CONTROLLER Magazin 2/2015 - page 40

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3. Die Veränderung der liquiden Mittel in der
Kapitalflussrechnung muss der Veränderung
der korrespondierenden Bilanzposition ent-
sprechen.
Diese drei Regeln werden bei Anwendung der
doppelten Buchhaltung und konsistenten Kapi-
talflussrechnungs-Systemen stets erfüllt, be-
reiten aber insbesondere bei Planungssyste-
men, die i.d.R. ohne die Nutzung der doppelten
Buchhaltung auskommen, große Herausforde-
rungen.
Beispiel:
Die Investitionsentscheidung für eine Maschine
bedingt immer die Beantwortung der Fragen
nach dem nötigen Kapitalvolumen (Ausgleich
von Vermögen und Kapital), der Finanzierung
und der Rückflüsse über die Zeit (Ein- und Aus-
zahlungsplan) und damit der Wirtschaftlich-
keitsbetrachtung (Erfolg und Aufwand). Dabei
sind die Implikationen nicht immer trivial, da
etwa unterschiedliche Arten der Finanzierung
unterschiedliche Erfolgs- und Zahlungsströme
auslösen. So sind Fremdkapitalzinsen i. d. R. –
aber nicht immer – steuerlich abzugsfähig, was
Steuerzahlungen reduziert.
Zeitliche Integration
Die zeitliche Integrationsnotwendigkeit ergibt
sich einerseits aus dem Umstand, dass für die
Steuerung nicht nur die Abbildung einer Perio-
de ausreichend ist, sondern dass perspekti-
visch vom aktuellen Jahr auch die
mehrere
Perioden umfassende operative und strate-
gische Planung
in die Betrachtung einzubezie-
hen ist. Andererseits muss die Liquidität jeder-
zeit sichergestellt sein, so dass die Periodenbe-
trachtung auch um unterjährige Betrachtungen
zu ergänzen ist, in denen die Liquiditätsmin-
destanforderungen stets erfüllt sind. Ansonsten
wird nur von einer am Periodenende dargestell-
ten auskömmlichen Liquidität ausgegangen
und das Risiko unternehmensgefährdender
Engpässe während der Periode nicht über-
wacht. Es ist somit eine Verzahnung der ver-
schiedenen Planungsebenen herzustellen.
Beispiel:
Wird in der strategischen Planung von einer
deutlichen Ausweitung des Produktangebots
durch Neuentwicklungen ausgegangen, können
kurzfristig nicht die Forschungs- und Entwick-
lungsausgaben gekürzt werden.
Organisatorische Integration
Das Unternehmen ist keine Einheit, sondern
besteht aus vielen Teilbereichen, die je nach
Unternehmenskultur eher zentral oder eher de-
zentral gesteuert werden. Hier gilt es sicherzu-
stellen, dass die Abbildung nicht nur für das
Gesamtunternehmen ausgeglichen (integriert)
ist, sondern dass dies auch in allen Teilberei-
chen durch die Kenntnis des Zielsystems gelebt
wird. Somit sind auch die Teilabbildungen für
die Steuerungszwecke in die Gesamtabbildung
zu integrieren bzw. im umgekehrten Fall der
zentralen Steuerung ist die Gesamtabbildung
konsistent in die Teilabbildungen aufzulösen.
Dies erfordert den Einbezug der bereichs- und
stellenbezogenen Budgetierung in die Erfolgs-,
Bilanz- und Finanzpläne.
Beispiel:
Die Investition in eine neue Fertigungsmaschine
kann nicht dadurch finanziert werden, dass für die
Produktionsausweitung benötigte Lackierroboter
einer anderen Abteilung verkauft werden.
Chancen und Risiken
Die integrierte Abbildung der Zahlungsströme
in der Kapitalflussrechnung zeigt die tatsächlich
angefallenen bzw. bei Plan-Kapitalflussrech-
nungen erwarteten Ein- und Auszahlungen.
Dies ist Segen und Fluch zugleich.
°
Zunächst kann es keine Diskussionen über
die Zahlungen geben – diese sind erfolgt
oder nicht. Eine Bewertung ist nicht not-
wendig, so dass ein für Führungskräfte
ungewohnt hohes Maß an Sicherheit der
Abbildung besteht.
°
Dies ist aber erkauft mit der konsequenten
Nichtabbildung von einschätzungsbehafte-
ten Sachverhalten, die zwar in der betrach-
teten Periode keine Zahlungen darstellen,
aber gleichwohl später mit sehr hoher
Wahrscheinlichkeit zu Zahlungen führen
werden.
·
Konkret bleiben die bestehenden Chancen
und Risiken bzw. die offenen Posten unbe-
rücksichtigt, die zwar teilweise bilanziell
schon realisiert sind, aber noch nicht als
Zahlungen vorliegen.
·
Bestimmte Risiken können – bei Vorliegen
der Passivierungsvoraussetzungen – be-
reits in der Erfolgs- und Bilanzrechnung in
Form von Rückstellungen dargestellt wer-
den, dürfen aber in der Kapitalflussrech-
nung nicht enthalten sein.
·
Andere Risiken müssen über eine Risiko-
vorsorge gedanklich bei Entscheidungen
zusätzlich berücksichtigt werden, um nicht
die Unternehmensexistenz zu gefährden.
·
Bei den offenen Posten sind insbesondere
die Ersatzinvestitionen sowie die Forderun-
gen und Verbindlichkeiten zu beachten, die
in der Kapitalflussrechnung nur auf Basis
von erfolgten Zahlungen erfasst sind.
Daher muss die Unternehmensführung
neben
den Zahlungsströmen
auch die
Erfolgsströ-
Abb. 2: Interdependenzen der Zahlungsströme mit anderen Abbildungsrechnungen und Integrations-
notwendigkeiten
Moderne Wertorientierung
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