56
          
        
        
          eigenen Anteile herausschneiden, was sehr
        
        
          stark von den eigenen Entscheidungen und
        
        
          denen der anderen Unternehmen abhängt. Die
        
        
          Abgrenzung ist somit schwierig
        
        
          und
        
        
          die
        
        
          Zwangsläufigkeit des Ablaufes der Phasen
        
        
          weitgehend aufgehoben
        
        
          , weil es ja gerade
        
        
          Aufgabe des jeweiligen Unternehmens ist, für
        
        
          sich selbst einen möglichst guten Anteil über
        
        
          einen möglichst langen Zeitraum zu sichern.
        
        
          In Abbildung 1 sind nur die Marktphasen dar-
        
        
          gestellt.
        
        
          Es fehlen die vorgelagerte Phase
        
        
          der Produktentwicklung und die Nachlauf-
        
        
          phase.
        
        
          Coenenberg/Fischer/Günther (S. 586
        
        
          ff.) weisen zu Recht darauf hin, dass der Zyklus
        
        
          komplett analysiert werden muss. In der eng-
        
        
          lischsprachigen Literatur wird daher auch von
        
        
          cradle-to-grave costing
        
        
          oder
        
        
          womb-to-
        
        
          tomb costing
        
        
          gesprochen (vgl. z. B. Bhimani/
        
        
          Horngren/Datar/Rajan, S. 387 ff.). Denn gera-
        
        
          de in der
        
        
          Entwicklungsphase entstehen
        
        
          häufig hohe Vorlaufkosten
        
        
          , deren kosten-
        
        
          rechnerische Einbeziehung wichtig ist, wobei
        
        
          sich die Verrechnung auf die Nutzungsperioden
        
        
          häufig schwierig gestaltet (vgl. zur Entste-
        
        
          hungsphase Bodenstein/Spiller, S. 120 ff. und
        
        
          Höft, S. 66 ff.). Genauso ist nach dem Ende der
        
        
          Vermarktung häufig noch eine Nachlaufphase
        
        
          zu berücksichtigen. Diese umfasst z. B. auch
        
        
          das Servicegeschäft, was profitabel oder aber
        
        
          ein Zuschussgeschäft sein kann.
        
        
          Die letzte
        
        
          Phase muss ggf. auch hohe Kosten für die
        
        
          Einstellung des Produktes/Projektes ent-
        
        
          halten.
        
        
          So werden die Betreiber der Atom-
        
        
          kraftwerke ca. 1 Mrd. € je Kraftwerk für Rück-
        
        
          bau und Entsorgung zu zahlen haben.
        
        
          Für alle Phasen gilt, dass sie
        
        
          erst dann zutref-
        
        
          fend auf der Zeitachse identifiziert werden
        
        
          können, wenn sie bereits vorbei sind.
        
        
          Auch
        
        
          die Frage, ob überhaupt eine weitere Phase er-
        
        
          reicht wird, kann im Vornhinein kaum richtig
        
        
          beantwortet werden. Viele Produkte oder sogar
        
        
          Unternehmen schaffen es noch nicht einmal bis
        
        
          in die Marktphase. Der Übergang in eine
        
        
          Wachstumsphase ist genauso kritisch. Nicht
        
        
          umsonst geht man z. B.
        
        
          im Handel von Flop-
        
        
          raten von ca. 80%
        
        
          aus.
        
        
          Damit müsste man
        
        
          also eher von einem Produktsterbezyklus
        
        
          sprechen.
        
        
          Im Weiteren werden die Phasen isoliert dar-
        
        
          gestellt ohne Berücksichtigung der Beeinfluss-
        
        
          barkeit und der Interdependenzen. Denn eine
        
        
          verstärkte Investition in der Wachstumsphase
        
        
          könnte kurzfristig für geringere Periodengewin-
        
        
          ne sorgen, mittelfristig aber für hoffentlich hö-
        
        
          here Gewinne in den folgenden Phasen. Genau-
        
        
          so könnte eine aggressivere Preisstrategie lang-
        
        
          fristig erfolgreich sein. Insofern ist auch zu kriti-
        
        
          sieren, dass keine Größe für den Gesamterfolg
        
        
          des Lebenszyklus angegeben wird. Erst da-
        
        
          durch könnte man entscheiden, ob ein Produkt
        
        
          „unter dem Strich“ erfolgreich war (vgl. zur Not-
        
        
          wendigkeit einer periodenübergreifenden Analy-
        
        
          se Wöhe, S. 960). Nach der Kritik an der Zeit-
        
        
          achse (Abszisse) muss auch die Darstellung der
        
        
          Ordinate kritisiert werden. Es handelt sich um
        
        
          Periodengrößen (also Umsätze, Kosten und Ge-
        
        
          winne für die jeweils betrachtete Periode). Diese
        
        
          sind in Abbildung 1 auch als solche inkl. der Ein-
        
        
          heit €/Pe (€ in der Mitte der betrachteten Perio-
        
        
          de) gekennzeichnet. Die Beschränkung auf
        
        
          Periodengrößen ist jedoch wenig sinnvoll, weil
        
        
          es zum Wesen von Produktinvestitionen gehört,
        
        
          dass nach anfangs negativen Periodengewin-
        
        
          nen positive geplant werden.
        
        
          Entscheidend
        
        
          ist, dass die kumulierte Gewinnkurve
        
        
          (inkl.
        
        
          Kapitalkosten) irgendwann
        
        
          positiv wird
        
        
          .
        
        
          Methodische Probleme der Zuordnung
        
        
          von Fixkosten
        
        
          Ein weiteres großes Problem besteht in der
        
        
          betriebswirtschaftlich richtigen Zuordnung der
        
        
          Kosten auf die jeweiligen Perioden. Unproble-
        
        
          
            Abb. 1: Typische Darstellung eines Produktlebenszyklus (in Anlehnung an Wöhe, S. 400)
          
        
        
          
            Produktsterbezyklus