge konstant ge-
halten wird; diese lag 10% unter dem aktuellen
Wert, um das Auslaufen des Produktlebens
zyklus gegen Ende des Betrachtungszeitrau-
mes zu berücksichtigen.
·
·
Stillhalten.
Wenn der Lieferant auch davon
ausging, dass erst in drei Monaten die Zah-
lungen eingestellt würden, wird in der Pla-
nung ein Zeitraum von 2 Monaten vorgese-
hen, da zunehmende Gerüchte zu einer
Verschärfung der Krise führen könnten. Al-
lerdings werden bei einer Gesamtbetrach-
tung die kumulierten Werte berücksichtigt,
d. h. noch positive Deckungsbeiträge bis
zur Einstellung der Produktion sind einzu-
kalkulieren.
·
·
Ablösung.
Bei einer Ablösung lägen die
Schwierigkeiten darin, die Preise des neuen
Lieferanten einzuschätzen. Aufgrund der gu-
ten Konjunktur war davon auszugehen, dass
Autor
Dipl.-Kfm. Thomas Schneider
verantwortet die Corporate Compliance bei der Knauf Interfer
SE, Essen. Zuvor war er im Controlling verschiedener Tochter-
unternehmen eines DAX 30 Konzerns tätig.
Abb. 4: Entgehende Deckungsbeiträge bei Insolvenz in den Monaten 1-6
Abb. 5: Gesamte entgehende Deckungsbeiträge bei Insolvenz
Abb. 6: Kumuliertes Risiko bei Sanierungsbeitrag
Sanierung eines Geschäftspartners