CONTROLLER_MAGAZIN_04/2016 - page 34

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Er hat lange gute Dienste geleistet, der Grund-
satz „Alles was wir vorhersagen können, kön-
nen wir auch steuern“. In einer Welt, deren Ent-
wicklung sich vorhersagen lässt, funktioniert
der Management-Grundschritt „Ziele setzen –
planen – umsetzen“ ausgezeichnet. Doch die
Voraussetzungen haben sich für die meisten
von uns geändert. Kaum jemand kann es sich
leisten so zu tun, als ob sich die Zukunft aus
Vergangenheitsdaten ableiten ließe.
Die Welt
ist „VUKA“
geworden:
volatil, ungewiss,
komplex und ambig
, sprich: mehrdeutig.
VUKA ist seit jeher der Kontext, in dem erfolg-
reiche Unternehmer ihre Vorhaben betreiben.
Aus der Beforschung der Denk- und Entschei-
dungsgewohnheiten erfolgreicher Entrepreneure
lässt sich ein neuer Grundsatz ableiten: „Alles
was wir steuern können, brauchen wir nicht vor­
herzusagen.“ Doch wie geht das genau? Unter
dem wissenschaftlichen Begriff
„Effectuati-
on“ (Methode unternehmerischer Experti-
se)
finden wir praktische Heuristiken, die uns
weiterhelfen.
Landkarte und Kompass für die
Gestaltung der Zukunft
Wenn wir den Grundsatz unseres Vorgehens
hinterfragen, sollten wir nichts überstürzen.
Wo genau sind wir und wie verhält sich die
Welt um uns? Wie VUKA ist unser Handlungs-
feld nun tatsächlich? Und haben wir es in der
Hand, dieses durch unser (Ver-)handeln zu
gestalten? Zum Navigieren brauchen wir eine
Landkarte und einen Kompass. Unsere Land-
karte sollte zumindest zwei Faktoren beinhal-
ten: Ist die Zukunft tatsächlich so ungewiss?
Und sind wir in einer Position, in der wir steu-
ern – sprich: gestalten – können?
Unser
PAVE-Modell
(vgl. Abbildung 1) orien-
tiert sich an der Arbeit von Entrepreneurship-
Forschern der letzten 15 Jahre. Mit den vier
Quadranten des Modells können wir unsere
aktuelle Position bestimmen. Wie auf einer
Landkarte verorten wir dazu unser Vorhaben
je nach Vorhersehbarkeit der Zukunft und Ge-
staltbarkeit der Umwelt. Wir können das
PAVE-Modell aber auch als Kompass verwen-
den und ablesen, welche Strategie der Zu-
kunftsgestaltung wir wirkungsvoll einsetzen
können. Bevor wir uns im weiteren Verlauf voll
auf das VUKA-Gebiet (Quadrant rechts oben)
konzentrieren, erkunden wir das gesamte Ter-
ritorium (vgl. Abbildung 1).
Planung nach klassischem Management
Wenn die Zukunft vorhersehbar, aber durch
uns nicht frei gestaltbar ist, dann können wir
uns der Methode des klassischen Manage-
ments bedienen. Ganz wie wir es in der BWL
gelernt haben:
Gute Analysen helfen uns
dabei, uns in der Zukunft wirkungsvoll zu
positionieren.
Den passenden Werkzeugkof-
fer haben uns Ansoff, Porter und Co. gut ge-
füllt und wir können auf eine Vielzahl von Con-
trolling-Werkzeugen zurückgreifen. Manage-
ment funktioniert dort am besten, wo sich die
Zukunft kontinuierlich entwickelt und wir auf
Bestehendem aufbauen können. Aber leider
eben nur dort.
Visionär gestalten
Visionäre Strategien und ihre visionären Helden
sind in der Regel hoch geschätzt. Wenn Men-
schen und Unternehmen die Zukunft nach ihren
Vorstellungen formen und gestalten, dann be-
eindruckt uns das. Oft vergessen wir dabei,
dass es eine gehörige Portion Macht, Sturheit
und nicht zuletzt auch Glück braucht, um visio-
när zum Erfolg zu kommen. Erfolgsgeschich-
ten, wie sie Steve Jobs mit dem iPhone schrieb,
beeindrucken uns zwar. Sie lassen uns aller-
dings ratlos zurück, wenn wir die Hebel nicht in
Händen halten, um die Zukunft nach unseren
Vorstellungen zu bauen.
Adaptiv vorgehen und rasch lernen
Wenn sich die Umwelt laufend ändert und wir
neue Gelegenheiten „da draußen“ rasch finden
und nutzen möchten, dann eignet sich agile Ad-
aption. Die Software-Industrie zeigt uns vor,
wie man sich in solchen Situationen gut verhal-
ten kann. Agile Methoden a la „SCRUM“ oder
„Lean“ basieren auf kurzen Lernschleifen und
Trial-and-Error. Sie sind dann erfolgreich, wenn
wir uns anpassen und schnell lernen müssen.
Hier gilt die Devise: „Nicht die Großen fressen
die Kleinen, sondern die Schnellen fressen die
Langsamen.“
Effectuation
Unternehmerisch gestalten in der VUKA-Welt
von Michael Faschingbauer
Effectuation
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