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          Zum
        
        
          Konzept des Produktlebenszyklus
        
        
          gibt
        
        
          es eine unübersichtlich große Menge an Fachli-
        
        
          teratur, so dass man meinen könnte, alle As-
        
        
          pekte der Lebenszyklustheorie seien abge-
        
        
          deckt. Insbesondere sollte man annehmen,
        
        
          dass es sich um ein empirisch abgesichertes
        
        
          Konzept handelt. Bei genauerer Analyse stellt
        
        
          sich aber heraus, dass gerade
        
        
          in den Grundla-
        
        
          gen viele Unklarheiten verborgen
        
        
          sind, so
        
        
          dass die darauf
        
        
          aufbauenden Analysen mit
        
        
          Vorsicht zu genießen
        
        
          sind.
        
        
          
            Darstellung
          
        
        
          Das auf den ersten Blick eingängige Prinzip des
        
        
          biologischen Lebenszyklus wird in der Wirt-
        
        
          schaft auf das „Leben“ von Produkten übertra-
        
        
          gen (vgl. schon 1965 Levitt, S. 81). In der
        
        
          Grundform werden häufig die folgenden Phasen
        
        
          unterschieden (vgl. z. B. Wöhe, S. 400):
        
        
          Einfüh-
        
        
          rung, Wachstum, Reife, Sättigung und De-
        
        
          generation
        
        
          . Teilweise werden die Phasen Reife
        
        
          und Sättigung auch in einer Phase zusammen-
        
        
          gezogen (vgl. z. B. Porter, S. 215 ff.). Auch gibt
        
        
          es 3-, 6- und 7-phasige Modelle (vgl. zu einem
        
        
          Überblick Walluschnig, S. 25 und Höft, S. 18 ff.).
        
        
          Abbildung 1 zeigt das häufig verwendete 5-
        
        
          stufige Modell (vgl. z. B. Wöhe, S. 400).
        
        
          Der Start eines Lebenszyklus basiert häufig auf
        
        
          neuen Technologien, deren Anwendung zu
        
        
          neuen Produkt-Marktkombinationen führt (vgl.
        
        
          zu den Technologien z. B. Höft, S. 4 ff.).
        
        
          1
        
        
          Die
        
        
          Abgrenzung zwischen den Phasen ist
        
        
          schwierig.
        
        
          Manchmal wird behauptet, dass die
        
        
          Erreichung des Break-even den Übergang von
        
        
          der Einführungs- in die Wachstumsphase mar-
        
        
          kiert, wie es auch in Abbildung 1 gezeigt ist. Die
        
        
          Erreichung dieses Break-even-Punktes zum
        
        
          Ende der Einführungsphase dürfte sicherlich
        
        
          nicht der Normalfall sein. Einige Produkte kön-
        
        
          nen dies schon früher erreichen (z. B. einige
        
        
          Apple-Produkte), andere werden es erst in Rei-
        
        
          fephase schaffen, andere gar nicht. Erschwe-
        
        
          rend kommt hinzu, dass es keine Definition des
        
        
          Break-even für die Anwendung im Produktle-
        
        
          benszyklus gibt, was im weiteren Text genauer
        
        
          untersucht wird. Teilweise findet man auch
        
        
          noch eine zusätzliche Kurve, welche den Cash-
        
        
          flow darstellt (vgl. z. B. Fink, S. 77).
        
        
          
            Probleme des Produktlebens-
          
        
        
          
            zykluskonzeptes
          
        
        
          Methodische Probleme der
        
        
          Phasenabgrenzung
        
        
          Zunächst ist auf die Definition des betrachteten
        
        
          Produktes einzugehen.
        
        
          Das Unternehmen will
        
        
          für sein eigenes Produkt wissen, wie die
        
        
          Phasen ablaufen.
        
        
          Aber aus diffusionstheoreti-
        
        
          scher Sicht beziehen sich die Aussagen eher auf
        
        
          eine Produktgruppe, also
        
        
          inkl. der ähnlichen
        
        
          Produkte der direkten Konkurrenz
        
        
          (vgl. z. B.
        
        
          Fischer, S. 41, Walluschnig, S. 39, Porter, S.
        
        
          215). Also müssten die Unternehmen aus dem
        
        
          Lebenszyklus der gesamten Produktgruppe die
        
        
          
            Produktsterbezyklus – das Produktlebens-
          
        
        
          
            zykluskonzept kritisch gesehen
          
        
        
          von Peter Hoberg
        
        
          
            CM März / April 2015