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matisch sind periodisch anfallende Kosten wie
z. B. Mieten, Rohstoffeinsatz, viele Personalkos-
tenarten, Logistik, jährliche Gebühren usw. Bei
Investitionen versuchen die Unternehmen, über
Abschreibungen eine periodengerechte Vertei-
lung zu erreichen. Zu den Investitionen gehören
auch solche in immaterielle Vermögensgegen-
stände. Wenn sie nicht aktiviert werden dürfen
(Beispiel: selbst geschaffene Marken), müssen
zunächst einmal die Daten des externen Rech-
nungswesens aus betriebswirtschaftlicher
Sicht überarbeitet werden (vgl. zur Vorgehens-
weise Hoberg (2014b), S. 553-560).
Während die jeweiligen Zeiträume der 5 unter-
schiedenen Phasen überhaupt keiner Gesetz-
mäßigkeit unterliegen (obwohl sie häufig gleich
lang eingezeichnet werden), muss für die Zwe-
cke der Ermittlung der Umsätze und Gewinne
eine Entscheidung über die Periodenlänge ge-
troffen werden. Häufig sind es Jahre. Aber in
anderen Industrien wie z. B. der Halbleiterindus-
trie wird quartalsweise (vgl. z. B. Walluschnig,
S. 80 ff.) oder teilweise sogar monatlich ge-
plant. Dass das Ende einer Lebenszyklusphase
zufälligerweise mit dem Ende eines Jahres
übereinstimmt, dürfte die Ausnahme darstel-
len. Das folgende Zahlenbeispiel in Abbildung 2
möge die Probleme genauer aufzeigen.
Wichtig ist zunächst, dass die betrachteten
Größen mit den richtigen Einheiten/Dimensio-
nen versehen werden (siehe Spalte 2). TME/
Pe bedeutet Tsd. Mengeneinheiten in Mitte der
jeweiligen Periodenmitte.
Die
Fixkosten sind in 2 Teile
aufgeteilt. Ein-
mal werden solche
Fixkosten ermittelt, die in
der Periode ihre Ursache haben
(Vertrieb,
Verwaltung, Marketing usw.). Darüber hinaus
sind Fixkosten zu berücksichtigen, die
auf an-
dere Perioden zurückzuführen
sind. Dies
sind hauptsächlichen die Abschreibungen aus
den Investitionen der Vorjahre. Hier wird der üb-
lichen Methode gefolgt, indem der gesamte
Wertverlust (6400-2400 = 4000 T€) auf die 8
Perioden verteilt wird. Schwierig wird die Quan-
tifizierung, wenn die Investition auch Beträge
für
Forschung/Entwicklung
enthält, die im
externen Rechnungswesen nicht aktiviert wer-
den dürfen. Es wird für das Beispiel angenom-
men, dass diese Beträge
in der Investitions-
summe enthalten
sind. Denn für die Produkt-
lebenszyklusanalyse ist nicht das externe
Rechnungswesen maßgeblich, sondern die
betriebswirtschaftliche Wirklichkeit.
Die Kapitalkosten ergeben sich als Verzinsung
auf das durchschnittlich gebundene Kapital von
(6400+2400)/2 = 4400 T€. Im Weiteren müs-
sen auch Belastungen berücksichtigt werden,
die für später erwartete Auszahlungen zurück-
gestellt werden. Atomkraftwerkbetreiber wür-
den die Entsorgungskosten und die Rückbau-
kosten in die Perioden mit hohem Absatz ein-
stellen. In Abbildung 2 wird
in Periode 4 zum
ersten Mal ein positiver Periodengewinn
erzielt, also der
Break-even
erreicht. Der
Wert
dieser Aussage ist sehr begrenzt
, weil in
erster Linie die Frage zu beantworten ist, ob
das Produkt insgesamt in die schwarzen Zahlen
kommen wird. Insofern ist in einer Zwischen-
analyse zunächst die Anwendbarkeit der ver-
schiedenen Break-even-Kriterien zu prüfen.
Break-even-Kalkulation einer Periode
In der Produktlebenszyklus-Graphik (vgl. Abbil-
dung 1) sind 2 Break-even-Zeitpunkte zu er-
kennen, die an den Schnittpunkten der Perio-
dengewinnkurve mit der Zeitachse liegen (vgl.
zu einer kritischen Analyse der Break-even-
Methode Hoberg (2014c), S. 759-768).
Break-
even Analysen gelten nur für die betrachte-
te Periode
; Interdependenzen mit anderen Pe-
rioden gibt es nicht (siehe auch Schweitzer/
Troßmann, S. 52). Teilweise wird der erste
Break-even-Zeitpunkt am Beginn der Wachs-
tumsphase eingezeichnet (siehe z. B. Wöhe,
S. 430) und der zweite in der Degenerations-
phase. Der letztere soll anzeigen, dass der Peri-
odengewinn danach wieder ins Negative ab-
rutscht. Die erwarteten Mengen bringen nicht
mehr genug Deckungsbeitrag, um die Fixkos-
ten abzudecken. Dabei wäre zu klären,
warum
das Unternehmen dann noch weitermacht.
Der Break-even-Punkt ist dann erreicht,
wenn der Nettoumsatz gerade alle Kosten
deckt
, wobei der Umfang der zu berücksichti-
genden Kosten unterschiedlich definiert wird.
Nicht selten fehlen Bestandteile, was insb. auf
die Kapitalkosten zutrifft. Der Nettoumsatz er-
gibt sich, indem vom Bruttoumsatz sämtliche
Rabatte und die Wirkung der Zahlungsziele ab-
Abb. 2: Beispiel zum Produktlebenszyklus
CM März / April 2015