CONTROLLER Magazin 5/2015 - page 51

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In der Branche des Öffentlichen Personennah-
verkehrs entdecken immer mehr Unternehmen
die Vorzüge eines
systematischen Erlöscon-
trollings
. Denn aufgrund
unvollständiger In-
formationen
über Verkäufe und Nutzung so-
wie komplizierter Verfahren der Einnahmen-
aufteilung gestaltet sich die Erlösplanung von
Verkehrsunternehmen sehr komplex. Die zent-
rale Aufgabe des Erlöscontrollings ist es daher,
Erlöspotenziale zu erschließen
und
Trans-
parenz zu schaffen
, um eine hohe Planungs-
sicherheit zu erreichen.
Hintergrund und Problemanalyse
In der Branche des Öffentlichen Personen-
nahverkehrs wurden staatliche und kommu-
nale Unternehmen über viele Jahre nicht kon-
sequent
unter betriebswirtschaftlichen
Gesichtspunkten geführt
. Dies änderte sich
jedoch schrittweise mit der Bahnreform
im
Jahr 1994
und der nachfolgenden europäi-
schen Entwicklung zur Liberalisierung der
Verkehrsmärkte. Infolge dessen werden Ver-
kehrsleistungen zunehmend in wettbewerb-
lichen Verfahren vergeben. Mit dem Einzug
wettbewerblicher Strukturen wächst für Ver-
kehrsunternehmen die Notwendigkeit, kom-
plexe Marktentwicklungen frühzeitig zu erken-
nen und auf volatile Rahmenbedingungen an-
gemessen zu reagieren.
Auch der in den vergangenen Jahren stetig
wachsende Informationsbedarf der Stake-
holder des öffentlichen Verkehrs
, u. a. Poli-
tik, Öffentlichkeit, Aufgabenträgerorganisatio-
nen, erfordert eine transparente und zielge-
richtete Aufbereitung von Unternehmensinfor-
mationen, wie beispielsweise Kosten- und
Erlösentwicklungen bzw. -prognosen.
Weiterhin stehen die Unternehmen der Perso-
nenverkehrsbranche im Spannungsfeld knap-
per öffentlicher Mittel bei gleichzeitig steigen-
den Erwartungen der Stakeholder an Quantität
und Qualität des Verkehrsangebotes. Während
der Bereich der
Kostensenkung
von den meis-
ten Unternehmen
bereits angegangen
wurde,
steht man
hinsichtlich der Erschließung von
Erlöspotenzialen noch am Anfang.
Der Mobilitätsmarkt befindet sich zudem aktu-
ell in einer Umbruchphase, weil sich die Ein-
stellung vieler Verkehrsteilnehmer gegenüber
den unterschiedlichen Verkehrsmitteln ändert:
während der Pkw zunehmend nüchterner – als
Fortbewegungsmittel von A nach B – betrach-
tet wird, steigen die positive Wahrnehmung
des öffentlichen Verkehrs und des Fahrrades
als umweltfreundliche Alternativen zum eige-
nen Auto. Die mit dem Wandel einhergehenden
Erlöspotenziale
für Verkehrsunternehmen
werden bisher selten systematisch
identifi-
ziert und gehoben
.
Aufgrund der
nicht hinreichend bekannten
Erlöspotenziale
, komplizierter Verfahren der
Einnahmenaufteilung zwischen den in Ver-
Potenzialorientierte Erlösplanung
im Öffentlichen Personennahverkehr
von Peter Kampmeier
CM September / Oktober 2015
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