45
          
        
        
          Forschungsinstituten; ergänzend mit Knapp-
        
        
          heitsindikatoren und aktuellen Rohstoffberich-
        
        
          ten können somit die (potenziellen) „Risiko“-
        
        
          Rohstoffe identifiziert und entsprechend gema-
        
        
          nagt (siehe Phase 3) werden.
        
        
          1
        
        
          Phase 2: Identifizierung und Auswahl
        
        
          von Maßnahmen zur Steuerung der durch
        
        
          Rohstoffknappheit und -preisvolatilität
        
        
          bedingten Risiken und Chancen in der
        
        
          Supply-Chain
        
        
          In der zweiten Phase sind geeignete Maßnah-
        
        
          men zur Steuerung der Rohstoffrisiken zu
        
        
          identifizieren und umzusetzen. Die in Teil 1
        
        
          dargestellten Steuerungsmaßnahmen sollen
        
        
          Denkanstöße für die Praxis vor dem eige-
        
        
          nen Anforderungshintergrund
        
        
          liefern, Ori-
        
        
          entierungshilfe sein und zudem auch das Be-
        
        
          wusstsein schaffen, dass die Zusammenarbeit
        
        
          der verschiedenen Unternehmensbereiche
        
        
          zwingend notwendig ist. Die Auswahl und Pri-
        
        
          orisierung der Maßnahmen kann dann anhand
        
        
          einer
        
        
          4-Felder-Matrix
        
        
          erfolgen: Die Maßnah-
        
        
          men sind auf Basis des
        
        
          erwarteten
        
        
          Einflus-
        
        
          ses/Nutzens und der Einschätzung des damit
        
        
          einhergehenden Kosten- und Zeitaufwands
        
        
          einzuteilen/zu priorisieren (vgl. Abbildung 7).
        
        
          Ist dies geschehen, sollte für die so ausge-
        
        
          wählten Maßnahmen, falls notwendig, ein Pro-
        
        
          jekt aufgesetzt werden, dessen Erfolg nach-
        
        
          verfolgt werden muss (Phase 3).
        
        
          Phase 3: Monitoring und nachhaltige
        
        
          Verankerung eines ganzheitlichen
        
        
          Rohstoff-Risikomanagements und
        
        
          -controllings im Unternehmen
        
        
          Zum Monitoring identifizierter Risiken und
        
        
          eingeleiteter Maßnahmen bieten sich die
        
        
          klassischen Risikomanagement und -control-
        
        
          ling-Instrumente wie bspw. eine Risiko-
        
        
          Einschätzungs-Matrix sowie die Festlegung
        
        
          klarer Verantwortlichkeiten, Prozesse und
        
        
          Reportinganforderungen zur Nachverfolgung
        
        
          an. Rohstoffrisiken sind demnach in das Risi-
        
        
          komanagement und -controlling zu integrie-
        
        
          ren. Allerdings kann es zur Steuerung von
        
        
          Rohstoffrisiken gerade bei besonders betrof-
        
        
          fenen Unternehmen empfehlenswert sein,
        
        
          eine
        
        
          zentrale Rohstoff-Risikomanage-
        
        
          ment-Funktion
        
        
          aufzubauen
        
        
          . Hier können
        
        
          alle Informationen über Lagerbestände, Lie-
        
        
          ferverpflichtungen, Absicherungsgeschäfte,
        
        
          Marktentwicklungen, Risikoeinschätzungen
        
        
          etc. gesammelt und ausgewertet werden.
        
        
          Um die Gesamtrisiken für das Unternehmen
        
        
          transparent und kontrollierbar zu machen,
        
        
          sollten diese – wie auch der Status der in
        
        
          Phase 2
        
        
          eingeleiteten Maßnahmen/Unter-
        
        
          projekte – anhand definierter und zielgrup-
        
        
          pengerechter KPIs in einem regelmäßigen
        
        
          Reporting bspw. über ein
        
        
          Management
        
        
          Cockpit
        
        
          /Dashboard an die Unternehmens-
        
        
          führung berichtet werden.
        
        
          Die hierin aufgeführten (Frühwarn-)Indikatoren,
        
        
          KPIs und Informationen ermöglichen es der Ge-
        
        
          schäftsführung, die Situation einschätzen und
        
        
          dann bei Bedarf schnell auf etwaige Risiken re-
        
        
          agieren und gegensteuern zu können. Auch
        
        
          empfiehlt es sich, eine
        
        
          interne Richtlinie
        
        
          zum
        
        
          Rohstoffrisikomanagement zu erarbeiten, in der
        
        
          die vorhandenen Risiken, deren Art der Steue-
        
        
          rung sowie die Verantwortlichkeiten im Prozess
        
        
          festgelegt werden. Die Schaffung einer solch
        
        
          integrierten und interdisziplinären Funkti-
        
        
          on
        
        
          verspricht unter anderem auch deshalb
        
        
          Erfolg, da Risiko-/ Marktanalyse und -beobach-
        
        
          tung, Maßnahmenumsetzung/-controlling so-
        
        
          wie Hedging Hand in Hand gehen, während an-
        
        
          sonsten rohstoff(risiko)relevante Informationen
        
        
          nur verteilt vorliegen würden.
        
        
          Bereits erwähnt wurde, dass gerade zur Erzeu-
        
        
          gung von Transparenz eine
        
        
          IT-Lösung
        
        
          (bspw.
        
        
          eine eigene Business-Intelligence-Lösung oder
        
        
          Erweiterung eines bestehenden ERP-Systems)
        
        
          sinnvoll bis notwendig sein kann. Ist dies aus
        
        
          Zeitdruck im Falle einer akuten Krise anfangs
        
        
          nicht möglich, sollte dies in Phase 3 angegan-
        
        
          gen werden. In ein solches Informationssystem
        
        
          fließen z. B. umfassende Stücklisten von den
        
        
          verwendeten Rohstoffen ein. Auch der (histori-
        
        
          sche)
        
        
          Verlauf der Preisentwicklung
        
        
          von rele-
        
        
          vanten (auch nicht börsennotierten) Rohstoffen
        
        
          ist eine wichtige Kennzahl, um auf etwaige
        
        
          Preissteigerungen frühzeitig reagieren zu kön-
        
        
          nen. Zudem findet sich hier auch das Funda-
        
        
          ment zur
        
        
          Entwicklung von Preis-Szenarien
        
        
          im Rahmen der Planung. Unternehmen, denen
        
        
          bewusst ist, welche Materialien Haupteinfluss-
        
        
          faktor in ihren Produkten bilden, können recht-
        
        
          zeitig Marktverknappungen und Materialkos-
        
        
          tensteigerungen mit entsprechender Vorsorge
        
        
          begegnen. Hierzu müssen die Mitarbeiter aktiv
        
        
          an der Entwicklung (und Weiterentwicklung)
        
        
          beteiligt werden und die Datenbank auch
        
        
          re-
        
        
          gelmäßig pflegen
        
        
          . Sind die Informationen
        
        
          diesbezüglich jederzeit „à jour“ und für die Ent-
        
        
          scheidungsträger einsehbar, lassen sich Ent-
        
        
          scheidungen leichter bzw. schneller treffen.
        
        
          Jenes Steuerungstool verkörpert ein essenziel-
        
        
          les Instrument des Risikomanagements und
        
        
          -controllings sowie eine relevante Unterstüt-
        
        
          zungsfunktion für Einkauf und Vertrieb – bei
        
        
          Verhandlung mit Lieferanten und etwaigen
        
        
          Preis-(Nachlass-)Forderungen von Seiten der
        
        
          Kunden.
        
        
          Unternehmensspezifisch können noch zusätzli-
        
        
          che Maßnahmen zur nachhaltigen Veranke-
        
        
          rung eines ganzheitlichen Rohstoff-Risikoma-
        
        
          
            Autoren
          
        
        
          Dipl.-Kfm. Daniel Unrein
        
        
          arbeitet als Controller bei Umicore (einem börsennotierten
        
        
          Technologieunternehmen) und ist Mitglied im Internationalen
        
        
          Controller Verein (ICV). Er ist Verfasser zahlreicher Fachbeiträge
        
        
          in den Bereichen Internationale Rechnungslegung, Controlling
        
        
          sowie Excel im Controlling.
        
        
        
          Daniel Schirra
        
        
          ist Bachelor of Engineering und arbeitet als Trainee Risiko/
        
        
          Marktfolge bei der GE Capital Bank AG in Mainz. Er machte im
        
        
          November 2013 seinen Abschluss an der Hochschule Rhein-
        
        
          Main mit den Schwerpunkten Controlling, Wertschöpfungs-
        
        
          management und Produktion im Studiengang Internationales
        
        
          Wirtschaftsingenieurwesen.
        
        
          
            CM März / April 2015