CONTROLLER Magazin 2/2015 - page 37

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Problem
Zur Vermeidung und Bekämpfung von
Korruption und Wirtschaftskriminalität existie-
ren in den Unternehmen noch erhebliche Ver-
besserungspotenziale. Hier kann das Control-
ling durch sein methodisches Know-how einen
Beitrag leisten.
Ziel
Wirtschaftskriminelle Handlungen besser
erkennen und gegebenenfalls vermindern.
Methode
Nutzung von geeigneten Kennzahlen
und Verbesserung der Zusammenarbeit zwi-
schen Controlling und Compliance-Verantwort-
lichen.
Beschreibung
Die erfolgreiche Umsetzung des
wirkungsvollen Compliance-Management-Sys-
tems erfordert einen ganzheitlichen Ansatz.
Besonderes Augenmerk sollte hierbei auf die
Zusammenarbeit zwischen Controlling und
dem Compliance-Bereich gelegt werden. In der
Praxis bestehen zwischen beiden Bereichen
bislang noch zu wenige Berührungspunkte.
Controller verfügen durch ihre Nähe zum Ma-
nagement über wertvolle Informationen jenseits
institutionalisierter Berichtsformen. Diese soll-
ten für den Compliance-Bereich besser nutzbar
gemacht werden. Einen möglichen methodi-
schen Ansatzpunkt zur effizienteren Prävention
von wirtschaftskriminellen Handlungen stellt
die Nutzung von Kennzahlen dar. Sollen diese
entwickelt werden, so ist eine Grundvorausset-
zung, dass im Unternehmen eine verbindliche
Compliance-Strategie vorliegt, deren Zielwerte
mit der Gesamtstrategie des Unternehmens ab-
gestimmt worden sind. Diese Kennzahlen soll-
ten in das Reporting des Unternehmens integ-
riert werden. Dazu werden geeignete Messgrö-
ßen definiert, die sicherstellen, dass Tätigkeit
und Ergebnis der Organisation den zu beach-
tenden Bestimmungen und Regeln entspre-
chen. Diese Zielkennzahlen sollten nicht nur
in das laufende Reporting des Unternehmens
übernommen, sondern auch mit dem Anreiz-
system des Managements verknüpft werden.
Werden im Rahmen des regelmäßigen Soll-Ist-
Vergleichs Abweichungen in den Compliance-
Kennzahlen festgestellt, so ist eine Abwei-
chungsanalyse durchzuführen. Hierbei ist eine
verstärkte Zusammenarbeit des Controllings
und dem Compliance-Bereich notwendig. Bis-
lang werden bei der Früherkennung und Analy-
se von wirtschaftskriminellen Handlungen vor
allem sog. „Red Flags“ verwendet. Hierbei han-
delt es sich um besondere Merkmale und Auf-
fälligkeiten, die aufgrund vorangegangener Er-
fahrungen festgelegt werden. Treten diese ver-
mehrt auf, wird dies als Hinweis für eine erhöh-
te Gefahr krimineller Handlungen interpretiert.
Beispielsweise werden hohe komplexe Finan-
zierungsvorgänge und Aktivitäten in „Steueroa-
sen“ ohne erkennbaren wirtschaftlichen Grund
als ein möglicher Indikator betrachtet. Auch
eine ungewöhnlich hohe Bereitschaft zu Über-
stunden kann ein Warnsignal sein, denn wirt-
schaftskriminelle Handlungen werden häufig
außerhalb der regulären Arbeitszeiten verübt.
Red Flags werden bislang selten in Zahlenwer-
ten ausgedrückt, sondern sind lediglich verba-
le Beschreibungen eines Zustandes. In der Re-
gel arbeiten die Prüfer mit einer Auflistung von
Beschreibungen, die bei einer zutreffenden Be-
obachtung angekreuzt oder abgehakt werden.
Durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit
dem Controlling könnten viele der verwendeten
Red Flags in Kennzahlen überführt und somit
systematisch, z. B. mittels Zeitreihenvergleich,
überwacht werden.
Handlungsempfehlung
·
Aufnahme von Compliance-Zielen
und -Kennzahlen in das Performance
Measurement System,
·
Transformation von „Red Flags“ in
metrisch messbare Kennzahlen und
·
ergänzende Maßnahmen und Beobach-
tungen über Kennzahlen hinaus.
Ausblick: Die Nutzung von Kennzahlen allein ist
nicht ausreichend, um wirtschaftskriminelles
Verhalten aufzuspüren oder gar zu verhindern.
Hierzu ist ein unternehmensübergreifender An-
satz mit weiteren Maßnahmen der Prävention
wie Trainings der Mitarbeiter sowie Aufdeckung
wie Täter-Profiling notwendig.
Ausgewählte Literatur
Weber, J./Reißig-Thust, S. (2011): Controlling
& Compliance, Band 79 der Reihe Advan-ced
Controlling, Wiley Verlag, Weinheim.
Jackmuth, H. –W. /de Lamboy, C. /Zawilla,
P. (Hrsg.) (2012): Fraud Management – der
Mensch als Schlüsselfaktor gegen Wirt-
schaftskriminalität, Frankfurt.
Sprecher dieser Artikelreihe: Prof. Dr. Nicole Jekel,
Beuth Hochschule für Technik Berlin, njekel@
beuth-hochschule.de, Fachlicher Beirat: Prof. Dr.
Andreas Daum (Rechnungswesen, Projektcontrol-
ling), Prof. Dr. Nicole Jekel (Performance, Marke-
ting-Controlling, Gamification), Prof. Dr. Heike
Langguth (Finanzierung, Investition, Unterneh-
mensbewertung), Prof. Dr. Hans Schmitz (Control-
ling und IT, Controlling und Verhalten), Prof. Dr.
Carsten Wilken (Controlling für den Mittelstand)
Autor
Prof. Dr. Solveig Reißig-Thust
ist seit 2005 Professorin für Betriebswirtschaftliches Rechnungs-
wesen an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Ber-
lin. Sie lehrt außerdem als Dozentin an der Steinbeis Hochschule
Berlin am Institut für Risk, Fraud & Compliance und ist Mitglied im
Arbeitskreis der Controlling-Professoren an Hochschulen.
E-Mail:
Kennzahlen gegen Wirtschafts-
kriminalität
von Solveig Reißig-Thust
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Arbeitskreis Controlling-Professuren an Hochschulen
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