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Mittelständische Unternehmen bilden das
Rückgrat der deutschen Unternehmensland-
schaft. Neben der quantitativen Abgrenzung
z. B. nach Zahl der Beschäftigten, Umsatz pro
Jahr oder Bilanzsumme zeichnet sich diese Un-
ternehmensklasse vorrangig durch ihre qualita-
tiven Eigenschaften aus. Diese werden häufig
in die vier Kategorien Umfeld, Eigner- und
Risikostruktur, Organisationsstruktur und
Ressourcenbeschränkung eingeteilt
, (vgl.
[Ling08], S. 5). Insbesondere die mittelständi-
sche Eigner- und Risikostruktur mit der Einheit
von Eigentum und Leitung führt zu einge-
schränkten Möglichkeiten der Unternehmensfi-
nanzierung. So steht im Gegensatz zu börsen-
notierten Unternehmen die Möglichkeit der
Eigenkapitalfinanzierung über Kapitalmärkte
meist nicht zur Verfügung. Dies macht neben
der Ertragskraft auch die Betrachtung der Li-
quiditätssituation zum essenziellen Bestandteil
des Controlling-Konzepts in diesen Unterneh-
men. Neben der eigenen Beurteilung der lau-
fenden und zukünftigen Liquiditätssituation –
auf Basis sowohl des Geschäftsbetriebs als
auch der Finanzplanung – spielt im Rahmen der
vorherrschenden Fremdkapitalfinanzierung da-
bei zunehmend auch die Aufbereitung dieser
Informationen für die Kommunikation mit den
Banken eine entscheidende Rolle.
Transaktionale Informations
systeme durch weiterentwickelte
Werkzeuge
Nachdem in einem ersten Beitrag auf den
grundsätzlichen Einsatz von SAP
®
Business
One im integrierten Rechnungswesen und
Controlling abgestellt wurde (siehe auch
[BiKr15]), soll in diesem Beitrag weiterführend
das operative Finanzcontrolling auf Basis die-
ses ERP-Systems vorgestellt werden. An-
schließend an die Motivation, die Funktionen
und die spezifischen Anforderungen mittel-
ständischer Unternehmen an das Finanzcon
trolling und die Finanzplanung sowie deren
Instrumente erfolgt eine Vorstellung der Funk
tionen von SAP Business One im Bereich „Fi-
nanzwirtschaft und Liquidität“, so dass die
Realisierung datenbasierter Finanzcontrolling-
Instrumente an dem integrierten Informations-
system gespiegelt wird. Durch die Dateninteg-
ration mit den operativen Buchungsprozessen
kann so umgehend eine Cashflow-Rechnung
aufgebaut und die Liquidität des Unterneh-
mens zeitnah analysiert werden. Da sich eine
solche Analyse auch auf schwebende Transak-
tionen beziehen kann,
wird es dem Unter-
nehmen möglich, zukünftige Zahlungs-
schwierigkeiten frühzeitig zu erkennen
und entsprechend gegenzusteuern
. Damit
ist der Schritt zur aufwandsarmen kurzfristigen
Finanzplanung nicht weit.
Die Möglichkeiten transaktionaler Informati-
onssysteme werden durch die
technologi-
sche Weiterentwicklung der Datenbank-
technologie
für integrierte Informationssyste-
me, im vorliegenden Fall
SAP HANA
®
, sowie
durch weiterentwickelte Werkzeuge für die
Datenmodellierung und Aufbereitung der Da-
ten für die Analyse im Controlling in jüngster
Zeit ergänzt. Damit steht den mittelständi-
schen Unternehmen
ein einheitliches Infor-
mationssystem sowohl für die Abwicklung
der Geschäftsvorgänge als auch für dar-
auf aufbauende Analysen
zur Verfügung.
Nach einer kurzen Einführung in die SAP HANA-
Technologie werden die erweiterten Analyse-
funktionen und -werkzeuge am Beispiel eines
Finanzcockpits und der Cashflow-Rechnung
dargestellt.
Finanzcontrolling in
mittelständischen Unternehmen
Der Begriff des
Finanzcontrollings ist die de-
duktive Kombination aus dem Finanz(-ma-
nagement) und dem Controlling
und damit
die funktionale Anwendung des Controlling-
Konzepts auf einen Unternehmensbereich. Zu
dessen Verständnis kann folglich ein Analogie-
schluss genutzt werden, und zwar, wie in Abbil-
dung 1 dargestellt, die Übertragung des Cont-
rollings auf einen bestimmten Bereich des Un-
ternehmens, den Finanzbereich im Rahmen des
Finanzmanagements (vgl. [Müll08], S. 45,
[Horv12], S. 22). Letztere ist, anders als in
Großunternehmen, in mittelständischen Unter-
nehmen selten in einer Organisationseinheit in-
stitutionalisiert, sondern wird von anderen
Funktionsbereichen mit übernommen.
Insbesondere aufgrund der qualitativen Kriteri-
en von mittelständischen Unternehmen, die in
der Regel in die Bereiche Eigner- und Risiko-
struktur, Organisationsstruktur, Umfeld und
Ressourcenbeschränkung unterteilt werden,
weisen diese Unternehmen jedoch eine beson-
dere Notwendigkeit für ein Finanzcontrolling
auf. So macht die mittelständische Eigner- und
Risikostruktur mit den eingeschränkten Mög-
lichkeiten der Finanzierung im Eigenkapital
Integriertes Finanzcontrolling
im Mittelstand
Erweiterte Cashflow-Analyse mit der Anwen-
dung SAP
®
Business One unter SAP HANA
®
von Darius Heydarian
1
und Stephan Kress
Quelle: SAP
CM Juli / August 2016