54
          
        
        
          mente, der an den Preisentwicklungen hängt.
        
        
          Für die Alternative „Börsenhedging“ lässt sich
        
        
          simulieren, ob im Preisstress die Sicherheits-
        
        
          einlagen geleistet werden können oder ob ggf.
        
        
          weitere kurzfristige Kreditlinien hierfür vorge-
        
        
          halten werden sollten. Abbildung 7 zeigt für die-
        
        
          ses Hedging zunächst die gewünschte EBITDA-
        
        
          Zielerreichung (siehe Abbildung 7: Maßnahme
        
        
          2). Und: Das Working Capital steigt merklich,
        
        
          sowohl in der Erwartung als auch im Risiko.
        
        
          Folglich legt das shortfall risk für den Cash Flow
        
        
          und die Kreditlinienverfehlung im Vergleich zum
        
        
          OTC-Hedge deutlich zu (z.T. sogar über den
        
        
          Planungsfall). Der Vergleich der Maßnahmen
        
        
          offenbart, welche konkrete Impulse Controlling,
        
        
          Unternehmensteuerung und Risk Management
        
        
          hier aktiv setzen müssen: Um sich auch die
        
        
          Möglichkeit eines (vollständigen) Börsen-
        
        
          Hedgings offen zu halten, sollte es – im Ver-
        
        
          gleich zum OTC-Hedging – mit rd. 300 TEUR
        
        
          zusätzlichen Kreditlinien begleitetet werden.
        
        
          
            Fazit
          
        
        
          Die skizzierten quantitativen Verfahren sind be-
        
        
          reits heute für die Unternehmensplanung, das
        
        
          Risikocontrolling und die gesamthafte Unter-
        
        
          nehmensteuerung verfügbar. Erfahrungen zei-
        
        
          gen, dass sich z. B. die hier illustrierte HKA zur
        
        
          Verdichtung von Risikotreibern auf viele andere
        
        
          Anwendungen übertragen lässt, sei es auf in-
        
        
          ternationale Zinssätze mit verschiedenen Lauf-
        
        
          zeiten, auf Chemikalien-, Papier- oder Indust-
        
        
          riemetallportfolien, auf Raffinierprodukte oder
        
        
          auch auf die Analyse von Charter- und Fracht-
        
        
          raten unterschiedlicher Schiffsklassen.
        
        
          Je
        
        
          mehr Preise integriert werden, desto höher
        
        
          ist der Nutzen der Kerntreiberidentifikati-
        
        
          on.
        
        
          Die konsistenten Marktpreiserwartungen
        
        
          und -szenarien sind vielfältig zur Unterneh-
        
        
          menssteuerung einsetzbar: Angebunden an ein
        
        
          einfaches Planungsmodell können die Ergeb-
        
        
          nisse eine konsistente Planungserstellung un-
        
        
          terstützen. Stresstests des Geschäftsmodells
        
        
          können exakter und effizienter gestaltet wer-
        
        
          den, und letztlich auch Maßnahmen unmittel-
        
        
          bar verprobt werden. Die Zeit ist reif, die Skep-
        
        
          sis gegen quantitative Methoden zu überden-
        
        
          ken, und diesen nächsten Schritt zu gehen.
        
        
          
            Fußnoten
          
        
        
          1
        
        
          Siehe z. B. Gleißner, W. / Romeike, F.: „Band-
        
        
          breitenplannung und unternehmerische Entschei-
        
        
          dung bei Unsicherheit“, in: Risk,Compliance 6
        
        
          Audit, 1/2012, S.42ff., Gleißner,W. / Kalwait,R.:
        
        
          „Integration von Risikomanagement und Control-
        
        
          ling – Plädoyer für einen völlig neuen Umgang mit
        
        
          Planungssicherheit im Controlling“, in: Controller
        
        
          Magazin, Ausgabe 4, Juli/August 2010, S. 23ff.
        
        
          2
        
        
          Die Angaben sind realitätsnah skaliert auf ein
        
        
          fiktives Geschäftsmodell mit 10.000 t Gesamt-
        
        
          produktion und je 50% Anteil an Biodiesel und
        
        
          Ethanol.
        
        
          3
        
        
          Ähnliche Korrelationsergebnisse –aber immer
        
        
          nur für Teilmärkte - finden sich in der Literatur,
        
        
          z. B. in Rajcaniova, Mira / Pokrivcak, Jan: “What
        
        
          is the real Relationship between Biofuels and Ag-
        
        
          ricultural Commodities?”, 
        
        
        
          elpub2/ FM/Kotulic13/ pdf_doc/08.pdf, 2011;
        
        
          Schulz, Franziska, “Volatility Linkages between
        
        
          German Biofuel Prices and Agricultura Commo-
        
        
          dity Prices”,
        
        
        
          c-views/
        
        
          abstract.php?id=39705, 2012
        
        
          4
        
        
          Korrelationsanalysen können bei stochastisch
        
        
          trendbehafteten (sog. integrierten) Zeitreihen, wie
        
        
          sie hier überwiegend vorliegen, hohe Scheinkorre-
        
        
          lationen anzeigen, und zwar dann, wenn es sich
        
        
          z. B. um eigentlich eigenständige, stochastische
        
        
          Trends handelt. Als Lösung hierfür bietet sich das
        
        
          Differenzieren der Zeitreihen an, das aber dazu
        
        
          führen kann, dass vorhandene langfristige Zusam-
        
        
          menhänge zerstört werden. Um dies zu vermei-
        
        
          den, werden üblicherweise Kointegrationsansätze
        
        
          verwendet, die explizit die langfristigen (gegensei-
        
        
          tigen) Zusammenhänge zwischen integrierten
        
        
          Zeitreihen explizit berücksichtigen; dabei führt der
        
        
          Ansatz implizit das Trendverhalten der Zeitreihen
        
        
          auf stochastische „common trends“ zurück. Die
        
        
          Verbindung der HKA zum Kointegrationsmodell „ is
        
        
          that a principal component analysis of cointegra-
        
        
          ted variables will yield the common stochastic
        
        
          trend as the first principal component. But the out-
        
        
          put of the two analyses differ: principal compo-
        
        
          nents gives two or three series which can be used
        
        
          to approximate a much larger set of series…; co-
        
        
          integration gives all possible stationary linear com-
        
        
          binations of a set of random walks.“(siehe Alexan-
        
        
          der, C. (1999),”Optimal Hedging Using Cointegra-
        
        
          tion“, Philosophical Transactions of the Royal Soci-
        
        
          ety, London, Series A 357, S. 2039-2058,
        
        
          Fußnote 2). Somit sollte gelten: Auch wenn die
        
        
          obige Korrelationsanalyse ggf. Scheinkorrelationen
        
        
          enthalten sollte, das HK-Modell dürfte robuster
        
        
          gegen langfristigen „spurious correlations“ sein.
        
        
          Übrigens: Rein ökonomisch ist eine Scheinkorrela-
        
        
          tion zwischen den Mineralölprodukten wenig
        
        
          wahrscheinlich, und auch die Preisbeziehungen
        
        
          dieser zu den Ölsaaten sollte sich in den letzten
        
        
          Jahren in Europa verfestigt haben.
        
        
          5
        
        
          Der Fachchart wertet die simulierten Szenari-
        
        
          en aus, indem jeder 5% -Wahrscheinlichkeits-
        
        
          bereich mit einer neuen Farbschattierung ver-
        
        
          sehen wird. Jenseits des sichtbaren Bereichs
        
        
          liegen noch 2 x 5% der Szenarien.
        
        
          6
        
        
          Die Schätzung der Langfristbeziehung erfolgt
        
        
          mit der Kleinst-Quandrate Methode („Engle-
        
        
          Granger –Schätzung“); alle Schätzparameter
        
        
          sind signifikant auf 1% Testniveau.
        
        
          7
        
        
          Für die Working Capital- und Cash Flow-
        
        
          Simulation werden lediglich wenige Angaben
        
        
          ergänzt: ein Zahlungsziel der Forderungen aus
        
        
          Lieferung und Leistungen von 30 Tage sowie
        
        
          bei den entsprechenden Verbindlichkeiten von
        
        
          20 Tagen und eine Lagerhaltungsdauer von
        
        
          durchschnittlichen 60 Tagen.
        
        
          8
        
        
          Die Terminpreise sind nahe an die Planwerte
        
        
          gesetzt, um Risikomanagementaspekte her-
        
        
          auszuarbeiten.
        
        
          9
        
        
          Diebold, F.X.., Ji, L.; Yue, V., (2007), “Global
        
        
          Yield Curve Dynamics and Interactions: A gene-
        
        
          ralized Nelson-Siegel approach”, Working pa-
        
        
          per, University of Pennsylvania. Diebold, F.X.,
        
        
          Rudebusch, G.D. and Aruoba, B., (2006), “The
        
        
          Macroeconomy and the Yield Curve: A Dynamic
        
        
          Latent Factor Approach”, Journal of Economet-
        
        
          rics, 131, 309-338.
        
        
          
            Autor
          
        
        
          Dr. Frank Silber
        
        
          ist Dipl.-Volkswirt mit ökonometrischem Schwerpunkt. Seit
        
        
          2001 ist er im Konzern der HSH Nordbank AG mit quantitativen
        
        
          und beratenden Schwerpunkten tätig. Als Senior Manager im
        
        
          Corporate Advisory unterstützt er seit 2007 Kunden im Um-
        
        
          gang mit Marktpreisrisiken.
        
        
          E-Mail: frank.silber@hsh-nordbank-com
        
        
          
            Marktpreisrisiko-Management