CONTROLLER Magazin 2/2015 - page 17

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„Die Welt ist digital“, „Die Digitalisierung er-
obert unseren Alltag“ und „Digitalisierung ist in
aller Munde“ – vermutlich kommt jedem zumin-
dest eine dieser Aussagen aus dem aktuellen
medialen Umfeld vertraut vor. So veröffentlicht
die Süddeutsche Zeitung eine Serie „Wie die
Digitalisierung unser Leben verändert“
1
, das
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
hat gar eine eigene Themenreihe zur Digitalen
Welt etabliert
2
und auch die Ausgaben des
Controller Magazins widmen sich mehr und
mehr dem Thema. Bisher unbeantwortet bleibt
in allen bestehenden Diskussionen jedoch die
Frage, welche konkrete Auswirkung die Digita-
lisierung auf die Rolle und den Arbeitsalltag des
Controllers hat bzw. haben wird und wie darauf
angemessen zu reagieren ist.
Digitalisierung – und jetzt?
Während der Begriff vor einigen Jahren nur
Gegenstand wissenschaftlicher Abhandlungen
und Zukunftsvisionen war, ist er heute in der
Realwirtschaft angekommen und verändert
die Welt, wie wir sie kennen. Begrifflichkeiten
wie Big Data, Analytics, Mobility, Cloud, Social
Media und Internet der Dinge sind nur einige
Schlagwörter, denen wir im Zusammenhang
mit der Digitalisierung begegnen. In diesem
Spannungsfeld beginnen sich Geschäftsmo-
delle technologiegetrieben zu ändern oder
komplett neu zu entwickeln – und dies mit
zum Teil erheblicher Wirkung auf ihr Umfeld.
Hier stellt sich die Frage, inwieweit die Digitali-
sierung Einfluss nimmt auf die unterschied-
lichen Unternehmensfunktionen. Während in
den Bereichen Marketing und Vertrieb oder
Logistik, z. B. in Form dynamischer Wert-
schöpfungsnetze, die Digitalisierung bereits
großflächig offensichtlich Einzug gehalten hat,
sehen wir im Controlling noch Durchdrin-
gungspotenzial.
Vor diesem Hintergrund möchten wir im vorlie-
genden Beitrag beleuchten, welchen Einfluss
die Digitalisierung auf den Controller und sein
Tätigkeitsspektrum ausübt. Wie zeigt sich diese
Einflussnahme im täglichen Controlleralltag?
Wie wird sich das Berufsbild und damit
auch das Anforderungsprofil des Control-
lers verändern?
Und wie wird der Einfluss der
Digitalisierung von Controllern selbst bewertet?
Dies sind die zentralen Fragen, für die wir im
Folgenden erste Antworten formulieren. Damit
möchten wir einen ersten Denkanstoß zur Rolle
des Controllers in der Digitalisierung, die wir
aus unserer täglichen Arbeit und vielfältigen
Diskussionen mit Controllern ableiten, liefern
und weitere Diskussionen anregen. Um uns
dem Thema der Digitalisierung aus Sicht des
Controllers zu nähern, definieren wir im ersten
Schritt den Begriff speziell bezogen auf das
Controlling, das „Digital Controlling“. Anschlie-
ßend werden die Einflussbereiche der Digitali-
sierung auf das Arbeitsumfeld und die Aufga-
ben des Controllers entlang des Leitbildes Con-
trolling erörtert. Die Ableitung der veränderten
Anforderungen an das zukünftige Profil von
Controllern hinsichtlich ihres Wissens und ihrer
Fertigkeiten stellt damit den zentralen Kern die-
ses Artikels dar. Ein erstes Stimmungsbild un-
ter Controllern verschiedener Industrien und
Arbeitsfelder (z. B. R&D Controlling, Corporate
Controlling, Logistik Controlling bzw. Sales
Controlling) zeigt abschließend, wie Controller
selbst das Thema Digitalisierung in ihrer Ar-
beitspraxis und bezogen auf ihr Anforderungs-
profil einschätzen.
Digitalisierung
im Controlling-Umfeld
Wie eingangs geschildert, ist der Begriff der Di-
gitalisierung allgegenwärtig, doch was bedeutet
die Digitalisierung eigentlich im Controlling-
Umfeld? Die diesem Beitrag zugrunde liegende
Definition eines „Digital Controllings“ bezieht
sich auf ein Controlling, das die mit der Digitali-
sierung verbundenen Trends vollumfänglich be-
rücksichtigt und beinhaltet. Aufgrund dieser
ganzheitlichen Betrachtung greift die Definition
wesentlich weiter als nur bezogen auf die Be-
reitstellung von z. B. Berichten auf mobilen
Endgeräten wie Tablets oder die Nutzung von
Social Media in den Controlling Abteilungen.
Digital Controlling ist damit auch vom viel
diskutierten IT-Controlling, dem Controlling
der IT-Kosten und Services, bzw. Control-
ling der digitalen Medien abzugrenzen.
Jenem Begriffsverständnis des Digital Control-
lings liegen die in Abbildung 1 dargestellten
Eckpfeiler zu Grunde. Diese vier Eckpfeiler sind
es, die sich mehr und mehr herauskristallisie-
ren, wenn wir heute von „digital“ reden, und
können unter dem Begriff „SMAC“ zusammen-
gefasst werden. Dabei ist es wichtig, die Integ-
rität und das Zusammenspiel der einzelnen
Eckpfeiler hervorzuheben. So nehmen sie weni-
ger einzeln Einfluss auf den Arbeitsalltag des
Controllers als vielmehr in ihrer Gesamtheit und
ihrem Zusammenspiel.
Die Rolle des Controllers in
der Digitalisierung – Digital
Controlling
von Kathrin Hoder und René Kuhr
CM März / April 2015
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