CONTROLLER Magazin 5/2015 - page 34

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Business Continuity Management (BCM)
soll im Falle von Großstörungen die Unter-
brechung bzw. Beeinträchtigung der ge-
schäftskritischen Prozesse minimieren und
insgesamt die Funktionsfähigkeit sicher-
stellen.
In einem ersten Beitrag (Controller Ma-
gazin März/April 2015, S. 72 ff.) wurden die
Gründe und Grundlagen für BCM dargelegt. In
diesem 2. Teil wird der Business-Continuity-
Prozess vorgestellt und gezeigt, wie Störungen
identifiziert und analysiert werden. Die Ablei-
tung geeigneter Kontinuitätsstrategien und
-maßnahmen sowie deren Umsetzung werden
in einem weiteren Beitrag in einer späteren
Ausgabe beleuchtet.
Beim Kauf eines Autos wird in Sicherheit inves-
tiert: um die Gefahr von Unfällen zu mindern
(z. B. ESP, ASB) bzw. um im Falle eines Falles
zumindest die Folgeschäden abzumildern oder
gar ganz aufzufangen – im Idealfall braucht
man die Airbags nie, im Unglücksfall ist man
froh, in sie investiert zu haben. Ähnlich verhält
es sich mit BCM: es fokussiert große und exis-
tenzielle Störungen, setzt aber auch an deren
Ursachen und Auswirkungen an. Mit BCM in-
vestiert eine Organisation in etwas, das das
Schlimmste verhüten soll ...
Gegenstand von BCM sind
Großstörungen,
deren Schadenspotenzial enorm ist und die
mit den bestehenden operativen Kapazitä-
ten nicht bewältigt werden können.
Um
ihnen vorbereitet und mit geeigneten Maß-
nahmen begegnen zu können, hat sich BCM
als geeignete, eigenständige Disziplin heraus-
gebildet. Die dortigen Prozesse werden klas-
sisch als „life cycle“ verstanden und dargestellt.
Das übliche 6-Phasen-Modell
1
wird hier erwei-
tert und präzisiert.
Der BC-Prozess
Bevor die einzelnen Prozessphasen genau dar-
gestellt werden, erfolgt zunächst ein
Kurz-
überblick
über deren Inhalte und Aufgaben
(vgl. Abbildung 1):
Kernstück von BCM ist die Identifikation leis-
tungskritischer Prozesse und Potentiale, de-
ren Analyse und Bewertung (z. B. hinsichtlich
Ausfalldauer, Schadenshöhe, Verletzbarkeit,
Ansteckungsgefahr auf andere Prozesse, Po-
tentiale oder Produkte) im Rahmen einer
Business-Impact-Analyse, gefolgt von einer
Ursachenanalyse. Daran schließen sich die
Entwicklung und Umsetzung grundsätzlicher
Kontinuitätsstrategien und konkreter Maß-
nahmen an, um die Störungen und deren
Auswirkungen zu minimieren und somit den
Geschäftsbetrieb mit seinen wesentlichen
Prozessen rasch wieder aufzunehmen bzw.
die Beeinträchtigungen möglichst gering zu
halten.
Im 1. Schritt (
„Verstehen des Geschäfts“
)
muss zunächst das Geschäftsmodell eines
Unternehmens verstanden werden. Dazu ge-
Business Continuity Management: Identifizierung
und Analyse von Großstörungen als Kernaufgabe
von Germann Jossé
Business Continuity Management für Großstörungen
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