38
          
        
        
          C) einen Puffer von 1 Tag, D einen Puffer von 2
        
        
          Tagen (gegenüber E). Daraus ergibt sich der
        
        
          kritische Pfad als dicke, rote Linie mit einer Ge-
        
        
          samtdauer von 13 Tagen. Jede Verzögerung
        
        
          auf diesem Weg verlängert die Prozesszeit. Ggf.
        
        
          reichen vorhandene Puffer aus, um die Teilpro-
        
        
          zesse abzusichern, wenn bspw. bei einem Puf-
        
        
          fer von 5 Tagen binnen 4 Tagen ein Ersatzliefe-
        
        
          rant/eine Ersatzkapazität o. ä. besorgt werden
        
        
          kann.
        
        
          Am Ende dieser Phase wurde aus den vorheri-
        
        
          gen Großstörungen all jene selektiert, die ein
        
        
          besonders desaströses Schadenspotential ha-
        
        
          ben und für die keine oder nicht ausreichend
        
        
          Maßnahmen bestehen. Meist sind es einige
        
        
          wenige, auf die es sich schließlich zu konzent-
        
        
          rieren gilt – bei betroffenen Produktions- und
        
        
          Absatzprozessen z. B. für jene fünf bis zehn
        
        
          Produkte, die zusammen 80-90% des Umsat-
        
        
          zes ausmachen.
        
        
          13
        
        
          
            Phase 3: Ursachenanalyse
          
        
        
          Für jene wenigen Störungen, die übrig bleiben,
        
        
          wird nunmehr eine
        
        
          Ursachenanalyse
        
        
          durch-
        
        
          geführt (meist
        
        
          Risikoanalyse
        
        
          genannt). Sie ist
        
        
          jedoch nicht zu verwechseln mit der klassi-
        
        
          schen Risikoanalyse im Risikomanagement-
        
        
          kontext, wo sämtliche Risiken eines Unterneh-
        
        
          mens erfasst und bewertet werden. Vielmehr
        
        
          geht es hierbei wirklich um mögliche
        
        
          Ursachen
        
        
          der wenigen, vorher herausgefilterten und iden-
        
        
          tifizierten Großstörungen – z. B. kann die Stö-
        
        
          rung „Rohstoff nicht verfügbar“ mehrere Ursa-
        
        
          chen haben, wie z. B. einen liegengebliebenen
        
        
          LKW, einen Streik beim Zulieferer oder den
        
        
          Brand einer Produktionshalle beim Lieferanten.
        
        
          Zur Ursachenanalyse stehen verschiedene Ins-
        
        
          trumente zur Verfügung, von denen hier das
        
        
          klassische Ishikawa- oder Fischgrätendia-
        
        
          gramm vorgestellt wird (vgl. Abbildung 6).
        
        
          Jede Störung wird auf ihre Ursachen hin unter-
        
        
          sucht. Dazu werden mögliche Ursachenberei-
        
        
          che (Material, Maschine, Methode usw.) skiz-
        
        
          ziert, die für die eigenen Zwecke abgeändert
        
        
          werden sollten. Betrachtet man bspw. die kata-
        
        
          strophale Love-Parade von Duisburg, so sind
        
        
          z. B. die räumlichen Gegebenheiten, die Stadt,
        
        
          Ordnungskräfte, die Besucher usw. zu nennen
        
        
          oder stattdessen Planung, Durchführung, Kli-
        
        
          ma, Straßenführung usw. Den Ursachenberei-
        
        
          chen werden dann Hauptursachen zugeordnet,
        
        
          diese wiederum in Unterursachen usw. diffe-
        
        
          renziert. Mit einem solchen Vorgehen werden
        
        
          strukturiert alle sinnvoll denkbaren Ursachen
        
        
          einer Großstörung erkannt.
        
        
          Mit dem Ende der dritten Phase ist die
        
        
          Basis
        
        
          zur Kontinuität
        
        
          geschaffen: Das eigene Ge-
        
        
          schäft wurde sorgsam durchleuchtet. Dabei
        
        
          wurden alle wesentlichen Großstörungen iden-
        
        
          tifiziert, diese wurden danach in der BIA hin-
        
        
          sichtlich ihrer Auswirkungen analysiert. Die als
        
        
          besonders bedrohlich erkannten Großstörun-
        
        
          gen wurden anschließend im Rahmen der Ursa-
        
        
          chenanalyse entstehungsbezogen analysiert.
        
        
          Damit ist die Analyse abgeschlossen; das
        
        
          Unternehmen kennt nun seine Achillesfersen:
        
        
          fatale Störungen, deren Auswirkungen und die
        
        
          Ursachen – und damit weiß es, wo es die Hebel
        
        
          zur Bewältigung anzusetzen hat.
        
        
          Die Ableitung von Strategien und Maßnahmen
        
        
          und deren Umsetzung und Kontrolle werden in
        
        
          einem kommenden Heft vorgestellt.
        
        
          
            Literatur
          
        
        
          Bricker, Glen (o.J.): Don’t reinvent the wheel:
        
        
          leveraging ‘non business continuity‘ tools and
        
        
          methodologies, unter: www:continuitycentral.
        
        
          com/feature1020.html [10.10.2014]
        
        
          Bundesamt für Sicherheit in der Informations-
        
        
          technik (BSI) (2009): BSI-Standard 100-4.
        
        
          Notfallmanagement, Bonn
        
        
          Business Continuity Institute (BCI) (2010):
        
        
          Good practice guidelines 2010, unter:
        
        
        
        
          Publikationen/2012-03-08-gpg2010de.pdf
        
        
          [13.06.2015]
        
        
          Engel, H. (2005): Gesprengte Ketten, in: Risk-
        
        
          news 05/2005, S. 39-45
        
        
          Fulmer, Kenneth L. (2005): Business Continu-
        
        
          ity Planning. A Step-to-Step Guide With Plan-
        
        
          ning Forms, Brookfield/Connecticut, USA
        
        
          Jossé, Germann (2015): Business Continuity
        
        
          Management – Notwendigkeit in turbulenten
        
        
          Zeiten, in: Controller Magazin, Heft März/April
        
        
          2015, S. 72-77
        
        
          Jossé, Germann (2014): Einführung BCM,
        
        
          Vorlesung im Wintersemester 2014/15, Worms
        
        
          (Vorlesungsunterlagen)
        
        
          Jossé, Germann (2011): Business Continuity
        
        
          Management. An Introduction. Lecture at the
        
        
          DMU, Leicester (Folienset)
        
        
          Jossé, Germann/Scherhag, Knut (2013):
        
        
          Business Continuity Management in der Desti-
        
        
          nation. Störungen proaktiv erkennen, bewerten
        
        
          und handhaben, in: Update 17, WS 2013/14,
        
        
          S. 38-47
        
        
          Rössing, Rolf v. (2005): Betriebliches Kontinu-
        
        
          itätsmanagement, Bonn
        
        
          
            Fußnoten
          
        
        
          1
        
        
          vgl. Rössing, von (2005), S. 45
        
        
          2
        
        
          Jossé/Scherhag (2013), S. 42f.
        
        
          3
        
        
          vgl. Bricker, Glen (o.J.)
        
        
          4
        
        
          vgl. Jossé (2015), S. 72f.
        
        
          5
        
        
          Vgl. Jossé (2015), S. 75
        
        
          6
        
        
          BSI (2009), S. 47
        
        
          7
        
        
          Engel (2005), S. 44
        
        
          8
        
        
          vgl. Fulmer (2005), S. 49 ff.
        
        
          9
        
        
          Ergänzt werden können u. a. Reaktionszeit,
        
        
          Wiederanlauf, Wiederherstellung, Rückführung
        
        
          (auf Normalleistung), Nacharbeiten und z. B.
        
        
          Schichten als zeitliche Größen sowie diverse
        
        
          Leistungsniveaus bzw. Kapazitäten.
        
        
          10
        
        
          vgl. ausführlich in Jossé (2015), S. 76
        
        
          11
        
        
          vgl. Jossé/Scherhag (2013), S. 45
        
        
          12
        
        
          vgl. BSI (2009), S. 40f.
        
        
          13
        
        
          Damit läge eine Continuity höherer Ordnung
        
        
          vor, insofern, als auf Dauer eine bestimmte
        
        
          Mindestrendite erwirtschaftet werden soll.
        
        
          
            Business Continuity Management für Großstörungen