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          len Einzug halten. Der darin
        
        
          stetig steigende
        
        
          IT-Anteil wird seinen Tribut bezüglich Aktu-
        
        
          alisierung, Sicherheit und Funktionalität
        
        
          einfordern
        
        
          – aber auch gleichzeitig die Pro-
        
        
          duktivität steigern. Ich hoffe, dass dabei eine
        
        
          nachhaltige Korrelation zu erkennen sein wird
        
        
          und somit der Aspekt der Kostensteigerung re-
        
        
          lativiert wird.
        
        
          Biel:
        
        
          Wenn sich Produktionssysteme und Pro-
        
        
          zesse ändern, verändern sich auch die Daten-
        
        
          grundlagen. Betriebswirte fragen sich an
        
        
          dieser Stelle, was bedeutet dies für unsere
        
        
          betriebliche Datenerfassung oder für unsere
        
        
          Kostenrechnung, Kalkulation und Produkter-
        
        
          folgsrechnung? Was heißt dies beispielsweise
        
        
          für die Messung und Steuerung von Produk-
        
        
          tionsdaten. Müssen wir diese neu denken? In
        
        
          diesem Zusammenhang haben wir einen
        
        
          weiteren, nicht weniger strapazierten Begriff,
        
        
          nämlich
        
        
          Big Data.
        
        
          Dr. Dauner:
        
        
          Die Vision vermittelt uns den Ein-
        
        
          druck, dass zukünftig umfassende Datenmen-
        
        
          gen nicht nur in Echtzeit erfasst und übermittelt
        
        
          werden, sondern auch analysiert werden kön-
        
        
          nen (Big Data). Wir erhoffen uns, dass mit den
        
        
          entsprechenden Algorithmen auch
        
        
          eine höhe-
        
        
          re Datentransparenz und auch Kosten-
        
        
          transparenz erreicht werden kann
        
        
          . Somit
        
        
          kann folglich auch die Prozesssteuerung in
        
        
          Echt-Zeit erfolgen. Zudem werden grundsätz-
        
        
          lich Prozesse nicht verschwinden. Durch die
        
        
          durchgehende Automatisierung können aber
        
        
          Routinen geschaffen werden, die den Blick auf
        
        
          das Wesentliche ermöglichen.
        
        
          Biel:
        
        
          Müssen wir einen Schritt weitergehen?
        
        
          Wenn die industriellen Strukturen nachhaltig
        
        
          umgestaltet werden, müssen wir uns fragen,
        
        
          welche Auswirkungen hat diese Entwicklung
        
        
          auf Unternehmensführung und -steuerung. Es
        
        
          steht die Frage im Raum: Was bedeutet dies für
        
        
          Produktionsmanagement und Controlling? Wie
        
        
          ist bitte Ihre Einschätzung? Worauf sollen wir
        
        
          uns einstellen?
        
        
          Dauner:
        
        
          Ich erhoffe mir von Industrie 4.0, dass
        
        
          alle Beteiligten Instrumente und Werkzeuge zur
        
        
          Verfügung gestellt bekommen, die die Wirk-
        
        
          samkeit ihres Tuns erhöhen. Die durchgehende
        
        
          Digitalisierung, Automatisierung und Vernet-
        
        
          zung (auch über die Unternehmensgrenzen hin-
        
        
          aus) wird Unternehmen in die Lage versetzen,
        
        
          über nahezu alle Daten in Echt-Zeit zu verfügen.
        
        
          Wie bereits angesprochen, hat besonders die
        
        
          Entwicklung in der Informationstechnologie
        
        
          dazu beigetragen, die Vision der Industrie 4.0
        
        
          zu schaffen. Leistungsstarke Rechnerkapazitä-
        
        
          ten und komplexe Algorithmen werden auch
        
        
          dem Controller dienen, um der gewaltigen Da-
        
        
          tenflut sinnvolle Kennzahlen zu entlocken.
        
        
          Die-
        
        
          se neue Qualität der Datenverfügbarkeit
        
        
          bedeutet aber auch, dass die veränderten
        
        
          Organisationsprozesse durch bessere
        
        
          Steuerungsparameter gelenkt werden
        
        
          müssen.
        
        
          So wäre neben der Einbindung des
        
        
          für den Kunden verantwortlichen Vertriebes
        
        
          auch eine Einbeziehung des Controllings in den
        
        
          operativen rollierenden Forecast eine Methode
        
        
          der Zukunft.
        
        
          Plandaten und zukunftsorien-
        
        
          tierte Steuerungskennzahlen werden den
        
        
          Aufgabenbereich des Controllers zukünftig
        
        
          mehr prägen, als es heute der Fall ist.
        
        
          Biel:
        
        
          Was möchten Sie, Herr Dr. Dauner, zu-
        
        
          sammenfassend oder auch wegweisend unse-
        
        
          ren Leserinnen und Lesern mit auf dem Weg
        
        
          geben? Was ist Ihnen zum Abschluss unseres
        
        
          Dialogs besonders wichtig?
        
        
          Dr. Dauner:
        
        
          ·
        
        
          Erstes Ziel muss es sein die Unternehmen für
        
        
          die Industrie 4.0 zu
        
        
          sensibilisieren und An-
        
        
          forderungen und Folgen bekannt
        
        
          zu ma-
        
        
          chen, nur so kann die vertiefende Vernetzung
        
        
          von Mensch und Objekt angebahnt werden.
        
        
          Mit der Annahme dieser Herausforderung ist
        
        
          bereits ein erster Etappensieg erreicht.
        
        
          ·
        
        
          Eines der ersten Zwischenziele wird wohl das
        
        
          Retrofitting von Bestandsfabriken sein, wo-
        
        
          durch die ersten Bausteine moderner Industrie
        
        
          4.0 Techniken in Deutschland gelegt werden.
        
        
          ·
        
        
          Bis sich Industrie 4.0 als flächendeckende
        
        
          Lösung durchgesetzt hat, wird wohl noch ei-
        
        
          nige Zeit vergehen. Über den genauen Zeit-
        
        
          horizont, wann sich also diese Technik letzt-
        
        
          endlich durchsetzen wird, gibt es verschie-
        
        
          dene Meinungen. Wichtigster Punkt hierbei
        
        
          wird die Bereitschaft der Unternehmer, des
        
        
          Managements und der Belegschaft
        
        
          zu Ko-
        
        
          operation und Aufnahme des neuen The-
        
        
          mas
        
        
          sein.
        
        
          ·
        
        
          Um der Konkurrenz gewachsen sein zu kön-
        
        
          nen, müssen vermehrt Investitionen im Be-
        
        
          reich Forschung und Entwicklung getätigt
        
        
          werden. Genauso wichtig ist die Einbindung
        
        
          von Zulieferern und Kunden in das Ge-
        
        
          schäftsmodell, um so möglichst individuell
        
        
          Produkte ausarbeiten zu können. Wer den
        
        
          Anschluss an diese Branchen- und grenz-
        
        
          übergreifende Zusammenarbeit verliert,
        
        
          könnte ins Hintertreffen geraten.
        
        
          Biel:
        
        
          Herr Dr. Dauner, Ihre aufschlussreichen
        
        
          Ausführungen zeigen, dass wir in der Industrie
        
        
          in einem bedeutenden Entwicklungs- und
        
        
          Veränderungsprozess stehen. Wir müssen uns
        
        
          offenbar im Bereich der industriellen Fertigung
        
        
          auf wesentliche Veränderungen einstellen.
        
        
          Die
        
        
          Produktion der Zukunft wird uns sicher –
        
        
          auch im Controller Magazin – noch lange
        
        
          beschäftigen. Die Industrie steht in der
        
        
          Aufgabe, über ihre Digitalisierungsstrate-
        
        
          gie vertieft nachzudenken. Eine Entwick-
        
        
          lung, die hohe fachliche Anforderungen
        
        
          stellt, vielfältige Folgen haben – und auch
        
        
          verstärkt Emotionen wecken wird.
        
        
          Herr Dr. Dauner, haben Sie besten Dank für
        
        
          diesen intensiven und anregenden Dialog. Ihnen
        
        
          und dem mitwirkenden Team vielen Dank für
        
        
          die angenehme Zusammenarbeit und für die
        
        
          sehr gute Kooperation bei der Erarbeitung die-
        
        
          ses Interviews.
        
        
          
            CM März / April 2015