personalmagazin bAVspezial 11/2017 - page 24

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SPEZIAL BAV
_PENSIONSFONDS
spezial bAV 11/17
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
gleich es dort keine Mindestabsicherung
gibt. Theoretisch kann das neue Sozial-
partnermodell auch auf der Basis einer
Direktversicherung oder Pensionskasse
umgesetzt werden. „Es wäre aber unsin-
nig, die Kapitalanlage im Deckungsstock
eines Versicherers abzubilden, weil sich
die Kapitalanlagerichtlinien beim Sozial-
partnermodell an der Pensionsfondsanla-
geverordnung anlehnen. Deshalb bin ich
mir sehr sicher, dass der Pensionsfonds
hierfür als Durchführungsweg genutzt
wird“, erläutert Hoppstädter. Doch er gibt
auch zu bedenken, dass mit einem wei-
testgehend flächendeckenden Angebot an
Tariflösungen im Rahmen des Sozialpart-
nermodells frühestens Ende 2018, eher
2019 oder gar 2020 zu rechnen ist.
„Wird das BRSG zumindest mit Blick
auf die Zielrentenmodelle ein Erfolg,
dann werden wir in diesem Durchfüh-
rungsweg die größten Zuwachsraten in-
nerhalbder bAVsehen“, äußert sichKarst
ebenfalls positiv. Auch Golatka sieht den
Durchführungsweg als Nutznießer der
reinen Beitragszusage und betont: „Der
Pensionsfonds ist der richtige Weg, um
das Sozialpartnermodell umzusetzen.“
Begründet liege dies auch darin, dass
bei Pensionsfonds eine nicht versiche-
rungsförmige, freie Kapitalanlage eben-
so möglich ist wie die Verwaltung von
Einzelkonten. „Große Bestände müssen
digital mit individuellen Zugriffsmög-
lichkeiten verwaltet werden können“,
ergänzt das Vorstandsmitglied, „da der
Mitarbeiter aufgrund fehlender Kapital-
garantien einen gesteigerten Informati-
onsbedarf haben wird.“
Mehrwerte gegenüber
Sozialpartnermodell
Angesichts der sich hieraus ergebenen
Kostenvorteile und der vielfältigen Mög-
lichkeiten bei der Absicherung biomet-
personalmagazin:
Wie wird sich das Sozi-
alpartnermodell des BRSG auf die Rolle
der Pensionsfonds innerhalb der bAV
auswirken?
Thorsten Kircheis:
Der mit dem BRSG erst-
mals eingeführte Verzicht auf Garantien
kann die Bedeutung der Pensionsfonds
im Rahmen der bAV erhöhen. Schon im
nächsten Jahr werden die ersten Ein-
richtungen mit entsprechenden Tarif-
lösungen auf den Markt kommen. Hier
werden sich Versicherer und Pensions-
fonds etablieren wollen. Jedoch ist nicht
auszuschließen, dass die Sozialpartner
eigene Vorstellungen umsetzen werden.
Die Stärke der Pensionsfonds liegt in
der gesetzlich geregelten freieren Ka-
pitalanlage, die am besten umgesetzt
werden kann, wenn gleichzeitig keine
Kapitalgarantien dargestellt werden
müssen. Allerdings haben wir erheb-
liche Zweifel, ob der Mittelstand und
seine Beschäftigten, auf die der Gesetz-
geber vor allem abzielt, für eine garan-
tielose Betriebsrente in der Breite zu
begeistern sein wird.
personalmagazin:
Sind Pensionsfonds nach
Ihren Erfahrungen so aufgestellt, dass sie
die Erwartungen gerade im Hinblick auf
eine langfristig wertsteigernde Kapitalan-
lage erfüllen können?
Kircheis:
Kapitalgarantien und Ertrags-
chancen lassen sich in diesem anhalten-
den Niedrigzinsumfeld nicht auf einen
Nenner bringen. Bilanzförmig ausge-
richtete Pensionsfonds beweisen aber,
dass es gelingen kann, bei Schwan-
kungsbreiten von drei bis sechs Prozent
durchaus Renditen zwischen drei und
fünf Prozent pro Jahr zu erzielen. Selbst
in schwierigen Marktphasen konnten
manche Versorgungsträger zumindest
einen Werterhalt des Pensionsvermö-
gens sicherstellen. Solche Ergebnisse
weisen auf ein gutes Risikomanagement
„Renditen von drei bis fünf Prozent“
INTERVIEW
Pensionsfonds rücken ins Scheinwerferlicht der bAV. Thorsten Kircheis, Vorstand der Diz AG,
bewertet die Aussichten und Stärken dieses kapitalmarktorientierten Durchführungswegs.
Das Interview führte
Kay Schelauske .
hin, was gerade bei einem Fehlen von
Garantien sehr wichtig ist.
personalmagazin:
Die Diz AG analysiert
Pensionsfonds regelmäßig. Wo liegen
die größten Unterschiede zwischen den
Anbietern?
Kircheis:
Besonders auffällig sind Preis-
differenzen bei den Anbietern von bis
zu 80 Prozent bei nicht garantieförmi-
gen beziehungsweise 30 Prozent bei
garantieförmigen Lösungen bei gleicher
Leistung. Begründet liegt dies vor allem
in der unterschiedlichen Kostenstruktur
und den verwendeten Bewertungsansät-
zen, Sterbetafeln sowie aktuariellen Ver-
zinsungen. Zweitens schwankt das ver-
waltete Pensionsvolumen von wenigen
Millionen bis zu über einer Milliarde
Euro, was sich auf die Bonität der Fonds
auswirkt.
THORSTEN KIRCHEIS
ist Vorstand der Diz AG,
die sich als Beratungs-
gesellschaft auf Pensi-
onsfonds spezialisiert
hat.
© FOTO-ATELIER URBAN / DIZ AG
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