 
          
            77
          
        
        
          Business Continuity Management (BCM)
        
        
          ermöglicht Unternehmen und generell Or-
        
        
          ganisationen, sich auf Großstörungen mit
        
        
          fatalem Ausgang vorzubereiten und den
        
        
          Störungen selbst als auch deren desaströ-
        
        
          sen Auswirkungen antizipativ entgegenzu-
        
        
          wirken.
        
        
          Damit wird die Unterbrechung bzw.
        
        
          Beeinträchtigung kritischer Prozesse vermin-
        
        
          dert und im Idealfall ganz verhindert, deren
        
        
          Auswirkungen minimiert und insgesamt die
        
        
          Funktions- und Wettbewerbsfähigkeit sicher-
        
        
          gestellt. Im ersten Beitrag (Heft März/April
        
        
          2015, S. 72 ff.) wurden die Gründe und Grund-
        
        
          lagen für BCM dargelegt. Im 2. Teil (Heft Sep-
        
        
          tember/Oktober 2015) wurde der Business-
        
        
          Continuity-Prozess (BC-Prozess) vorgestellt
        
        
          und gezeigt, wie Störungen identifiziert und
        
        
          analysiert werden. Im abschließenden 3. Teil
        
        
          wird beleuchtet, wie geeignete Kontinuitäts-
        
        
          strategien und -maßnahmen entwickelt und
        
        
          umgesetzt werden. Diese Pläne müssen da-
        
        
          nach regelmäßig getestet und ggf. revidiert
        
        
          werden. Außerdem wird flankierend ein Be-
        
        
          wusstsein für Störungen aufgebaut und eine
        
        
          regelrechte BC-Kultur implementiert sowie –
        
        
          übergeordnet – ein zentrales Programm-
        
        
          Management und die Steuerung allen BCM-
        
        
          Geschehens etabliert.
        
        
          
            Ausgangspunkt
          
        
        
          Im letzten Beitrag wurden die ersten drei Pha-
        
        
          sen im differenzierten BC-Prozess ausführlich
        
        
          dargestellt. An deren Ende und als Ergebnis
        
        
          der Analyse lagen jene wenigen Prozesse vor,
        
        
          deren Störung zu fatalen Auswirkungen bis zu
        
        
          nachhaltigen Verlusten oder der Existenzver-
        
        
          nichtung führen kann. In diesem Sinne ge-
        
        
          schäftskritisch sind üblicherweise ca. zehn bis
        
        
          20 Prozesse.
        
        
          Aus
        
        
          produktbezogener
        
        
          Sicht zählen dazu bspw.
        
        
          in der Automobil- oder Pharmaindustrie jene
        
        
          acht bis zehn Produkte, deren längerer Ausfall
        
        
          jeweils für sich eine nachhaltige Erlösschmäle-
        
        
          rung und einen Einbruch in der Gewinnsituation
        
        
          bedeutet.
        
        
          Funktionsbezogen
        
        
          wären kritisch:
        
        
          Rückrufaktion, irreparabler Imageschaden,
        
        
          Verlust von Großkunden an die Konkurrenz,
        
        
          oder die F+E hat den neuartigen, technologi-
        
        
          schen Lösungen der Konkurrenz nichts entge-
        
        
          genzusetzen und das Unternehmen gerät nach-
        
        
          haltig ins Hintertreffen.
        
        
          In jedem Fall sind solche Störungen der ge-
        
        
          schäftskritischen Prozesse nicht isoliert zu be-
        
        
          trachten,
        
        
          sondern im Gesamtkontext:
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Wie wirkt sich ein Produktionsstillstand auf
        
        
          das Kundenverhalten und die Kundentreue
        
        
          aus?
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Wie wirkt ein Produktrückruf auf unser Image
        
        
          und damit auf das Kundenverhalten?
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Wirken sich Meldungen über Todesfälle bei
        
        
          Medikament X auch auf den Absatz der Me-
        
        
          dikamente Y und Z aus?
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Können wir bei längerem Produktionsausfall
        
        
          unseren Marktanteil halten oder bietet die
        
        
          Konkurrenz adäquaten Ersatz? usw.
        
        
          Nur solche Prozessstörungen, die in diesem
        
        
          Sinne schwerwiegend sind und nachhaltigen
        
        
          Schaden anrichten können, wurden als Ergeb-
        
        
          nis der Analyse als fatal herausgefiltert.
        
        
          1
        
        
          Diese
        
        
          wenigen Großstörungen müssen wirkungsvoll
        
        
          abgesichert werden. Wie dafür nunmehr robus-
        
        
          te Strategien und BC-Pläne entwickelt und wei-
        
        
          tere flankierende Maßnahmen zur Sicherstel-
        
        
          lung der Kontinuität getroffen werden, zeigen
        
        
          die Phasen 4 bis 9 im BC-Prozess (vgl. Abbil-
        
        
          dung 1) und wird nachfolgend vorgestellt.
        
        
          Für alle Phasen gilt,
        
        
          dass Verantwortliche al-
        
        
          ler relevanten Bereiche (Strategie, Produk-
        
        
          tion, Sicherheit, IT usw.) eingebunden sein
        
        
          müssen
        
        
          , das Top-Management eine unbe-
        
        
          dingte Unterstützung gewährt und die benötig-
        
        
          ten Finanzmittel für die Entwicklung und Um-
        
        
          setzung eines schlagkräftigen BCM bereitstellt.
        
        
          
            Phase 4: Kontinuitätsstrategien
          
        
        
          
            festlegen
          
        
        
          Die Kontinuitätsstrategie definiert die
        
        
          grund-
        
        
          sätzliche Vorgehensweise
        
        
          zur Aufrechterhal-
        
        
          tung der Geschäftstätigkeit:
        
        
          2
        
        
          Welche Bereiche
        
        
          und Prozesse müssen zwingend wie geschützt
        
        
          werden? Sollen redundante Kapazitäten aufge-
        
        
          baut werden? Bis zu welcher Höhe und Dauer
        
        
          sind Umsatzeinbußen verkraftbar? Wie sollen
        
        
          Imagestörungen grundsätzlich gehandhabt wer-
        
        
          den usw.? Alle Grundsatzentscheidungen werden
        
        
          hier getroffen und generelle Optionen entwickelt.
        
        
          Oft reicht eine Lösung allein nicht aus. Hier
        
        
          muss eine
        
        
          additive Strategie
        
        
          verfolgt werden.
        
        
          So können z. B. div. Maßnahmen geplant wer-
        
        
          den, die jeweils zu einem gewissen Teil, ggf.
        
        
          auch nur zeitweilig, die Störung ausgleichen. Im
        
        
          Beispiel fällt für vier Tage ein zentraler Park-
        
        
          
            CM Juli / August 2016
          
        
        
          
            Business Continuity Management:
          
        
        
          
            Entwickeln von Kontinuitätsstrategien
          
        
        
          
            Ableiten und Umsetzen von Maßnahmen und Absicherung
          
        
        
          
            der BCM-Prozesse
          
        
        
          von Germann Jossé