67
          
        
        
          grundsätzlich längerfristiges Commitment der
        
        
          Unternehmensleitung zu einem konsequenten
        
        
          Working Capital Management.
        
        
          1. Grundsatzentscheidung der Unterneh-
        
        
          mensleitung: Cash/WoC als TOP-KPI
        
        
          Dies sollte seinen Niederschlag auch darin fin-
        
        
          den, dass Cash und WoC-Indikatoren dauerhaft
        
        
          als Top-KPI’s des Unternehmens verfolgt werden.
        
        
          2. IST-KPI’s und IST-Incentive-System
        
        
          überprüfen
        
        
          Vorhandene KPI’s und daraus abgeleitete Ziel-
        
        
          systeme sollten unter WoC-Gesichtspunkten
        
        
          auf ihre Stimmigkeit überprüft werden. Die Pra-
        
        
          xis zeigt, dass Zielsysteme häufig nicht logisch-
        
        
          sinnvoll oder sogar widersprüchlich aufgebaut
        
        
          sind und daher massive Veränderungsbarrieren
        
        
          darstellen. Dies gilt umso mehr, wenn sie Basis
        
        
          für Incentive-Systeme sind. Bsp.: Zahlung von
        
        
          Umsatzprovision nach Auftragseingang und
        
        
          nicht nach Zahlungseingang.
        
        
          3. Know-how/Know-why ergänzen über
        
        
          Prozess- und Cash-Management
        
        
          Die Verbesserung der WoC-Performance er-
        
        
          folgt über Prozessmanagement. Das Know-how
        
        
          und das zugehörige „Warum?“, also Know-why
        
        
          zur wirtschaftlichen Prozessgestaltung sollte
        
        
          den betroffenen Verantwortlichen in der Supply
        
        
          Chain, aber auch in Finanzierung/Treasuring/
        
        
          Controlling bekannt sein und aktuell geschult
        
        
          werden.
        
        
          4. Zentralisierung Supply Chain-/WoC-
        
        
          Management
        
        
          Zur integrierten Abstimmung des Supply Chain-
        
        
          wie auch des WoC-Managements bietet sich
        
        
          eine Zentralisierung der jeweiligen Führungs-
        
        
          funktion an. Beide Bereiche sollten in enger Ab-
        
        
          stimmung arbeiten. Bei einzelnen marktführen-
        
        
          den Unternehmen ist sehr erfolgreich die Lei-
        
        
          tung des gesamten WoC-Managements als
        
        
          auch die Verantwortung für weite Bereiche des
        
        
          Supply Chain-Managements in eine Hand ge-
        
        
          legt. Notwendig ist – wie immer bei Stellenbe-
        
        
          setzungen – eine dementsprechende, hier sehr
        
        
          weit reichende persönliche Qualifikation des
        
        
          Stelleninhabers.
        
        
          5. Unternehmensübergreifende Verbesse-
        
        
          rung der gesamten Supply Chain
        
        
          Die bisher genannten Schritte laufen primär
        
        
          Unternehmens-intern ab. In der Unternehmens-
        
        
          übergreifenden Abstimmung des WoC entlang
        
        
          der Supply Chain liegen weitere erhebliche Ver-
        
        
          besserungspotenziale. Diese zu realisieren ist
        
        
          eine sicher lohnende Aufgabe, erfordert jedoch
        
        
          eine komplexe Abstimmung, da in der Praxis
        
        
          weniger Supply Chains als vielmehr Supply-
        
        
          Netze und damit verzweigte Lieferanten-Part-
        
        
          ner-Verhältnisse vorliegen. Auch hier wird es
        
        
          Abstimmungskonflikte geben. Grundsätzlich
        
        
          entscheiden die vorliegenden Machtverhältnis-
        
        
          se, ob diese Abstimmungen zu einem win-win
        
        
          oder einem win-loose der Partner führt.
        
        
          Und warum das Ganze?
        
        
          EBIT is Queen, heißt es.
        
        
          Doch: Cash is King!
        
        
          Working Capital Management ist beiden
        
        
          zu Diensten!
        
        
          
            Fußnote
          
        
        
          1
        
        
          Netto-Umlaufvermögen
        
        
          
            Literatur
          
        
        
          Ernst & Young: All tied up. Management Re-
        
        
          port, 2012
        
        
          Internationaler Controller Verein (Hrsg.): Wor-
        
        
          king Capital Management – Leitfaden für die
        
        
          nachhaltige Optimierung von Vorräten, Forde-
        
        
          rungen und Verbindlichkeiten, Freiburg, Mün-
        
        
          chen 2013
        
        
          Klepzig, H.-J.: Working-Capital und Cash
        
        
          Flow, 3. Aufl., Gabler Verlag, Wiesbaden 2014
        
        
          Losbichler, H.: Working Capital Management
        
        
          – Wirkungen und Grenzen in der Praxis, in: We-
        
        
          ber, J./ Vater, H./ Schmidt, W./ Reinhard, H.,
        
        
          Turnaround, Navigation in stürmischen Zeiten,
        
        
          S. 51-60, Weinheim 2012
        
        
          Womack, James P.; Jones, Daniel T.; Roos,
        
        
          Daniel: The Machine that Changed the World,
        
        
          New York 1990
        
        
          Working Capital Management ist eine Quer-
        
        
          schnittsmaterie: es gilt, Prozesse abteilungs-
        
        
          und unternehmensübergreifend zu gestalten,
        
        
          klare Verantwortungen zu schaffen, vielfältige
        
        
          Zielkonflikte aufzulösen, insbesondere Unter-
        
        
          nehmens- vor Abteilungsziele und Liquiditäts-
        
        
          ziele neben Ertragsziele zu stellen.
        
        
          Die CA controller akademie behandelt im Fach-
        
        
          seminar „Working Capital Management“ resul-
        
        
          tierende Fragen, Probleme und Konflikte und
        
        
          liefert Vorschläge zur Ausgestaltung eines effi-
        
        
          zienten Working Capital Managements.
        
        
          
            CM Juli / August 2015
          
        
        
          
            Autoren
          
        
        
          Prof. Dr. Heinz-Jürgen Klepzig
        
        
          lehrt an der Hochschule Augsburg. Des Weiteren untersucht
        
        
          und gestaltet er seit vielen Jahren in Theorie und Praxis das
        
        
          Zusammenwirken von Prozessmanagement mit Asset Ma-
        
        
          nagement und Working Capital Controlling. Zudem ist er lang-
        
        
          jähriges Mitglied im Internationalen Controller Verein (ICV).
        
        
          Dr. Henrik Vater
        
        
          ist Mitglied des Vorstands und Chief Financial Officer der süd-
        
        
          europäischen Aktivitäten eines führenden DAX-30 Konzerns.
        
        
          Des Weiteren ist er Vorsitzender des Facharbeitskreises „Wor-
        
        
          king Capital Management“ des Internationalen Controller Ver-
        
        
          eins (ICV).