 
          
            34
          
        
        
          Bord zu bekommen. Unter VUKA-Bedingungen
        
        
          ergibt das wenig Sinn, kann sich doch unter-
        
        
          wegs die Richtung des Vorhabens dramatisch
        
        
          ändern. Man fährt besser damit, sein Vorhaben
        
        
          gemeinsam mit denen zu entwickeln, die früh
        
        
          bereit sind, mitzumachen.
        
        
          Unternehmerisch
        
        
          handeln nach Effectuation bedeutet also,
        
        
          andere in ein gemeinsames Vorhaben ein-
        
        
          zuladen und mit ihnen gemeinsam die Zu-
        
        
          kunft auszuhandeln.
        
        
          Dabei kommen neue
        
        
          Mittel ins Spiel, aber auch neue Informationen
        
        
          und Restriktionen für das weitere Vorgehen.
        
        
          
            Die unternehmerische Methode
          
        
        
          Reiht man die hier beschriebenen Prinzipien
        
        
          aneinander, so erhält man einen Prozess, den
        
        
          man bewusst einsetzen kann (vgl. Abbildung 2).
        
        
          Den Auslöser bildet ein unternehmerischer
        
        
          Handlungsanlass: Beispielsweise die Erkennt-
        
        
          nis, dass das bestehende Geschäftsmodell im
        
        
          eigenen Obsthandel nicht mehr funktioniert.
        
        
          Der Blick richtet sich dann zunächst nach innen
        
        
          auf die verfügbaren Mittel: Wer bin ich? Was
        
        
          weiß und kann ich? Und wen kenne ich? Aus
        
        
          den vorhandenen Mitteln lassen sich Hand-
        
        
          lungsoptionen ableiten. (Ich möchte mehr über
        
        
          meine Lieferanten, deren Waren und Prozesse
        
        
          lernen. Und ich möchte in Übersee handeln). Es
        
        
          folgt konkretes Handeln mit leistbarem Einsatz.
        
        
          Andere werden eingeladen, etwas in den Pro-
        
        
          zess einzubringen. (Beispielsweise interessierte
        
        
          Lieferanten, Kunden und Mitarbeiter). Diese
        
        
          bringen ihre Mittel (Wissen, Erfahrungen, ihre
        
        
          Kultur und Muttersprache …) ein. Sie bringen
        
        
          aber auch neue Ziele ein und bestimmen so die
        
        
          Richtung des Vorhabens mit (Konzentration auf
        
        
          Südamerika, auf Limonen, weitere Gelegenhei-
        
        
          ten …). Mit den neuen Mitteln und Zielvorstel-
        
        
          lungen beginnt der nächste Effectuation-Zyk-
        
        
          lus: Welche neuen Handlungsoptionen sind
        
        
          entstanden? Über mehrere Effectuation-Zyklen
        
        
          entstehen neue Lösungen, Produkte, Dienst-
        
        
          leistungen, Geschäftsmodelle, sogar Märkte.
        
        
          
            Weiterbildungs-Tipp für die Praxis:
          
        
        
          Fachseminar Effectuation – Management
        
        
          prinzipien erfolgreicher Unternehmer:
        
        
        
          lassen sich im VUKA-Kontext erwartete Erträge
        
        
          nicht hinreichend abschätzen, da deren Reali-
        
        
          sierung eben ungewiss ist. Zu komplex ist das
        
        
          Umfeld und zu sehr ist man vom zukünftigen
        
        
          Verhalten anderer Akteure abhängig.
        
        
          Unter-
        
        
          nehmerisch handeln orientiert sich daher
        
        
          am leistbaren Verlust:
        
        
          Überlegen, was man
        
        
          für ein Vorhaben aufs Spiel setzen möchte –
        
        
          ganz egal wie es ausgeht. Anstatt Kopf und
        
        
          Kragen aufgrund von Vorhersagen zu riskieren,
        
        
          kann man sich so ins Ungewisse vortasten und
        
        
          damit mitunter Gelegenheiten kreieren, die an-
        
        
          fangs gar nicht sichtbar waren.
        
        
          Prinzip der Umstände und Zufälle
        
        
          Management versucht, den Zufall möglichst
        
        
          draußen zu halten.
        
        
          Man betreibt Risiko-Ma-
        
        
          nagement, um das Erreichen zuvor festge-
        
        
          legter Ziele abzusichern.
        
        
          Nur: Je besser man
        
        
          geplant hat, desto wirkungsvoller treffen einen
        
        
          die Zufälle der VUKA-Welt. In unternehmeri-
        
        
          schen
        
        
          Vorhaben im Sinne von Effectuation
        
        
          erhält der Zufall eine neue Rolle
        
        
          . Er hilft da-
        
        
          bei zu identifizieren, wo unternehmerische Ge-
        
        
          legenheiten erzeugt werden können. Zufälle
        
        
          und Rückschläge tragen meist auch schon In-
        
        
          formationen darüber im Gepäck, was funktio-
        
        
          nieren könnte. Es gilt also Zufälle geradezu zu
        
        
          produzieren und daran zu arbeiten, eine gute
        
        
          „Zufallsrendite“ zu erzielen.
        
        
          Prinzip der Vereinbarungen
        
        
          und Partnerschaften
        
        
          Betreibt man seine Vorhaben nach Manage-
        
        
          ment-Methode, so wird schon in der Planung
        
        
          festgelegt, wer denn nun „die richtigen“ Kun-
        
        
          den, Partner, Lieferanten und Mitarbeiter sind.
        
        
          Bei der Implementierung des Plans hängt der
        
        
          Erfolg davon ab, „die richtigen“ tatsächlich an
        
        
          nächstes zur Tür hereinkommt. Ist es ein Kore-
        
        
          aner, kümmern wir uns eben um den koreani-
        
        
          schen Markt.“ Mehr zur unternehmerischen
        
        
          Geschichte von Andreas Schindler kann man in
        
        
          einem Artikel im Wirtschaftsmagazin brand
        
        
          eins (vgl. Sywottek, 2015) nachlesen, der die
        
        
          Grundlage dieses Fallbeispiels bildet.
        
        
          
            Elemente
          
        
        
          
            der unternehmerischen Methode
          
        
        
          Das Beispiel von Andreas Schindler zeigt ein-
        
        
          drucksvoll, wie man ein durch VUKA zerstörtes
        
        
          Geschäftsmodell in ein neues Modell transfor-
        
        
          mieren und seine Zukunft unternehmerisch ge-
        
        
          stalten kann. Es enthält aber auch Beispiele für
        
        
          die Prinzipien, die von der globalen Entrepre-
        
        
          neurship-Forschung als
        
        
          unternehmerische
        
        
          Expertise
        
        
          identifiziert wurden:
        
        
          Prinzip der Mittelorientierung
        
        
          Lektion eins im Management-Handbuch: Setze
        
        
          klare Ziele und suche dann nach Mitteln und
        
        
          Wegen, die Ziele rasch, günstig und sicher zu
        
        
          erreichen. Doch wo kommen die richtigen Zie-
        
        
          le her, wenn die Welt volatil, mehrdeutig und
        
        
          ungewiss ist?
        
        
          Unternehmerisch handeln be-
        
        
          ginnt daher bei den verfügbaren Mitteln.
        
        
          Erfahrene Unternehmer fragen sich „Wer bin
        
        
          ich, was weiß ich und wen kenne ich? Und was
        
        
          kann ich daraus machen?“. Daraus ergeben
        
        
          sich viele mögliche Ziele, die pragmatisch anvi-
        
        
          siert werden können.
        
        
          Prinzip des leistbaren Verlusts
        
        
          Laut Management-Handbuch werden nur dieje-
        
        
          nigen Vorhaben gestartet, die bereits am Papier
        
        
          den besten erwarteten Ertrag versprechen. Nun
        
        
          
            Autor
          
        
        
          Michael Faschingbauer, MBA
        
        
          ist Experte für unternehmerische Expertise (Effectuation). Als
        
        
          Managing Partner von Effectuation Intelligence ist er als Orga-
        
        
          nisationsberater, Dozent, Speaker und Autor tätig.
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          
            Effectuation