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          aufgrund von Vollauslastung reduziert bzw.
        
        
          gestoppt werden.
        
        
          Um Aussagen zum Deckungsbeitrag zu treffen,
        
        
          müssen im Rahmen der laufenden Kontrolle zu-
        
        
          sätzlich die Erlöse berücksichtiget werden.
        
        
          Hierzu sollten die Veranstalter von den Vorver-
        
        
          kaufsstellen und Ticketsystemanbietern min-
        
        
          destens zweimal pro Woche die Vorverkaufs-
        
        
          zahlen als digitalen und bearbeitbaren Intervall-
        
        
          verkaufsbericht mit der Anzahl der verkauften
        
        
          Tickets pro Preiskategorie und Ermäßigungen
        
        
          anfordern, um möglichst über aktuelle Erlösan-
        
        
          gaben zu verfügen. Spätestens fünf Werktage
        
        
          nach einer Veranstaltung sollte eine Endab-
        
        
          rechnung bei den Tourveranstaltern eingehen.
        
        
          Diese Informationen werden für eine zeitnahe
        
        
          Nachkalkulation pro Show/Spielstätte und pro
        
        
          Tournee benötigt.
        
        
          Aus Erfahrungswerten kann der Veranstalter
        
        
          ableiten, wie viele Tickets pro Woche verkauft
        
        
          werden. Sind die aktuellen Erlöse bzw. ver-
        
        
          kauften Tickets wenige Wochen vor dem
        
        
          Showstart einer Spielstätte inklusive der noch
        
        
          zu erwartenden Ticketverkäufe bis Showbe-
        
        
          ginn deutlich unter den Erwartungen, kann der
        
        
          Tourneeveranstalter mit zusätzlichen Plakatie-
        
        
          rungen, Anzeigenschaltungen in der regiona-
        
        
          len Presse sowie regionalen Radiospots versu-
        
        
          chen, den Ticketverkauf noch kurzfristig anzu-
        
        
          regen und den Erfolg der Maßnahme in den
        
        
          Auswertungen der Mitlaufenden Kontrolle be-
        
        
          obachten. Eine weitere Möglichkeit besteht in
        
        
          einer flexiblen und dynamischen Ticket-Preis-
        
        
          gestaltung, um die Nachfrage zu stimulieren.
        
        
          Daher ist die Betrachtung der Erlösseite unab-
        
        
          dingbar, sowohl um Informationen zum aktuel-
        
        
          len DB pro Spielstätte zu haben als auch um
        
        
          die Wirkung möglicher Steuerungsmaßnah-
        
        
          men anhand der Veränderung der verkauften
        
        
          Tickets ablesen zu können.
        
        
          Je nach Situation
        
        
          empfiehlt es sich, den Berichtszyklus zu
        
        
          verkürzen.
        
        
          Erst die Konsolidierung aller Ergebnisse (Daten-
        
        
          blätter) pro Spielstätte einer Tour lässt Aussa-
        
        
          gen zum aktuellen Stand einer Tournee zu.
        
        
          In der heutigen Praxis liegt das Augenmerk des
        
        
          Projektcontrollings in der zeitraubenden Aufbe-
        
        
          reitung der Daten. Um jedoch überhaupt noch
        
        
          in der Lage zu sein, bei Abweichungen gegen
        
        
          zu steuern, sollte sich der Aufgabenschwer-
        
        
          punkt zukünftig zu Gunsten der Kostenabwei-
        
        
          chungsanalyse und unmittelbaren Einleitung
        
        
          und Steuerung von Gegenmaßnahmen ver-
        
        
          schieben.
        
        
          Nachkalkulation
        
        
          Wenn alle Abrechnungen einer abgeschlosse-
        
        
          nen Tournee vorliegen, kann die Nach- bzw.
        
        
          Schlusskalkulation beginnen. Zu diesem Zweck
        
        
          werden zunächst die Tourneegemeinkosten auf
        
        
          null gesetzt. Anschließend werden die kalkula-
        
        
          torischen Soll-Tourneegemeinkosten pro Show
        
        
          und Spielstätte durch die kumulierten, finalen
        
        
          Ist-Gemeinkosten ersetzt. Dies kann ggf. zu ei-
        
        
          ner Belastung oder Entlastung der DB pro
        
        
          Spielstätte führen.
        
        
          Anschließend wird eine Soll-Ist-Aufstellung
        
        
          pro Spielstätte und für die gesamte Tournee
        
        
          erstellt. Ein abschließender Vergleich der tat-
        
        
          sächlich angefallenen Kosten mit dem ur-
        
        
          sprünglichen Tourneebudget ist ein auf-
        
        
          schlussreiches Instrument, um festzustellen,
        
        
          welche Kostenarten pro Kostenträger zu ge-
        
        
          ring oder zu hoch kalkuliert waren, ob die ge-
        
        
          samte Tournee und die verschiedenen Spiel-
        
        
          stätten richtig kalkuliert waren und was Grün-
        
        
          de für Abweichungen sind.
        
        
          Die gewonnenen
        
        
          Erkenntnisse können ein wertvoller Erfah-
        
        
          rungsgewinn für die Entscheidung, Pla-
        
        
          nung und Durchführung zukünftiger Tour-
        
        
          neen sein.
        
        
          
            Fazit
          
        
        
          Um sich als Tourneeveranstalter im schnellle-
        
        
          bigen Live-Entertainment-Markt nachhaltig zu
        
        
          behaupten, ist ein
        
        
          effektives operatives
        
        
          Projektcontrolling erforderlich
        
        
          , um geringe
        
        
          Kapazitätsauslastungen, ausbleibende Umsät-
        
        
          ze und steigende Kosten
        
        
          zeitnah zu identifi-
        
        
          zieren
        
        
          . Insbesondere das vorgestellte Instru-
        
        
          ment der Mitlaufenden Kontrolle liefert mit
        
        
          umfangreichen Datensätzen eine Transparenz,
        
        
          die für Steuerungsmaßnahmen unabdingbar
        
        
          ist. Um den zahlreichen Insolvenzen in der
        
        
          Branche entgegenzuwirken, müssen Veran-
        
        
          stalter v.a. Investitionen in die IT weiter voran-
        
        
          treiben. Denn ohne den Einsatz intelligenter
        
        
          und vernetzter IT-Lösungen, die die verschie-
        
        
          denen Anforderungen seitens Projektleitung,
        
        
          -buchhaltung und -controlling sowie -marke-
        
        
          ting erfüllen, sind Tourneeveranstalter nicht in
        
        
          der Lage, den Branchen-„Stresstest“ dauer-
        
        
          haft zu bestehen.
        
        
          
            Literatur
          
        
        
          GfK (2008): Studie zum Konsumverhalten der
        
        
          Konzert- und Veranstaltungsbesucher in
        
        
          Deutschland
        
        
          GfK (2012): Studie zum Konsumverhalten der
        
        
          Konzert- und Veranstaltungsbesucher in
        
        
          Deutschland
        
        
          Schäfer, H. (1998): Musicalproduktionen.
        
        
          Marketingstrategien und Erfolgsfaktoren, Wies-
        
        
          baden
        
        
          Waddell, R.D/Barnet, R./Berry, J (2007): This
        
        
          Business of Concert Promotion and Touring,
        
        
          New York
        
        
          
            CM Juli / August 2015