CONTROLLER Magazin 2/2015 - page 50

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Oktober 2013 seine Planung für 2014-15 er-
stellt. Kaum eine andere Branche überbrückt
die Preisrisiken aus so verschiedenen Roh-
stoffwelten: Unter Einsatz von Biomassen
entstehen hier v.a. Bioethanol und Biodiesel.
Die Unternehmensgewinne drohen dabei zwi-
schen steigende Biomassenpreisen auf der
Kostenseite und fallenden Rohöl- und Kraft-
stoffpreisen auf der Erlösseite zerrieben zu
werden. In der exemplarischen Budgetpla-
nung (siehe Abbildung 1) wird dies allein
schon durch den hohen Materialeinsatz (v. a.
Raps, Weizen) im Vergleich zum Umsatz deut-
lich.
2
Kurzum: Für das Unternehmen ist es
überlebenswichtig, die Preiszusammenhänge
der Biofuel- und Agrarrohstoffpreise ange-
messen zu berücksichtigen, sei es für die
Ergebnisplanung
, für die
Ermittlung des
laufenden Finanzierungsbedarfs oder für
Zwecke der Risikosteuerung
.
Kernrisikotreiber identifizieren
Der erste Schritt ist daher, die Zusammenhän-
ge und Grundtreiber der relevanten Agrar- und
Mineralölpreisumwelt angemessen zu berück-
sichtigen. In diesem Beispiel sind es konkret die
Raps- und Weizenpreise der Inputseite und
die üblichen Mineralölpreise (Benzin, Diesel),
die die Biofuelpreise des Unternehmens be-
stimmen (siehe Abbildung 2).
Ein erster Blick auf die Preisentwicklungen
zeigt bekannte historischen Korrelationen (siehe
Abbildung 3; 2006:01-2013:09)
3
: Die engsten
Preiszusammenhänge bestehen innerhalb der
Ölprodukte (Korrelation von über 95%). Die Ag-
rarproduktpreise (hier: Weizen und Raps) sind
schwächer miteinander korreliert (rd. 75%), was
u. a. an unterschiedlichen Verwertungsformen,
Fruchtzyklen, etc. liegt. Marktübergreifend zei-
gen die Preise der Ölsaat Raps eine deutlich
engere Beziehung zu den Kraftstoffpreisen (rd.
89%) als die Weizenpreise (rd. 66%).
Es liegt es auf der Hand, dass die einzelnen
Preise zu unterschiedlichen Anteilen von ge-
meinsamen, globalen Ölmarkt- und Agrar-
markteinflüssen bestimmt werden. Tatsächlich
lassen sich diese, hinter den Preisen verborge-
nen, Kerntreiber explizit extrahieren. Ein Stan-
dardverfahren hierzu ist die
Hauptkomponen-
·
Stresstests für die Ertragskennzahlen und
den Finanzierungsbedarf des laufenden
Geschäftsbetriebs vorzunehmen, und
·
Maßnahmen zur Risikosteuerung zu verproben.
So angewendet ergibt sich eine konsistente
Bandbreitenplanung.
1
Das Vorgehen und der
Nutzen der quantitativen Standardverfahren wer-
den anhand eines Beispielfalls aufgezeigt, das
sich aus verschiedenen Praxisfällen zusammen-
setzt; es wird dabei deutlich,
wie sich das Con-
trolling in das Chancen/Risiko-Management
mit diesen Instrumenten einbringen kann.
Als konkretes Beispiel wird ein Biofuel-pro-
duzierendes Unternehmen gewählt, das im
·
Die zweite Beispielmethode (eine sog.
Kointegrationsanalyse) kann verwendet
werden, um langfristige Zusammenhänge
– z. B. zwischen Rohstoffen, Einkaufs- und
Verkaufspreisen – herauszuarbeiten, ohne
dabei kurzfristige Interdependenzen zwi-
schen diesen zu vernachlässigen.
Der vorliegende Beitrag illustriert, wie diese
beiden ausgewählten quantitativen Methoden
zweckmäßig eingesetzt werden können, um
·
die unternehmensrelevanten Risikofaktoren
fortzuschreiben,
·
eine Unternehmenssimulation vorzunehmen
und Planabweichungen (Risiken und Chan-
cen) für das Jahresergebnis zu ermitteln,
Marktpreisrisiko-Management
Abb. 1: Eckpunkte der Budgetplanung
1...,40,41,42,43,44,45,46,47,48,49 51,52,53,54,55,56,57,58,59,60,...116
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