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Führt die Eigner- und Risikostruktur zu Be-
schränkungen, so ermöglicht die Organisati-
onsstruktur in mittelständischen Unternehmen
aufgrund der Überschaubarkeit des Geschäfts-
betriebs eine erhöhte Flexibilität bei der Unter-
nehmenssteuerung und damit auch des Finanz-
controllings. In der Regel werden im Zuge der
Aufgabenintegration die Tätigkeiten der Pla-
nungs- und Kontrollprozesse von einer Person,
meist der des Unternehmers, auf informellen
Wegen ohne formale Prozeduren, Systeme und
Strukturen durchgeführt, was wiederum zu ei-
ner höheren Flexibilität als in Großunternehmen
führt (vgl. [Künz05], S. 25).
Nichtsdestotrotz ist der Finanzplan bzw. das Fi-
nanzbudget als zentrales Element der Planung
und Kontrolle von Finanzdaten (vgl. [Künz05],
S. 23), wie in Abbildung 2 dargestellt, auch in
den mittelständischen Unternehmen das Ergeb-
nis vorgelagerter Pläne. So baut die operative
Finanzplanung auf Ergebnissen des internen
und externen Rechnungswesens bzw. deren
Daten im Rahmen der integrierten Unterneh-
mensplanung auf. In gleicher Form gilt dies auch
für die Ermittlung der Ist-Werte. Letztere basie-
ren auf bereits gebuchten Daten des externen
Rechnungswesens, so dass sie ohne großen
Mehraufwand zur Verfügung stehen können.
Dieser wesentliche Unterschied zu Großunter-
nehmen führt im Bereich des qualitativen Krite-
riums der Ressourcenbeschränkung zu einem
eingeschränkten Zugang zu (Eigen-)Kapital,
insbesondere im kurzfristigen, dispositiven
Zeithorizont. Neben der
höheren Bedeutung
eines Finanzcontrollings zur Identifikation
von Liquiditätsengpässen
kann ein aussa-
gefähiges Controlling zudem zu einem besse-
ren Rating bei dem wichtigen Fremdfinanzie-
rungsweg über Banken beitragen (vgl.
[BePS05], S 190). Die Information über die
aktuelle und zukünftige Liquiditätssituation in
unterschiedlichen Zeithorizonten wird somit zu
einer zentralen Controlling-Aufgabe in dieser
Unternehmensklasse.
bereich die Betrachtung der Liquiditätssituati-
on zu einem essenziellen Bestandteil des Con-
trolling-Instrumentariums (vgl. [BiKr15], S. 19).
Mittelständische Unternehmen firmieren meist
als Einzelunternehmen/Personengesellschaf-
ten oder oft als Mischformen, wie z. B. der
GmbH & Co KG, anteilig deutlich seltener als
(gelistete) Aktiengesellschaften (vgl. [Wall02]
S. 22f.), so dass sie aufgrund ihrer Rechtsform
meist keinen direkten Zugang zum Eigenkapi-
talmarkt haben. Deshalb sind ihre Finanzie-
rungsinstrumente vorrangig Selbst- oder
Fremdfinanzierung über Bankkredite, so dass
Wallau hier sogar von einer Fremdfinanzie-
rungskultur im deutschen Mittelstand spricht
(vgl. [Wall02] S. 26).
Abb. 1: Finanzcontrolling im Rahmen des Finanzmanagements nach ({Horv12}, S. 15 u. 22), ({Reic01}, S. 13)
Abb. 2: Abgeleiteter Finanzplan im Rahmen der integrierten operativen Planung nach ({Fied01}, S. 69)
Integriertes Finanzcontrolling im Mittelstand mit SAP
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