 
          
            66
          
        
        
          werden. Weil der Lieferant preislich und quali-
        
        
          tativ attraktive Leistungen anbot, stellte sich
        
        
          aus Sicht der Kraus KG alleine die Frage, ob
        
        
          Faktoren vorliegen, welche der Überlebensfä-
        
        
          higkeit entgegenständen. Der Einkaufsleiter
        
        
          kannte die technische Ausstattung von Besu-
        
        
          chen und beurteilte diese als leistungsfähig.
        
        
          Entsprechend verblieben außergewöhnlich
        
        
          hohe Kosten als Grund der Probleme. Darauf
        
        
          aufbauend war zu klären, ob diese abbaufähig
        
        
          waren, wenn ja, dann war eine Sanierungsfä-
        
        
          higkeit vorhanden. Das Controlling wird mit-
        
        
          tels konstruktiver, gleichwohl kritischer Fra-
        
        
          gen die Entscheidungsfindung unterstützen
        
        
          und vermeiden, dass allzu rasch einfache Lö-
        
        
          sungen präferiert werden.
        
        
          Auf Basis dieser ersten Informationen stimmte
        
        
          die Führungsebene darin überein, dass ein Sa-
        
        
          nierungsbeitrag geleistet werden könnte,
        
        
          wel-
        
        
          cher allerdings vorab quantifiziert werden
        
        
          müsste, um das eigene Risiko zu begrenzen
        
        
          .
        
        
          Die Sanierungsfähigkeit wurde in einer Analy-
        
        
          se ermittelt, welche mit einer verkürzten Due
        
        
          Diligence verglichen werden kann. Aus Kun-
        
        
          densicht konnten hierbei die eigenen Markt-
        
        
          kenntnisse zur Prognose zukünftiger Absatz-
        
        
          daten eingesetzt werden. Die Daten der Jah-
        
        
          resabschlüsse wurden um die Cash-Flow-
        
        
          Entwicklung ergänzt, da nur entsprechende
        
        
          Finanzmittel die drohende Illiquidität vermei-
        
        
          den könnten. Beim mittelfristigen Kapitalbe-
        
        
          darf wurden notwendige Investitionen berück-
        
        
          sichtigt. Bei Alpha waren die erforderlichen
        
        
          Investitionen in der Vergangenheit getätigt
        
        
          worden, so dass sich kein erhöhter Bedarf ab-
        
        
          leiten ließ. Die Krise wurde neben dem unvor-
        
        
          teilhaft abgeschlossen Großauftrag auch
        
        
          durch die Entnahme finanzieller Mittel zur Ab-
        
        
          findung eines Gesellschafters ausgelöst. Zur
        
        
          Beschaffung der notwendigen Mittel nahm
        
        
          man einen Kredit auf, welcher über 3 Jahre
        
        
          getilgt wird.
        
        
          Der Expansionskurs der letzten Jahre
        
        
          führte zu einem Rückgang der Umsatzren-
        
        
          tabilität.
        
        
          Da im Rahmen des hier dargestellten
        
        
          Sachverhaltes die Zeit für aufwendige Analy-
        
        
          sen fehlt, ermittelt das Controlling den Brutto
        
        
          Cash Flow. Der Jahresüberschuss wurde um
        
        
          die Abschreibungen ergänzt und die Rückstel-
        
        
          lungen reduziert. Die Rückstellungen bewegten
        
        
          Erwägung gezogen; zumal die Kraus KG
        
        
          größter Kunde ist, wäre ein Erfolg auch ohne
        
        
          Beteiligung Dritter möglich.
        
        
          Ohne eine quantitative Bewertung vorzuneh-
        
        
          men, stimmten die Beteiligten darin überein,
        
        
          dass nur auf Basis weiterer Informationen eine
        
        
          Entscheidung möglich sei. Um keine Unruhe zu
        
        
          schüren, sollte die Informationsgewinnung im
        
        
          vertraulichen Gespräch mit dem Lieferanten er-
        
        
          folgen. Würde das Gespräch verweigert, würde
        
        
          der Einkaufsleiter Gespräche mit alternativen
        
        
          Lieferanten aufnehmen, um zukünftig den Be-
        
        
          zug auf mehrere Quellen zu verteilen, auch um
        
        
          den Preis höherer Kosten.
        
        
          Der Geschäftsführer des Lieferanten räumte in
        
        
          dem Gespräch die Probleme ein. Alpha hatte
        
        
          einen großen Auftrag zu ungünstigen Konditio-
        
        
          nen abgeschlossen, die angestiegen Material-
        
        
          kosten konnten nur teilweise weitergereicht
        
        
          werden, der Kunde wäre zu keinem Entgegen-
        
        
          kommen bereit. Es werden Verluste erwirt-
        
        
          schaftet, welche in spätestens drei Monaten zu
        
        
          einer Überschuldung führen würden. Noch an-
        
        
          gespannter sei die Lage bei den liquiden Mit-
        
        
          teln.
        
        
          Würden keine zusätzlichen Finanzmit-
        
        
          tel aufgetan, wäre die Auszahlung der
        
        
          kommenden Monatsgehälter nicht gewähr-
        
        
          leistet.
        
        
          Grundsätzlich war der Geschäftsführer
        
        
          jedoch von der Überlebensfähigkeit des eige-
        
        
          nen Unternehmens überzeugt.
        
        
          Die Hausbank hätte ihrerseits bereits ein Ge-
        
        
          spräch gesucht und die Gewährleistung wei
        
        
          terer Kreditlinien abgelehnt, würde nicht kurz-
        
        
          fristig eine Verbesserung der wirtschaftlichen
        
        
          Situation eintreten, könnten die eingeräumten
        
        
          Kredite fällig gestellt werden. Ein modifizierter
        
        
          Geschäftsplan wurde für den folgenden Monat
        
        
          angefordert.
        
        
          
            Sanierungsfähigkeit
          
        
        
          Bevor weitere Schritte eingeleitet werden, ist
        
        
          die Überlebensfähigkeit des Lieferanten zu
        
        
          klären. Ist diese nicht gegeben, wäre eine Un-
        
        
          terstützung bei der Sanierung vergeblich, ein
        
        
          rascher Ausstieg aus der Geschäftsbeziehung
        
        
          die einzige Option. Da wesentliche Informatio-
        
        
          nen aus der Kundenperspektive vorlagen,
        
        
          konnte eine Einschätzung zügig getroffen
        
        
          zung der Alpha GmbH sechs Monate verge-
        
        
          hen würden. Die Vorräte reichten für einen
        
        
          Monat. Damit drohte ein Produktionsausfall
        
        
          von fünf Monaten, welcher zum Produktions-
        
        
          ausfall beim eigenen Kunden führen würde.
        
        
          Die vertragliche Konventionalstrafe wäre für
        
        
          das eigene Unternehmen existenzgefähr-
        
        
          dend. Vergleichsangebote der Vergangenheit
        
        
          lassen weiterhin höhere Kosten bei anderen
        
        
          Lieferanten erwarten. Entsprechend würde
        
        
          ein Austausch des Lieferanten zur langfristi-
        
        
          gen Ergebnisverschlechterung führen.
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Stillhalten.
        
        
          Inwieweit diese Möglichkeit
        
        
          realistisch wäre, war nicht auf Basis der
        
        
          vorliegenden Informationen zu bewerten.
        
        
          Erst Informationen über die wirtschaftliche
        
        
          Situation des Lieferanten würden diese
        
        
          Möglichkeit eröffnen. Aufgrund der wichti-
        
        
          gen Stellung des Lieferanten sollte zukünftig
        
        
          der Kontakt nicht alleine auf die Erfüllung der
        
        
          vertraglichen Pflichten beschränkt werden,
        
        
          sondern eine Analyse der wirtschaftlichen
        
        
          Situation erfolgen, um die Gefahr eines Aus-
        
        
          falles zu reduzieren.
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Verwerten.
        
        
          Der Verkaufsleiter ging davon
        
        
          aus, dass bisher wenige eigene Wettbewer-
        
        
          ber um die Probleme des Lieferanten wis-
        
        
          sen. Entsprechend könnte versucht werden,
        
        
          die Bezugsmengen zur Vorratsaufstockung
        
        
          zu erhöhen. Allerdings erschien es kaum
        
        
          möglich, die Bezugsmengen derart zu stei-
        
        
          gern, dass die Vorräte einen fünfmonatigen
        
        
          Ausfall abdecken, bis ein neuer Lieferant mit
        
        
          der Belieferung beginnt. Da das Bezugsteil
        
        
          nur einen geringen Kostenfaktor darstellt,
        
        
          war diese Option aus finanzieller Sicht mög-
        
        
          lich. Eine andere Option bestand im Erwerb
        
        
          der notwendigen Gussform, um diese nicht
        
        
          in ein mögliches Insolvenzverfahren hinein-
        
        
          zuziehen. Der Eigentumsübertrag könnte die
        
        
          Produktionsaufnahme eines alternativen
        
        
          Lieferanten um einen Monat reduzieren, da-
        
        
          mit wird zur Verbesserung der Situation bei-
        
        
          getragen.
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Sanierungsbeitrag.
        
        
          Die Möglichkeit, den
        
        
          Lieferanten bei einer Sanierung zu unterstüt-
        
        
          zen, wurde als weitere Alternative in Betracht
        
        
          gezogen. Sowohl die Bereitstellung von Kre-
        
        
          diten, bspw. durch Vorauszahlungen, als
        
        
          auch eine gewisse Preiserhöhung wurde in
        
        
          
            Sanierung eines Geschäftspartners