 
          
            31
          
        
        
          spitzen z. B. bei der Budgetierung, den Ab-
        
        
          schlüssen, den Forecasts führen zu einer
        
        
          ho-
        
        
          hen Arbeitsbelastung
        
        
          mit der Gefahr, dass
        
        
          Zeiten der Ruhe und Regeneration immer sel-
        
        
          tener werden oder gänzlich ausbleiben. Zum
        
        
          Teil restriktive Handhabungen der Ferienre-
        
        
          gelungen verstärken diesen Negativeffekt.
        
        
          Fehlende Freiräume für Freizeitaktivitäten,
        
        
          wie z. B. Sport, Freunde treffen, Zeiten der
        
        
          Stille und Besinnung sind fast zwangsläufig
        
        
          und führen zu einem belastenden Ungleich-
        
        
          gewicht der Lebensgestaltung. Die
        
        
          Lifeba-
        
        
          lance ist nicht mehr gewahrt
        
        
          . Die Gefahr
        
        
          der mentalen und körperlichen Erschöpfung
        
        
          der Controller ist immens. That’s nothing else
        
        
          than burn-out.
        
        
          
            These 3 – Die Controller selbst
          
        
        
          
            stehen vermehrt in der Kritik
          
        
        
          Was ist der „Value added“ der Controller? Wozu
        
        
          braucht’s die Controller überhaupt? Die Con
        
        
          troller verstehen zu wenig vom Geschäft! Sie
        
        
          sind oft
        
        
          keine wirklichen Gesprächspartner
        
        
          und agieren als Erbsenzähler und
        
        
          „Kontrol
        
        
          letis“
        
        
          . In der Folge leiden das eigene Selbstbild
        
        
          und Rollenverständnis der Controller. Dies gilt
        
        
          umso mehr, wenn im Unternehmen
        
        
          kein klares
        
        
          Controller-Leitbild
        
        
          mit entsprechender Vision
        
        
          und Strategie
        
        
          für den Controller-Service
        
        
          vor-
        
        
          handen ist (das ist leider die Regel). Die Posi
        
        
          tionierung des Controller-Service im Unterneh-
        
        
          menssystem ist nicht klar. All dies führt dazu,
        
        
          dass die Quellen einer intrinsischen Motivation
        
        
          für die Controller-Arbeit versiegen. Demotiva
        
        
          tion, Frust, fehlende Arbeitslust, Resignation
        
        
          bis hin zur Depression sind eine nahe liegende
        
        
          Folgeerscheinung.
        
        
          
            These 4 – Controller sind Quer-
          
        
        
          
            schnitttypen und befinden sich
          
        
        
          
            im Idealfall im kontinuierlichen
          
        
        
          
            Dialog mit dem Management
          
        
        
          So lautet das allseits verbreitete Ideal. Wenn
        
        
          dem so wäre, wird die Fähigkeit zur Bezie-
        
        
          hungsgestaltung zur Schlüsselqualifikation
        
        
          der Controller. Controller ist der Coach des
        
        
          Managements. „Business Partner“ des Ma-
        
        
          nagements zu sein, bedeutet auf der Bezie-
        
        
          hungsebene Coaching-Kompetenzen zu ent-
        
        
          wickeln, um das Management in seiner Pro
        
        
          blemsituation zu begleiten und zu einer Kom-
        
        
          petenz- und Lösungsorientierung beizutragen.
        
        
          Ein Blick in die Praxis wirkt ernüchternd. Ent-
        
        
          wicklungsmaßnahmen mit der Zielrichtung,
        
        
          die Verhaltenskompetenzen der Controller zu
        
        
          verbessern, werden nicht ohne weiteres ge-
        
        
          fördert. „Soft Trainings“ werden eher seltener
        
        
          budgetiert und durchgeführt. Zudem werden
        
        
          Controller häufig als introvertiert und IT-orien-
        
        
          tiert wahrgenommen. Das Nerd-Phänomen
        
        
          der Controller wird zum alltäglich Erlebten. Es
        
        
          entsteht ein innerer Zielkonflikt zwischen
        
        
          dem, was Controller können sollten und dem,
        
        
          was man glaubt zu können. Rückzug, Power-
        
        
          Point-Onanie, Excel-Ekstase sind die Folgen.
        
        
          Controller verlieren sich im Dschungel der
        
        
          Zahlen und Grafiken. Dann doch lieber die
        
        
          Grafik optimieren als sich selbst. Sinnkrise,
        
        
          fehlende gleiche Augenhöhe zum Manage-
        
        
          ment, Orientierungs- und Hilflosigkeit sind
        
        
          nicht selten. Controller erleben sich zuneh-
        
        
          mend in der Opferrolle. Eine aktive und auto-
        
        
          nome Gestaltung der Arbeitswelt des Control-
        
        
          lers wird unwahrscheinlich.
        
        
          
            These 5 – Controller überhöhen
          
        
        
          
            sich selbst
          
        
        
          Eine besondere Form des Narzissmus zeigt
        
        
          sich in dem immer noch vorherrschenden
        
        
          Glauben an den homo oeconomicus, oder in
        
        
          unserem Kontext an den
        
        
          homo controllicus
        
        
          .
        
        
          Die Welt wird als planbar, steuerbar und vor-
        
        
          hersehbar beschrieben. Entscheidungsmodel-
        
        
          le, die primär kognitiv geprägt sind, werden
        
        
          von Beratern als Allheilmittel angepriesen und
        
        
          teuer verkauft. Unbewusstes und Unwillkürli-
        
        
          ches wird ausgeblendet, so als ob der Mensch
        
        
          nur aus einem Großhirnlappen bestünde. Busi-
        
        
          ness Intelligence, Data Mining etc. suggerie-
        
        
          ren die Vorstellung vollständiger Information.
        
        
          Digitalisierung und Industrie 4.0 werden
        
        
          zu den Superlativen einer „controllable
        
        
          world“.
        
        
          So entscheiden die Controller oder die
        
        
          als nahezu perfekt wahrgenommenen Syste-
        
        
          me, ob eine Investition getätigt wird oder nicht,
        
        
          ob Menschen entlassen werden oder nicht.
        
        
          Die allwissenden Controller verlieren den Kon-
        
        
          takt zu den Menschen. Fremdbild und Selbst-
        
        
          bild klaffen weit auseinander. Hochmut kommt
        
        
          vor dem Fall. Die Sinnkrise ist programmiert.
        
        
          Ein Dieselskandal bringt das Weltbild einer
        
        
          ganzen Nation ins Wanken. Wie konnte das
        
        
          passieren? Wo waren die Controller? Arroganz
        
        
          und Überheblichkeit, Isolation und Einsamkeit
        
        
          stehen dicht nebeneinander. Die Krise wird zur
        
        
          Lösung, Wandel unausweichlich. Plötzlich ist
        
        
          von Werten die Rede, von den ethischen, nicht
        
        
          den monetären. Letztere sind schon längst
        
        
          den Bach hinunter.
        
        
          Der Autor freut sich auf Antithesen zu seiner
        
        
          Wahrnehmung, wohl wissend, dass es die
        
        
          Realität nicht gibt, sondern nur unterschiedli-
        
        
          che Wahrnehmungen der Wirklichkeit. Die ei-
        
        
          gentliche Bereicherung besteht nunmehr dar-
        
        
          in, die individuellen Sichtweisen auf das
        
        
          scheinbar ein- und dasselbe Phänomen aus-
        
        
          zutauschen.
        
        
          
            Autor
          
        
        
          Dipl.-Volkswirt Prof. Dr. Martin Hauser
        
        
          ist Trainer der CA Akademie. Seine Schwerpunktthemen sind
        
        
          wertorientierte Unternehmensführung, Performance-Manage-
        
        
          ment, Center-Steuerung und Strategie-Controlling.
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          
            CM Juli / August 2016