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04/18 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
das zur Verfügung gestellt bekommen,
was sie brauchen, um ein reales Pro
blem zu lösen. Das können Informati-
onen, Arbeitsausstattung, Reflexions-
möglichkeiten oder Übungen sein.
Hypscher steht mit seiner Einschät-
zung nicht allein. Professor Axel Koch
von der Hochschule für angewandtes
Management in Ismaning gibt ihm
recht. Auch nach seiner Beobachtung
reißen sich die Mitarbeiter nicht um
die Transfer-Apps – auch nicht die der
sogenannten Generation Y. Der Haken
sei, dass diese Apps genauso wie die be-
rühmte 70-20-10-Formel einen selbstver-
antwortlichen, lernwilligen, motivierten
und transferstarken Mitarbeiter voraus-
setzten. Doch ganz gleich wie elegant
und hartnäckig jemand durch eine App
angeschubst werde, beim Lernen und
Üben sei letztlich jeder alleine. Die Perso-
nalentwickler sollten endlich zur Kennt-
nis nehmen, dass nur rund 20 Prozent
der Berufstätigen eine genügend ausge-
prägte Selbstlernkompetenz hätten, um
alleine aus schriftlichen Unterlagen oder
mit Internetangeboten zu lernen, so Koch
weiter. Um die Zahl der Selbstlerner und
App-Nutzer zu erhöhen, sollten die Se-
minarteilnehmer vom Trainer oder Per-
sonaler nach einem Seminar mindestens
dreimal telefonisch kontaktiert werden.
Beim Online-Lernen brauche es Men-
schen, die andere Menschen an die Hand
nähmen und kein technisches System,
das man bei Stress oder Lustlosigkeit
einfach ignorieren könne. Der Selbst-
lernprozess brauche in der Regel eben
eine intensive Anfangsunterstützung.
Koch kritisiert auch, dass die Arbeit mit
den Transfer-Apps oft ins Privatleben
verlagert werde, was natürlich keiner
offiziell fordere. Denn nur die wenigsten
gäben dem Mitarbeiter bewusst freie
Zeiten für das Lernen am Arbeitsplatz
und belohnten das Lernverhalten noch
mit einem zeitlichen Sonderbonus.
GUDRUN PORATH
arbeitet als freie Jour-
nalistin in Göttingen.
QUELLE: GUDRUN PORATH
In der Tabelle finden Sie die Angebote verschiedener Transfer-App-Hersteller sowie
Hintergrundinformationen zum Funktionsumfang der jeweiligen Produkte.
Funktionen der Anwendung
Die Audiocoaching Box soll Menschen an ihre Lernvorhaben erinnern und funktioniert ähnlich wie
die Mailbox eines Mobiltelefons. Die Nutzer erhalten eine Nachricht, rufen an und loggen sich ein.
Die Coaching Box gibt dann Hinweise, stellt Aufgaben oder sagt Übungen an. Nach einem vorab
definierten Zeitraum meldet sich die Anwendung erneut, um den Nutzer daran zu erinnern, seine
Aufgabe anhand eines Fragebogens zu bewerten. Das Nutzer-Feedback läuft wiederum in einer
zentralen Datenbank zusammen.
Blink.it stellt den Lernern die wesentlichen Seminarinhalte im Nachgang als konzentrierte In-
formationshappen, sogenannte Blinks, zur Verfügung. Tauchen Fragen auf, kann sich der Lerner
über die App direkt an den Trainer oder an andere Seminarteilnehmer wenden. Die App gibt
es für Privatpersonen, Trainer und Coachs sowie für Unternehmen. Als Referenzen gibt Blink.it
unter anderem Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, der IKK Südwest
und der Landeshauptstadt München an.
Das Onlinetool zur Transfersicherung und Selbstmotivation gibt es für Privatpersonen und in
einer Businessversion für Trainer, Coachs und Unternehmen. Die Business Edition hat verschie-
dene Bausteine – etwa den „Dranbleib-Coach“, einen virtuellen Avatar, der Tipps und Hinweise
passend zum Lernstand des Teilnehmers gibt. Evaluations- und Feedback-Tools sind im Leis-
tungsumfang ebenso enthalten wie Funktionen für Lernpartnerschaften, Onlinecoaching und
automatische Erinnerungen.
Das Evaluationssystem wird als Software-as-a-Service-Lösung (SaaS) angeboten und ist so per
Webbrowser abrufbar. Die Nutzer können im System die Transferperiode und weitere Details
zu einer Weiterbildungsmaßnahme festlegen. Die Transferevaluation läuft anschließend per
Fragebogen, der entweder selbst erstellt oder aus verschiedenen Vorlagen ausgewählt werden
kann. Zudem bündelt das System die verschiedenen Kennzahlen zur jeweiligen Weiterbildungs-
maßnahme – etwa die Bewertungen der Teilnehmer oder die Durchschnittskosten.
Tobi, der „digitale Coach für Lerntransfer“, ist eine App, die Soft-Skill-Trainings ergänzen, den
Lerntransfer messbar machen und letztlich verbessern soll: Die Anwendung begleitet Trainings-
Teilnehmer sechs Wochen lang per Mail, Push-Nachricht und Transfer-Coaching-Anruf. Über den
„App-Feed“ können die Teilnehmer zudem untereinander und auch mit dem Trainer in Kontakt
bleiben. Außerdem sind über die App alle relevanten Trainingsunterlagen abrufbar. Nach der
sechswöchigen Begleitphase erstellt die Anwendung individuelle Abschlussberichte.
Die SaaS-Lösung „Maxment Transfer und Evaluation“ ist ein Modul der „Learning und Transfer
Suite“ des Anbieters. Ziel ist es, den Praxisnutzen von Trainings zu evaluieren und so zu maxi-
mieren. Dabei folgt das Tool einem standardisierten Best-Practice-Prozess zur Lernbegleitung,
der bei Bedarf angepasst werden kann. Trainer und Personalentwickler bleiben mit dem System
über die verschiedenen Kennzahlen zu ihren aktuellen Weiterbildungsmaßnahmen informiert,
wobei die Vorgesetzten jederzeit einbezogen werden können.
Die Onlinelösung Mindsetter setzt auf kurze, regelmäßige Lerneinheiten, sogenannte Micro-
Learnings. Auf der Plattform können solche Lernhappen erstellt, hinterlegt und automatisiert
versendet werden. Zusätzlich bietet das Unternehmen verschiedene Auswertungsmöglichkeiten
zum Lern-Engagement der Kursteilnehmer. Jedes Micro-Learning kann beliebig viele Lernein-
heiten umfassen und damit je nach Zielgruppe und Inhaltstiefe abgestimmt werden.
Promote ist eine webbasierte Plattform für Unternehmen und Trainingsanbieter. Lernern und
Führungkräften gibt das Onlinetool einen Überblick zu den jeweiligen Lernzielen und dem
individuellen Lernfortschritt. Zusätzlich soll auch die Umsetzung von neu erlernten Fähigkeiten
sichtbar werden – auf individueller und auf Gruppenebene. Laut Anbieter orientiert sich das
Tool an den Trainings- und Performance-Evaluationsmodellen der Bildungsforscher Kirkpatrick
und Brinkerhoff.
Repeatmobile ist eine App, mit der Seminarteilnehmer die Lerninhalte auf dem eigenen
Endgerät wiederholen können. Integrieren lassen sich neben Text-, Bild- und Videoinhalten
auch Tests. Über eine Schnittstelle zum Learning-Management-System des Unternehmens kann
festgelegt werden, ab wann die jeweiligen Inhalte verfügbar sein sollen. Lernstatistiken doku-
mentieren den Lernfortschritt dabei in Echtzeit. Weitere Features: ein integrierter Messenger,
persönliche Profilseiten mit Hinweisen zum Lernfortschritt sowie Lernerinnerungen.