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          Die Ermittlung der Gewinnschwelle (Break-
        
        
          Even-Rechnung) gehört zu einem der beliebtes-
        
        
          ten Instrumente in der Praxis und wird in den
        
        
          meisten Lehrbüchern zum Controlling und zur
        
        
          Kostenrechnung behandelt.
        
        
          1
        
        
          Ihr Ziel ist im ein-
        
        
          fachsten Fall eines Einprodukt-Unternehmens
        
        
          die Ermittlung der benötigten Absatzmenge,
        
        
          um Verluste zu vermeiden, eben die sog. Ge-
        
        
          winnschwelle. Diese ist ermittelbar als:
        
        
          x
        
        
          BEP
        
        
          = K
        
        
          fix
        
        
          / (p – k
        
        
          var
        
        
          ), [Umsatz-, Gesamtkosten-
        
        
          modell] mit
        
        
          x
        
        
          BEP
        
        
          = Break-Even-Menge, also Absatzmenge
        
        
          bei Gewinnschwelle
        
        
          K
        
        
          fix
        
        
          = Fixkosten der Periode
        
        
          p = Absatzpreis
        
        
          k
        
        
          var
        
        
          = variable Kosten je Stück
        
        
          oder
        
        
          über den Stückdeckungsbeitrag db = p-k
        
        
          var
        
        
          x
        
        
          BEP
        
        
          = Kfix / db [Deckungsbeitragsmodell]
        
        
          Die Break-Even-Rechnung betrachtet von vorn-
        
        
          herein schon ein Risiko: namentlich das Risiko
        
        
          von Verlusten. Allerdings wird es nicht weiter in
        
        
          Form von Eintrittswahrscheinlichkeiten oder
        
        
          Eintrittshöhen quantifiziert, nur die für eine Ver-
        
        
          lustvermeidung nötige Absatzmenge wird be-
        
        
          rechnet. Dennoch kann man bereits mit diesem
        
        
          einfachen Modell eine Reihe von Analysen
        
        
          durchführen, so bspw. die Auswirkungen von
        
        
          Mengen-, Preis- und Kostenänderungen.
        
        
          Aufgrund der mangelnden kurzfristigen
        
        
          Abbaubarkeit von Fixkosten stellen diese
        
        
          ein weiteres Risiko für ein Unternehmen
        
        
          dar.
        
        
          Bei
        
        
          sinkenden Absatzmengen
        
        
          hat das-
        
        
          jenige Unternehmen einen Nachteil, welches
        
        
          höhere bzw. länger nicht abbaubare Fixkosten
        
        
          aufweist. Andererseits hat dasselbe Unterneh-
        
        
          men
        
        
          bei steigenden Absatzmengen durch
        
        
          den höheren Fixkostenanteil einen Vorteil.
        
        
          Dieses Risiko der Volumenänderung wird auch
        
        
          als „operating leverage“ bezeichnet. Es ermit-
        
        
          telt sich vereinfacht als Verhältnis aus jeweili-
        
        
          gem Deckungsbeitrag zu Gewinn.
        
        
          2
        
        
          In der praktischen Anwendung reicht die einfa-
        
        
          che Form der Break-Even-Rechnung nicht
        
        
          mehr aus: Zum einen verkaufen die meisten
        
        
          Unternehmen mehrere Produkte; zum anderen
        
        
          ist die Break-Even-Rechnung eine statische
        
        
          Betrachtung und unterschlägt die zeitliche Ent-
        
        
          wicklung und einen Großteil der Unsicherheit
        
        
          ihrer Eingangsgrößen.
        
        
          
            Mehrproduktfall
          
        
        
          Durch den Absatz mehrerer Produkte wird es
        
        
          in der Regel nicht mehr eine einzige Gewinn-
        
        
          
            Break-Even-Analyse im Mehrproduktfall
          
        
        
          
            unter Unsicherheit und Risiko
          
        
        
          von Robert Rieg
        
        
          
            Stochastische Break-Even-Analyse