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          kehrsverbünden zusammengeschlossenen
        
        
          Verkehrsunternehmen und last but not least
        
        
          unvollständiger Informationen
        
        
          über Ver-
        
        
          käufe und Nutzung, gestaltet sich die Erlös-
        
        
          planung von Verkehrsunternehmen äußerst
        
        
          komplex.
        
        
          Vor dem Hintergrund der zuvor beschriebenen
        
        
          Entwicklungen und Rahmenbedingungen lie-
        
        
          gen in einem
        
        
          systematischen Erlöscontrol-
        
        
          ling
        
        
          große Vorteile und Chancen für Unterneh-
        
        
          men. Die zentralen Aufgaben der Erlösplanung
        
        
          und -steuerung sind dementsprechend
        
        
          ·
        
        
          Erlöspotenziale
        
        
          zu erschließen,
        
        
          ·
        
        
          Transparenz
        
        
          für eine hohe
        
        
          Planungs-
        
        
          sicherheit
        
        
          zu schaffen und
        
        
          ·
        
        
          eine effektive
        
        
          Steuerung von Marketing-
        
        
          maßnahmen
        
        
          zu ermöglichen.
        
        
          
            Wahrnehmung
          
        
        
          
            der Controlling-Funktionen
          
        
        
          Bevor auf die Spezifika eines systematischen
        
        
          Erlöscontrollings in der Branche des Öffentli-
        
        
          chen Personennahverkehrs näher eingegangen
        
        
          wird, werden an dieser Stelle zunächst die
        
        
          grundsätzlichen Controlling-Funktionen be-
        
        
          trachtet. Auf Basis von langjährigen Projekter-
        
        
          fahrungen der mobilité Unternehmensberatung
        
        
          GmbH wurde eine Einschätzung vorgenommen,
        
        
          wie intensiv die einzelnen Controlling-Funktio-
        
        
          nen in der ÖPNV-Branche allgemein wahrge-
        
        
          nommen werden (siehe Abbildung 1).
        
        
          Üblicherweise erfolgt bei Unternehmen der ÖP-
        
        
          NV-Branche die
        
        
          Zielsetzung auf mindestens
        
        
          zwei Ebenen
        
        
          : Auf der Unternehmensebene
        
        
          werden zunächst die globalen Ziele festgelegt,
        
        
          z. B. Realisierung von Mehrerlösen in Höhe von
        
        
          drei Prozent im folgenden Geschäftsjahr. In den
        
        
          Fachabteilungen werden diese Globalziele dann
        
        
          heruntergebrochen und konkretisiert. Grund-
        
        
          sätzlich wird die Funktion der Zielsetzung in
        
        
          der ÖPNV-Branche intensiv wahrgenommen.
        
        
          Allerdings werden Ziele
        
        
          häufig nicht nach der
        
        
          bewährten »smart-Regel«
        
        
          , also spezifisch,
        
        
          messbar, akzeptiert, realistisch und terminiert,
        
        
          formuliert. Insbesondere nicht messbare Ziele
        
        
          verhindern eine quantitative Evaluierung und
        
        
          erschweren somit die Steuerung.
        
        
          Im Bereich der operativen Mengenplanung ist
        
        
          eine Fortschreibung auf Basis von Zeitreihen-
        
        
          daten weit verbreitet. Dabei wird häufig eine
        
        
          lineare Dynamisierung zugrunde gelegt, die
        
        
          teilweise trotz volatiler Kurvenverläufe der Ist-
        
        
          Daten nicht angepasst bzw. korrigiert wird.
        
        
          Ein bisher selten verfolgter Ansatz der Er-
        
        
          lösplanung besteht in der Berücksichti-
        
        
          gung von Marktpotenzialen.
        
        
          Ausgehend
        
        
          von einer vollständigen Segmentierung des
        
        
          gesamten Mobilitätsmarktes wird aufgezeigt,
        
        
          in welchen Zielgruppen der ÖPNV mit einer
        
        
          entsprechenden Marketingstrategie Zuwäch-
        
        
          se generieren kann. Auf die Besonderheiten
        
        
          der
        
        
          potenzialorientierten Erlösplanung
        
        
          wird im nächsten Abschnitt detailliert einge-
        
        
          gangen.
        
        
          Die Informationsfunktion wird in der ÖPNV-
        
        
          Branche im Allgemeinen sehr intensiv wahrge-
        
        
          nommen. Im Berichtswesen werden typischer-
        
        
          weise Monats-, Quartals-, Halbjahres- und
        
        
          Jahresberichte erstellt. Neben den Standard-
        
        
          berichten, die im festen Turnus erscheinen,
        
        
          sind gelegentlich auch Abweichungsberichte,
        
        
          die nur bei Bedarf erstellt werden, Teil des Re-
        
        
          portings. Eine Gegenüberstellung von Planwer-
        
        
          ten und Ist-Daten erfolgt in der Soll-Ist-Kontrol-
        
        
          le. Es wird überprüft, inwieweit die geplanten
        
        
          Werte tatsächlich eingetroffen sind. In der dar-
        
        
          an anknüpfenden Abweichungsanalyse werden
        
        
          die Ursachen für entstandene Abweichungen
        
        
          identifiziert.
        
        
          Systematische Soll-Ist-Kontrollen und
        
        
          Abweichungsanalysen sind in der ÖPNV-
        
        
          Branche eher nicht die Regel.
        
        
          Es werden
        
        
          vielmehr situationsbedingte, sporadische Ana-
        
        
          lysen durchgeführt. Diese fokussieren sich zu-
        
        
          meist auf betrieblich bedingte Abweichungsur-
        
        
          sachen. Die gesamte Bandbreite möglicher Ur-
        
        
          sachen umfasst neben betrieblichen Gründen
        
        
          z. B. auch Witterungseffekte, verkehrspoliti-
        
        
          sche Regelungen oder Wettbewerbseffekte.
        
        
          Üblicherweise können Unternehmen Nachfrage
        
        
          und Erlöse unterjährig durch entsprechende
        
        
          Marketingmaßnahmen steuern. In der ÖPNV-
        
        
          Branche ist eine kurzfristige Steuerung jedoch
        
        
          nur in engen Grenzen möglich: Für Verkehrsun-
        
        
          ternehmen in Verkehrsverbünden sind das
        
        
          Sor-
        
        
          timentsangebot und das Preisniveau unter-
        
        
          jährig
        
        
          als
        
        
          fix
        
        
          anzusehen. Aktionsangebote und
        
        
          Kampagnen sind zwar möglich, beeinflussen
        
        
          das Ergebnis aber nur geringfügig. Daher
        
        
          kommt der mittel- bis langfristigen Steuerung
        
        
          in der ÖPNV-Branche eine hohe Bedeutung zu.
        
        
          Eine intensive Beobachtung und Analyse des
        
        
          gesamten Mobilitätsmarktes kann als
        
        
          Früh-
        
        
          warnsystemen
        
        
          dienen, um Veränderungen
        
        
          der Demographie und im Mobilitätsverhalten
        
        
          rechtzeitig zu erkennen und angemessen dar-
        
        
          auf reagieren zu können.
        
        
          
            Potenzialorientierte Erlösplanung
          
        
        
          Als Resultat einer komplexen Erlösplanung ten-
        
        
          dieren viele Unternehmen dazu, ihre Erlöse rein
        
        
          auf Basis von Zeitreihendaten und Erfahrungs-
        
        
          werten der Vorjahre fortzuschreiben. Bei der
        
        
          Erlösplanung bleiben somit
        
        
          aktuelle Markt-
        
        
          
            Abb. 1: Controlling-Funktionen und deren allgemeine Nutzungsintensität in der ÖPNV-Branche
          
        
        
          
            Erlösplanung im öffentlichen Personennahverkehr