personalmagazin 11/2017 - page 58

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ORGANISATION
_OUTSOURCING
personalmagazin 11/17
O
ft könnte ein Scheitern des
Payroll-Outsourcing vermie-
den werden, wenn es im Vor-
feld besser vorbereitet würde.
Das zeigt die aktuelle Studie von Auren
(siehe Beitrag „Gründe für Insourcing“).
Doch genau das ist schwierig. Wir haben
zwei Anbieter gefragt, wo die größten
Fallen beim Outsourcing liegen und wie
hier vorgebeugt werden kann.
Infoniqa: „Kein Erfolg ohne Kommu-
nikation auf Augenhöhe“
„Outsourcing braucht klar kommuni-
zierte Vorstellungen auf beiden Seiten.
Business-Process-Outsourcing-Prozesse
(BPO) scheitern meines Erachtens an
schlechter Kommunikation, scheinba-
ren Schnäppchen und unterschiedli-
chen Qualitätsansprüchen.
Eine ‚Geiz-ist-geil‘-Einstellung kann
den Erfolg von BPO-Projekten bereits im
Keim ersticken. Der Preis ist ein wich-
tiger Qualitätsindikator: Projekte sind
immer dann zum Scheitern verurteilt,
wenn die Kosten nicht vernünftig kalku-
liert sind. Bei einem auf den ersten Blick
sehr kostengünstigen Angebot darf man
Von
Katharina Schmitt
(Red.)
keine eindrucksvollen Payroll-Profis aus
Deutschland erwarten – und wird schon
bald mit unerwartet hohen Zusatzkosten
konfrontiert.
Pauschalpreise funktionieren leider
ebenso wenig, da oft im Nachhinein
aufwendige Anforderungen auftauchen
– oder der Preis ist von vornherein unnö-
tig hoch, da solche Eventualitäten bereits
eingerechnet sind. Das Kleingedruckte
in Pauschalverträgen oder schwammige
Formulierungen führen dabei unweiger-
lich zu enttäuschendem Output und Fru-
stration. Eine seriöse Preiseinschätzung
kann frühestens nach dem ersten Ken-
nenlernen oder einem intensiven Work-
shop festgelegt werden, falls das Projekt
komplexe Themen wie zum Beispiel die
Konsolidierung mehrerer Geschäftsstel-
len umfasst.
Für eine erfolgreiche Einführung ist
es wichtig, in allen Phasen den genauen
Ablauf zu kennen – und alle Eventua-
litäten geklärt zu haben. Ist ein rei-
bungsloses Zusammenspiel der eigenen
IT-Landschaft mit dem Lohnprogramm
des Dienstleisters gewährleistet oder
müssen zum Beispiel Dokumente man-
gels automatischem Datenaustausch
händisch weiterverarbeitet werden? Sol-
che Details führen zu erheblichemMehr-
aufwand und zeitlichen Verzögerungen.
Der wichtigste Punkt ist die Kommu-
nikation zwischen Unternehmen und
Dienstleister: Daten müssen korrekt
übermittelt und Änderungen auf kür-
zesten Wegen mitgeteilt werden. Dafür
braucht die Fachkraft im Unternehmen
sattelfestes Fachwissen, aber auch einen
persönlichen Ansprechpartner, der alle
Besonderheiten kennt – statt unpersön-
licher Ticketsysteme mit ständig wech-
selnden Sachbearbeitern.
Etwas Zeitpuffer sollte man einplanen,
bis beide Seiten zu einem eingespielten
Team geworden sind – so lange ist auch
Fehlertoleranz gefragt. Treten nach drei
bis vier Monaten noch Fehler auf, sollte
man das Gespräch suchen um Unstim-
migkeiten zu beseitigen, bevor sich das
Projekt in Richtung Scheitern bewegt.
Es gilt zu bedenken: Die größten An-
bieter sind nicht zwingend die besten
und die kleinsten Anbieter sind nicht un-
bedingt die günstigsten. Hauptsache ist
eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.“
Siegfried Milly, Vorstand Infoniqa Payroll
Holding GmbH
SP Data: „HR ist im internen Disput
und entkernt sich selbst“
„Seit mehr als 25 Jahren ist das Thema
In- und Outsourcing ein Teil meiner
beruflichen Agenda, betrachtet aus ver-
schiedenen Blickwinkeln als HR-Mitar-
beiter, HR-Consultant, HR-IT-Projektlei-
ter und Führungskraft. Das Resümee
der vielen Projekte: Die unkritische
Leichtigkeit, mit der Payroll-Prozesse
ausgelagert werden, versetzt mich im-
„Geiz ist geil“ funktioniert nicht
STATEMENTS.
Gescheiterte Outsourcing-Prozesse erschüttern das Vertrauen in den
Markt. Doch was läuft wirklich schief? Zwei Outsourcing-Anbieter nehmen Stellung.
„Die größten Anbieter sind nicht
zwingend die besten, kleine sind nicht
unbedingt die günstigsten.“
Siegfried Milly, Vorstand Infoniqa
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
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