personalmagazin bAVspezial 11/2017 - page 17

17
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
11/17 spezial bAV
druck erhöhen, schätzt Björn Achter,
bAV-Geschäftsbereichsleiter des Axa-
Konzerns. „Bei den großen tariflichen
bAV-Lösungen werden allenfalls drei
oder vier Anbieter das Rennen machen”,
schätzt der Experte.
Trotzdem haben sich schon andere
Produkt-Anbieter mit Ankündigungen in
Stellung gebracht, eine rBZ zu installie-
ren. Axa bereitet nach eigenen Angaben
eine rBZ über die Pro bAV Pensionskasse
AG vor. Auch die Signal-Iduna will ein
Produkt für die rBZ im Laufe des nächs-
ten Jahres auf den Markt bringen, bestä-
tigte Konzernvorstand Clemens Vatter.
„Talanx Deutschland wird voraussicht-
lich schon zum 1. Januar eine marktrei-
fe Lösung für Sozialpartnermodelle mit
rBZ anbieten“, betont auch Fabian von
Löbbecke, Vorstandsvorsitzender der
Talanx Pensionsmanagement und ver-
antwortlich für bAV bei HDI. Man wer-
de eine Zielrentenlösung über einen
bestehenden kapitalmarktorientierten
Pensionsfonds der hauseigenen PB Pen-
sionsfonds AG entwickeln. Mit ersten
Vereinbarungen rechnet der Experte
aber erst Mitte 2018, da „bestehende Ta-
rifverträge zunächst auslaufen und im
zweiten Schritt Arbeitgeberverbände
und Gewerkschaften dann eine tarifver-
tragliche Lösung verhandeln müssen“.
Anlaufkosten fördern gemeinsame
Versorgungswerke
Da die Einrichtung einer Versorgungs-
einrichtung samt der neu zu konzipie-
renden Zielrententarife laut Branchen-
experten mit rund zehn Millionen Euro
Anlaufkosten verbunden ist, verwundert
es nicht, dass sich Produktanbieter auch
zusammenschließen. Im „Rentenwerk“
haben sich fünf Lebensversicherer,
deren Obergesellschaften Gegenseitig-
keitsvereine sind, zusammengetan, um
gemeinsam eine Sozialpartnerrente an-
zubieten: Barmenia, Debeka, Gothaer,
HUK-Coburg und Stuttgarter. Das Bun-
deskartellamt hat bereits zugestimmt.
Ziel ist ein „flexibles, transparentes
und kostengünstiges Produkt, um auch
im Umfeld niedriger Zinsen attraktive
Renditen zu ermöglichen“, sagt Barme-
nia-Vorstandschef Dr. Andreas Eurich.
Inzwischen laufen Gespräche des Ren-
tenwerks mit Arbeitgeberverbänden
und Gewerkschaften. Mit ersten Verein-
barungen rechnet Eurich Anfang kom-
menden Jahres. Ab Sommer 2018 sollen
Arbeitnehmer entsprechende Policen
abschließen können. „Konkret vorschla-
gen wollen wir eine Direktversiche-
rung ohne Garantie, denn bei privater
Fortführung des Vertrags – etwa wenn
jemand aus dem Betrieb ausscheidet –
ergeben sich hier sozialversicherungs-
rechtliche Vorteile“, so Eurich. Man blei-
be aber offen, wenn Sozialpartner eine
andere Lösung umsetzen wollen.
Traditionell tariflich eingebundene
Versorgungswerke wie Metallrente,
Chemie-Pensionsfonds, Klinikrente oder
Presseversorgungswerk halten sich noch
mit den Planungen zurück. Lediglich der
sozialpartnerschaftlich im Bankgewerbe
organisierte BVV hat sich schon im Juli
positioniert, eine reine Beitragszusage
anbieten zu wollen. Große Eile scheint
im Moment aber niemand zu haben, da
die Installation an die turnusmäßigen
Tarifverhandlungen geknüpft wird. „Es
ist illusorisch zu glauben, bereits Anfang
2018 einen bAV-Tarifvertrag nach BRSG
zu bekommen“, meint Michael Dick,
Hauptgeschäftsführer bei Südwestme-
tall. „Das dürfte frühestens Anfang 2019
der Fall sein“, prophezeite er. Ähnliches
ist vom Bundesarbeitgeberverband Che-
mie zu hören. Man werde kaum schon
zu Jahresbeginn 2018 mit einem entspre-
chenden bAV-Tarifvertrag an den Start
gehen, sondern erheblich mehr Zeit be-
nötigen.
Eine letzte Ankündigung: Die Dienst-
leistungsgewerkschaft Verdi, die Ta-
rifverträge mit Arbeitgeberverbänden
verschiedener Branchen unterhält, will
das BRSG nutzen, um bisher vernach-
lässigte Bereiche stärker in die bAV
einzubinden. Daher soll ein eigenes
Versorgungswerk gegründet werden,
das aber nicht als Kopie der Metallrente
gedacht ist. Es ist also Bewegung in den
bAV-Markt gekommen.
DETLEF POHL
ist diplomier-
ter Journalist, Buchautor und
Moderator. Er schreibt seit
25 Jahren über Vorsorge,
Versicherungen und Recht.
Die ganz Großen haben noch die Trümpfe in
der Hand, doch kleine Anbieter formieren sich.
© INGRAM PUBLISHING / THINKSTOCKPHOTOS.DE
1...,7,8,9,10,11,12,13,14,15,16 18,19,20,21,22,23,24,25,26,27,...36
Powered by FlippingBook