CONTROLLER_MAGAZIN_04/2016 - page 68

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werden. Weil der Lieferant preislich und quali-
tativ attraktive Leistungen anbot, stellte sich
aus Sicht der Kraus KG alleine die Frage, ob
Faktoren vorliegen, welche der Überlebensfä-
higkeit entgegenständen. Der Einkaufsleiter
kannte die technische Ausstattung von Besu-
chen und beurteilte diese als leistungsfähig.
Entsprechend verblieben außergewöhnlich
hohe Kosten als Grund der Probleme. Darauf
aufbauend war zu klären, ob diese abbaufähig
waren, wenn ja, dann war eine Sanierungsfä-
higkeit vorhanden. Das Controlling wird mit-
tels konstruktiver, gleichwohl kritischer Fra-
gen die Entscheidungsfindung unterstützen
und vermeiden, dass allzu rasch einfache Lö-
sungen präferiert werden.
Auf Basis dieser ersten Informationen stimmte
die Führungsebene darin überein, dass ein Sa-
nierungsbeitrag geleistet werden könnte,
wel-
cher allerdings vorab quantifiziert werden
müsste, um das eigene Risiko zu begrenzen
.
Die Sanierungsfähigkeit wurde in einer Analy-
se ermittelt, welche mit einer verkürzten Due
Diligence verglichen werden kann. Aus Kun-
densicht konnten hierbei die eigenen Markt-
kenntnisse zur Prognose zukünftiger Absatz-
daten eingesetzt werden. Die Daten der Jah-
resabschlüsse wurden um die Cash-Flow-
Entwicklung ergänzt, da nur entsprechende
Finanzmittel die drohende Illiquidität vermei-
den könnten. Beim mittelfristigen Kapitalbe-
darf wurden notwendige Investitionen berück-
sichtigt. Bei Alpha waren die erforderlichen
Investitionen in der Vergangenheit getätigt
worden, so dass sich kein erhöhter Bedarf ab-
leiten ließ. Die Krise wurde neben dem unvor-
teilhaft abgeschlossen Großauftrag auch
durch die Entnahme finanzieller Mittel zur Ab-
findung eines Gesellschafters ausgelöst. Zur
Beschaffung der notwendigen Mittel nahm
man einen Kredit auf, welcher über 3 Jahre
getilgt wird.
Der Expansionskurs der letzten Jahre
führte zu einem Rückgang der Umsatzren-
tabilität.
Da im Rahmen des hier dargestellten
Sachverhaltes die Zeit für aufwendige Analy-
sen fehlt, ermittelt das Controlling den Brutto
Cash Flow. Der Jahresüberschuss wurde um
die Abschreibungen ergänzt und die Rückstel-
lungen reduziert. Die Rückstellungen bewegten
Erwägung gezogen; zumal die Kraus KG
größter Kunde ist, wäre ein Erfolg auch ohne
Beteiligung Dritter möglich.
Ohne eine quantitative Bewertung vorzuneh-
men, stimmten die Beteiligten darin überein,
dass nur auf Basis weiterer Informationen eine
Entscheidung möglich sei. Um keine Unruhe zu
schüren, sollte die Informationsgewinnung im
vertraulichen Gespräch mit dem Lieferanten er-
folgen. Würde das Gespräch verweigert, würde
der Einkaufsleiter Gespräche mit alternativen
Lieferanten aufnehmen, um zukünftig den Be-
zug auf mehrere Quellen zu verteilen, auch um
den Preis höherer Kosten.
Der Geschäftsführer des Lieferanten räumte in
dem Gespräch die Probleme ein. Alpha hatte
einen großen Auftrag zu ungünstigen Konditio-
nen abgeschlossen, die angestiegen Material-
kosten konnten nur teilweise weitergereicht
werden, der Kunde wäre zu keinem Entgegen-
kommen bereit. Es werden Verluste erwirt-
schaftet, welche in spätestens drei Monaten zu
einer Überschuldung führen würden. Noch an-
gespannter sei die Lage bei den liquiden Mit-
teln.
Würden keine zusätzlichen Finanzmit-
tel aufgetan, wäre die Auszahlung der
kommenden Monatsgehälter nicht gewähr-
leistet.
Grundsätzlich war der Geschäftsführer
jedoch von der Überlebensfähigkeit des eige-
nen Unternehmens überzeugt.
Die Hausbank hätte ihrerseits bereits ein Ge-
spräch gesucht und die Gewährleistung wei­
terer Kreditlinien abgelehnt, würde nicht kurz-
fristig eine Verbesserung der wirtschaftlichen
Situation eintreten, könnten die eingeräumten
Kredite fällig gestellt werden. Ein modifizierter
Geschäftsplan wurde für den folgenden Monat
angefordert.
Sanierungsfähigkeit
Bevor weitere Schritte eingeleitet werden, ist
die Überlebensfähigkeit des Lieferanten zu
klären. Ist diese nicht gegeben, wäre eine Un-
terstützung bei der Sanierung vergeblich, ein
rascher Ausstieg aus der Geschäftsbeziehung
die einzige Option. Da wesentliche Informatio-
nen aus der Kundenperspektive vorlagen,
konnte eine Einschätzung zügig getroffen
zung der Alpha GmbH sechs Monate verge-
hen würden. Die Vorräte reichten für einen
Monat. Damit drohte ein Produktionsausfall
von fünf Monaten, welcher zum Produktions-
ausfall beim eigenen Kunden führen würde.
Die vertragliche Konventionalstrafe wäre für
das eigene Unternehmen existenzgefähr-
dend. Vergleichsangebote der Vergangenheit
lassen weiterhin höhere Kosten bei anderen
Lieferanten erwarten. Entsprechend würde
ein Austausch des Lieferanten zur langfristi-
gen Ergebnisverschlechterung führen.
·
·
Stillhalten.
Inwieweit diese Möglichkeit
realistisch wäre, war nicht auf Basis der
vorliegenden Informationen zu bewerten.
Erst Informationen über die wirtschaftliche
Situation des Lieferanten würden diese
Möglichkeit eröffnen. Aufgrund der wichti-
gen Stellung des Lieferanten sollte zukünftig
der Kontakt nicht alleine auf die Erfüllung der
vertraglichen Pflichten beschränkt werden,
sondern eine Analyse der wirtschaftlichen
Situation erfolgen, um die Gefahr eines Aus-
falles zu reduzieren.
·
·
Verwerten.
Der Verkaufsleiter ging davon
aus, dass bisher wenige eigene Wettbewer-
ber um die Probleme des Lieferanten wis-
sen. Entsprechend könnte versucht werden,
die Bezugsmengen zur Vorratsaufstockung
zu erhöhen. Allerdings erschien es kaum
möglich, die Bezugsmengen derart zu stei-
gern, dass die Vorräte einen fünfmonatigen
Ausfall abdecken, bis ein neuer Lieferant mit
der Belieferung beginnt. Da das Bezugsteil
nur einen geringen Kostenfaktor darstellt,
war diese Option aus finanzieller Sicht mög-
lich. Eine andere Option bestand im Erwerb
der notwendigen Gussform, um diese nicht
in ein mögliches Insolvenzverfahren hinein-
zuziehen. Der Eigentumsübertrag könnte die
Produktionsaufnahme eines alternativen
Lieferanten um einen Monat reduzieren, da-
mit wird zur Verbesserung der Situation bei-
getragen.
·
·
Sanierungsbeitrag.
Die Möglichkeit, den
Lieferanten bei einer Sanierung zu unterstüt-
zen, wurde als weitere Alternative in Betracht
gezogen. Sowohl die Bereitstellung von Kre-
diten, bspw. durch Vorauszahlungen, als
auch eine gewisse Preiserhöhung wurde in
Sanierung eines Geschäftspartners
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