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          schöpfungskette ist beim Working Capital
        
        
          Management aufgabenbedingt mit dem
        
        
          Of-
        
        
          fenlegen und Diskutieren von Konflikten
        
        
          zwischen diesen Beteiligten zu rechnen, die
        
        
          im „normalen“ Tagesgeschäft durch „busi-
        
        
          ness as usual“ toleriert werden.
        
        
          Gutes Working Capital Management erfordert
        
        
          die
        
        
          Adressierung und Lösung von Zielkon-
        
        
          flikten
        
        
          . Diese Konflikte können noch verstärkt
        
        
          werden durch widersprüchlich aufgebaute Ziel-
        
        
          systeme und die sich an den Zielsystemen ori-
        
        
          entierenden Incentive-Systeme. Konflikte erge-
        
        
          ben sich jedoch weiterhin auch regelmäßig zwi-
        
        
          schen diesen sog. primären Aktivitäten der
        
        
          Wertschöpfungskette und den sekundären Ak-
        
        
          tivitäten wie Finanzierung, Treasuring, Control-
        
        
          ling, die sich mit unterschiedlichen Prioritäten
        
        
          Risiko-absichernd und/oder Performance-
        
        
          verbessernd um die Working Capital Ausge-
        
        
          staltung kümmern.
        
        
          Integrierte Steuerung der Working Capital
        
        
          Prozesse
        
        
          Entscheidend für den nachhaltigen Erfolg des
        
        
          Working Capital Managements ist es also, die
        
        
          unterschiedlichen Interessen im Unternehmen
        
        
          auszubalancieren, indem man nicht einzelne
        
        
          Teilprozesse optimiert, sondern die Perfor-
        
        
          mance des gesamten Unternehmens im Blick
        
        
          behält. Ziel ist das Verfolgen von Gesamt-
        
        
          bilanzen der Prozessfluss-Performance
        
        
          im
        
        
          „total view“
        
        
          aus übergeordneter Vogelpers-
        
        
          pektive! Die Praxis zeigt, dass eine integrierte
        
        
          Steuerung der drei Prozesse durch einen
        
        
          gesamtheitlich denkenden Working-Capital
        
        
          Manger sehr selten stattfindet.
        
        
          Know-how und Know-why
        
        
          Voraussetzung für einen total view ist, den
        
        
          Blickwinkel der Beteiligten prozessorientiert
        
        
          nach wirtschaftlichen Kriterien zu erweitern.
        
        
          Blickwinkel ausweiten bedeutet informieren,
        
        
          schulen, lernen. Dies muss fachübergreifend
        
        
          geschehen. Denn die Beurteilung und Gestal-
        
        
          tung der Prozesskette erfordert fachübergrei-
        
        
          fendes Know-how! Kommunikation entlang
        
        
          und über die Prozesskette ist nur dann mög-
        
        
          lich, wenn der eine das Basis-Sprachreper-
        
        
          toire des anderen beherrscht. Ein Controller,
        
        
          Treasurer oder Finanzmanager beispielsweise
        
        
          sollte also die Grundprinzipien des Prozess-,
        
        
          Supply Chain- und Lean-Managements ken-
        
        
          nen. Ein Logistiker, Prozess- oder IT-Manager
        
        
          sowie Manager in Produktion, Einkauf, Ver-
        
        
          trieb beispielsweise sollte also Basiswissen
        
        
          haben in betriebswirtschaftlichen Aspekten
        
        
          wie Economic Added Value, Liquidität und
        
        
          Cash Flow und auch in betriebswirtschaft-
        
        
          lichen Zusammenhängen wie dem Cash Cycle
        
        
          und dem Added Value Denken. Bei der Analy-
        
        
          se und Gestaltung der Working Capital-rele-
        
        
          vanten Prozesse gibt es in der Praxis einen
        
        
          weiteren Konflikt-verstärkenden Stolperstein:
        
        
          die operativen Einheiten agieren primär EBIT-
        
        
          orientiert!
        
        
          Die Cash-Orientierung ist auf-
        
        
          grund der ihr zugrundeliegenden Komple-
        
        
          xität vernachlässigt
        
        
          , wird aber vielfach auch
        
        
          gar nicht abgefordert.
        
        
          
            Working Capital und schlanke
          
        
        
          
            Prozesse: Wie packt man’s an?
          
        
        
          Erfahrungsgemäß bietet es sich an, die nach-
        
        
          folgend aufgeführten Schritte in der genannten
        
        
          Reihenfolge anzugehen. Sie bauen aufeinander
        
        
          auf und umfassen Schritt um Schritt weitere
        
        
          Aufgabenfelder. Da die anstehenden Aufgaben
        
        
          einer Working Capital Optimierung abteilungs-
        
        
          übergreifend, ja sogar unternehmensübergrei-
        
        
          fend sind, sind Ziel- und Interessenkonflikte
        
        
          vorprogrammiert. Ihre Regelung erfordert ein
        
        
          
            Working Capital Management
          
        
        
          
            Abb. 6a: Umschlagskennzahlen / Deutsche Kfz-Zulieferindustrie
          
        
        
          
            Abb. 6b: Umschlagskennzahlen / Deutsche Kfz-Zulieferindustrie