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          Er hat lange gute Dienste geleistet, der Grund-
        
        
          satz „Alles was wir vorhersagen können, kön-
        
        
          nen wir auch steuern“. In einer Welt, deren Ent-
        
        
          wicklung sich vorhersagen lässt, funktioniert
        
        
          der Management-Grundschritt „Ziele setzen –
        
        
          planen – umsetzen“ ausgezeichnet. Doch die
        
        
          Voraussetzungen haben sich für die meisten
        
        
          von uns geändert. Kaum jemand kann es sich
        
        
          leisten so zu tun, als ob sich die Zukunft aus
        
        
          Vergangenheitsdaten ableiten ließe.
        
        
          Die Welt
        
        
          ist „VUKA“
        
        
          geworden:
        
        
          volatil, ungewiss,
        
        
          komplex und ambig
        
        
          , sprich: mehrdeutig.
        
        
          VUKA ist seit jeher der Kontext, in dem erfolg-
        
        
          reiche Unternehmer ihre Vorhaben betreiben.
        
        
          Aus der Beforschung der Denk- und Entschei-
        
        
          dungsgewohnheiten erfolgreicher Entrepreneure
        
        
          lässt sich ein neuer Grundsatz ableiten: „Alles
        
        
          was wir steuern können, brauchen wir nicht vor
        
        
          herzusagen.“ Doch wie geht das genau? Unter
        
        
          dem wissenschaftlichen Begriff
        
        
          „Effectuati-
        
        
          on“ (Methode unternehmerischer Experti-
        
        
          se)
        
        
          finden wir praktische Heuristiken, die uns
        
        
          weiterhelfen.
        
        
          
            Landkarte und Kompass für die
          
        
        
          
            Gestaltung der Zukunft
          
        
        
          Wenn wir den Grundsatz unseres Vorgehens
        
        
          hinterfragen, sollten wir nichts überstürzen.
        
        
          Wo genau sind wir und wie verhält sich die
        
        
          Welt um uns? Wie VUKA ist unser Handlungs-
        
        
          feld nun tatsächlich? Und haben wir es in der
        
        
          Hand, dieses durch unser (Ver-)handeln zu
        
        
          gestalten? Zum Navigieren brauchen wir eine
        
        
          Landkarte und einen Kompass. Unsere Land-
        
        
          karte sollte zumindest zwei Faktoren beinhal-
        
        
          ten: Ist die Zukunft tatsächlich so ungewiss?
        
        
          Und sind wir in einer Position, in der wir steu-
        
        
          ern – sprich: gestalten – können?
        
        
          Unser
        
        
          PAVE-Modell
        
        
          (vgl. Abbildung 1) orien-
        
        
          tiert sich an der Arbeit von Entrepreneurship-
        
        
          Forschern der letzten 15 Jahre. Mit den vier
        
        
          Quadranten des Modells können wir unsere
        
        
          aktuelle Position bestimmen. Wie auf einer
        
        
          Landkarte verorten wir dazu unser Vorhaben
        
        
          je nach Vorhersehbarkeit der Zukunft und Ge-
        
        
          staltbarkeit der Umwelt. Wir können das
        
        
          PAVE-Modell aber auch als Kompass verwen-
        
        
          den und ablesen, welche Strategie der Zu-
        
        
          kunftsgestaltung wir wirkungsvoll einsetzen
        
        
          können. Bevor wir uns im weiteren Verlauf voll
        
        
          auf das VUKA-Gebiet (Quadrant rechts oben)
        
        
          konzentrieren, erkunden wir das gesamte Ter-
        
        
          ritorium (vgl. Abbildung 1).
        
        
          ➡
        
        
          ➡
        
        
          Planung nach klassischem Management
        
        
          Wenn die Zukunft vorhersehbar, aber durch
        
        
          uns nicht frei gestaltbar ist, dann können wir
        
        
          uns der Methode des klassischen Manage-
        
        
          ments bedienen. Ganz wie wir es in der BWL
        
        
          gelernt haben:
        
        
          Gute Analysen helfen uns
        
        
          dabei, uns in der Zukunft wirkungsvoll zu
        
        
          positionieren.
        
        
          Den passenden Werkzeugkof-
        
        
          fer haben uns Ansoff, Porter und Co. gut ge-
        
        
          füllt und wir können auf eine Vielzahl von Con-
        
        
          trolling-Werkzeugen zurückgreifen. Manage-
        
        
          ment funktioniert dort am besten, wo sich die
        
        
          Zukunft kontinuierlich entwickelt und wir auf
        
        
          Bestehendem aufbauen können. Aber leider
        
        
          eben nur dort.
        
        
          ➡
        
        
          ➡
        
        
          Visionär gestalten
        
        
          Visionäre Strategien und ihre visionären Helden
        
        
          sind in der Regel hoch geschätzt. Wenn Men-
        
        
          schen und Unternehmen die Zukunft nach ihren
        
        
          Vorstellungen formen und gestalten, dann be-
        
        
          eindruckt uns das. Oft vergessen wir dabei,
        
        
          dass es eine gehörige Portion Macht, Sturheit
        
        
          und nicht zuletzt auch Glück braucht, um visio-
        
        
          när zum Erfolg zu kommen. Erfolgsgeschich-
        
        
          ten, wie sie Steve Jobs mit dem iPhone schrieb,
        
        
          beeindrucken uns zwar. Sie lassen uns aller-
        
        
          dings ratlos zurück, wenn wir die Hebel nicht in
        
        
          Händen halten, um die Zukunft nach unseren
        
        
          Vorstellungen zu bauen.
        
        
          ➡
        
        
          ➡
        
        
          Adaptiv vorgehen und rasch lernen
        
        
          Wenn sich die Umwelt laufend ändert und wir
        
        
          neue Gelegenheiten „da draußen“ rasch finden
        
        
          und nutzen möchten, dann eignet sich agile Ad-
        
        
          aption. Die Software-Industrie zeigt uns vor,
        
        
          wie man sich in solchen Situationen gut verhal-
        
        
          ten kann. Agile Methoden a la „SCRUM“ oder
        
        
          „Lean“ basieren auf kurzen Lernschleifen und
        
        
          Trial-and-Error. Sie sind dann erfolgreich, wenn
        
        
          wir uns anpassen und schnell lernen müssen.
        
        
          Hier gilt die Devise: „Nicht die Großen fressen
        
        
          die Kleinen, sondern die Schnellen fressen die
        
        
          Langsamen.“
        
        
          
            Effectuation
          
        
        
          
            Unternehmerisch gestalten in der VUKA-Welt
          
        
        
          von Michael Faschingbauer
        
        
          
            Effectuation