CONTROLLER Magazin 2/2015 - page 29

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Dr. Dauner:
Die
Industrie 4.0 ist eine Zu-
kunftsvision
, die sich im Wesentlichen aus der
Fortschreibung (Evolution) bestehender Trends
begründet. Wir möchten die Unternehmen der
Fertigungsindustrie darauf vorbereiten und da-
bei begleiten, diese Vision zur Realität werden
zu lassen. Und dazu gehört nicht nur die Inves-
tition in Anlagegüter.
Biel:
Können Sie uns hierzu Ihren spezifischen
Ansatz konkretisieren?
Dr. Dauner:
Gerne. Es ist nicht unser Ziel,
Technologien zu bewerten. Vielmehr verfolgen
wir den Ansatz, dass sich das Unternehmen
aus sich selbst heraus wandeln muss. Die
Überarbeitung und Anpassung des eigenen Ge-
schäftsmodells, die Neuausrichtung und Integ-
ration der Wertschöpfungskette, Themen der
CIO-Agenda oder Themen des Know-how-Ma-
nagements sind dabei unsere Schwerpunkte.
Insofern leisten wir
Hilfe zur Selbsthilfe bzw.
zur Eigenentwicklung
.
Biel:
Nach der Mechanisierung (1.0) und der
arbeitsteiligen Massenproduktion (2.0) und Au-
tomatisierung (3.0) beginnt die 4. industrielle
Revolution, wie wir aus Studien, Verbands-
mitteilungen usw. entnehmen. Können Sie uns
bitte knapp erläutern, wodurch diese neue „in-
dustrielle Revolution“ gekennzeichnet ist? Was
ist an „4.0“ neu, was ist das Besondere?
Dr. Dauner:
Das Besondere an der Vision In-
dustrie 4.0 ist, dass unterschiedlichste Modelle
aus den vergangenen Jahren endlich umge-
setzt werden können. Erste Konzepte zum CIM
(Computer Integrated Manufacturing) wurden
bereits in den 70er-Jahren formuliert und in
den 80er-Jahren weiterentwickelt. Zumeist
wurde die Umsetzbarkeit dieser Ansätze durch
zu leistungsschwache oder nicht bezahlbare
EDV-Kapazitäten limitiert.
Biel:
Heißt dies, dass „der neue Schwung“, den
das Thema nun erfährt, vor allem durch die
Weiterentwicklung der Informations- und Kom-
munikationstechnologie ermöglicht und be-
günstigt wird?
Dr. Dauner:
Ja, durch die kontinuierliche Wei-
terentwicklung der Informations- und Kommu-
nikationstechnologie (IKT) bis zum heutigen
Tag und darüber hinaus schwinden diese Gren-
zen zunehmend. Sie
eröffnen neue Möglich-
keiten
und ermöglichen die Entfaltung des
Mehrwerts dieser Modelle. Die IKT ist also der
Enabler, der Impulsgeber für die Visionen der
Industrie 4.0.
Biel:
Vollzieht sich diese Entwicklung dann
doch mehr evolutionär und bruchlos im Sinne
einer fortschreitende Entwicklung innerhalb
großräumiger Zusammenhänge – und weniger
„revolutionär“?
Dr. Dauner:
Ja, das kann man so sehen. Wir
verzeichnen m. E. eine eher evolutionäre als
revolutionäre Veränderung.
Biel:
Haben diese Veränderungen u. a. auch
eine Umgestaltung der Organisation zur Folge?
Dr. Dauner:
Ja, dass die wesentlichen Neue-
rungen in der Aufbau- und Ablauforganisation
stattfinden sollten, bleibt meistens verborgen.
Bevor die vollautomatischen und vernetzten
Werkhallen in Betrieb genommen werden kön-
nen, muss man sich im Klaren darüber sein,
wie man die neuen Werkzeuge verwendet und
wozu sie genutzt werden sollen. Da nahezu alle
Prozesse im Unternehmen betroffen sind, ist
eine
grundsätzliche Neuorganisation über
die Zeit unvermeidlich
.
Biel:
Beim Recherchieren und bei der Vorberei-
tung auf dieses Interview wurde deutlich, dass
sich noch keine einheitliche Definition von „In-
dustrie 4.0“ herausgebildet hat. Können Sie
uns eine praktikable und verständliche Defini-
tion anbieten? Was steht hinter diesem plaka-
tiven Begriff?
Dr. Dauner: Unter „Industrie 4.0“ verstehe
ich eine durchgehende Digitalisierung, Au-
tomatisierung und Vernetzung der Unter-
nehmensprozesse sowie der gesamten
Wertschöpfungskette.
Biel:
Der Begriff „Industrie 4.0“ wurde erst-
mals 2011 zur Hannover Messe in die Öffent-
lichkeit getragen. Inzwischen wird er fasst infla-
tionär gebraucht. „Industrie 4.0“ ist zu einem
Schlagwort, einem Buzzword geworden. Zu-
nächst wurde diese Bezeichnung unter techni-
schen Experten, auf technischen Kongressen
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