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gezogen werden (vgl. zu den Einzelheiten der
Ableitung Hoberg (2011), S. 808 ff.). Von dem
so ermittelten Nettoumsatz sind im ersten
Schritt die variablen Periodenkosten abzuzie-
hen, welche insb. aus den Materialkosten,
direkten Personalkosten, Energie, variablen
Frachten, Grünem Punkt, u. ä. bestehen. Die
Differenz ist der Deckungsbeitrag der betrach-
teten Periode, der die Fixkosten der gleichen
Periode abdecken muss (vgl. Abbildung 3).
Die Größen der Ordinate – hier Deckungsbeitrag
und Fixkosten – sind Periodengrößen, bezogen
auf die Mitte der betrachteten Periode (abge-
kürzt €/Pe). Die Mengen auf der Abszisse sind
Mengeneinheiten in der Mitte der betrachteten
Periode (ME/Pe); es handelt sich somit weder
um kumulierte Größen noch um Stückgrößen.
Problematisch ist der Block der Fixkosten FK,
der in Abbildung 3 bei 8000 €/Pe für die be-
trachtete Periode liegt. Er kann bestehen aus:
·
Periodenoverhead ohne AfA
·
Perioden-Wertverzehr für mehrjährig
genutzte Wirtschaftsgüter
·
Vorlaufkosten (materielle und immaterielle
Investitionen)
·
Nachlaufkosten
Leicht zuordenbar ist wohl der Overhead der je-
weiligen Periode. Zu ihm zählen die Kosten der
Zentralfunktionen (insb. der darin enthaltenen
Personalkosten), Mieten, Gebühren etc., aber
keine Abschreibungen. Der Perioden-Wertver-
zehr für die Nutzung mehrjähriger Wirtschafts-
güter erfolgt häufig auf Basis des externen
Rechnungswesens, was von den betriebswirt-
schaftlich richtigen Werten abweichen kann. Es
seien nur Wiederbeschaffungswerte und richti-
ge Nutzungsdauern als Unterschiedsmöglich-
keiten genannt.
Noch problematischer ist die Frage, ob die be-
trachtete Periode ihren „fair share“ der Vorlauf-
kosten (insb. Forschung und Entwicklung) trägt.
Dieser müsste eigentlich mit den modifizierten
dynamischen Stückkosten (vgl. Hoberg (2014d,
S. 1817-1822) ermittelt werden, welche den
richtigen Anteil gemäß den Verkaufsmengen
auf die betrachteten Perioden verteilen. Das ex-
terne Rechnungswesen hingegen belastet die
Personalkosten im Jahr der Erstellung und nicht
im Jahr der Nutzung. Auch Investitionen in die
Marke werden nur im Jahr der Kostenentste-
hung verrechnet.
Für die Nachlaufkosten müssten betriebswirt-
schaftlich korrekte Rückstellungen verrechnet
werden, deren Bemessung wiederum über die
modifizierten dynamischen Stückkosten laufen
kann. Leider wird häufig nur eine Gemeinkos-
tenumlage durchgeführt (vgl. Horváth, S. 468),
was nicht akzeptabel ist, weil die Verbindung zu
den Stückzahlen der profitierenden Perioden
nicht berücksichtigt wird. Der Perioden Break-
even hängt von der Gesamtvorteilhaftigkeit ab.
Höhere Mengen und zusätzliche Verkaufsjahre
erhöhen die Basis für die Umlagen der Vor- und
Nachlaufkosten, so dass pro Mengeneinheit
weniger Fixkosten verrechnet werden müssen.
Ein weiterer Break-even Punkt wird im Pro-
duktlebenszyklusmodell zum Ende der Sät-
tigungsphase behauptet.
Es gelten die glei-
chen Probleme wie oben dargestellt. Zusätzlich
taucht die Frage auf, wie lange weitergemacht
werden soll, zumal für die Degenerationsphase
Verluste behauptet werden. In Abbildung 1 wird
dieser Sichtweise nicht gefolgt, weil das Unter-
nehmen ja vorher aussteigen könnte, wobei
aber Effekte auf folgende Produktgenerationen
berücksichtigt werden müssten. Dies gilt umso
mehr, als die Gewinne der Kostenrechnung aus
Entscheidungssicht meistens viel zu niedrig
ausgewiesen werden.
Break-even-Kalkulation der Totalperiode
Interessanter
und dem
Sinn des Produktle-
benszykluskonzeptes
viel mehr entspre-
Abb. 3: Break-even-Menge (vgl. Varnholt/Lebefromm/Hoberg, S. 439)
Produktsterbezyklus