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            ORGANISATION
          
        
        
          _EMPLOYEE EXPERIENCE
        
        
          personalmagazin  11/17
        
        
          U
        
        
          nternehmen erleben eine
        
        
          Phase disruptiven Wandels
        
        
          –  Geschäftsmodelle, Orga-
        
        
          nisationsstrukturen und die
        
        
          Art der Zusammenarbeit stehen auf
        
        
          dem Prüfstand. Wie verändert sich die
        
        
          HR-Funktion in Reaktion auf diese He-
        
        
          rausforderungen? Ein möglicher Ansatz
        
        
          zur Neukonzeption der HR-Funktion ist
        
        
          das Konzept der „Employee Experience“
        
        
          (EX). Bisher wurde dies in diesem Zu-
        
        
          sammenhang jedoch nur vereinzelt im
        
        
          deutschen Sprachraum diskutiert. Inter-
        
        
          national, vor allem in den USA, ist die
        
        
          Diskussion weiter vorangeschritten. Dies
        
        
          zeigt sich unter anderem in neuen Stel-
        
        
          lenbezeichnungen für HR-Rollen. Bisher
        
        
          noch nicht untersucht wurde, ob und wie
        
        
          die Einführung des EX-Konzepts und die
        
        
          neuen Stellen die Personalarbeit verän-
        
        
          dern. Wir beleuchten in diesem Beitrag
        
        
          den Hintergrund dieses Konzepts und
        
        
          analysieren anhand von exemplarischen
        
        
          Stellenausschreibungen, wie er in Orga-
        
        
          nisationen aktuell umgesetzt wird.
        
        
          Das Konzept „Employee Experience“
        
        
          In den vergangenen Jahren lag der Fo-
        
        
          kus von HR vor allem darauf, den stra-
        
        
          tegischen Wertbeitrag und die Effizienz
        
        
          mittels durchgängiger Standardisierung
        
        
          und Aufteilung der HR-Tätigkeiten ent-
        
        
          lang implementierter Strukturmodelle
        
        
          zu steigern; große Unternehmen haben
        
        
          dafür überwiegend das Business-Part-
        
        
          ner-Modell von Dave Ulrich herangezo-
        
        
          gen. Die daran geknüpften Erwartungen
        
        
          Von
        
        
          
            Anja Schmitz, Cathrin Eireiner
          
        
        
          und
        
        
          
            Jasmin Mahadevan
          
        
        
          erfüllten sich jedoch in weiten Teilen
        
        
          nicht. Zudem lässt die Akzeptanz von
        
        
          HR als strategischem Partner vielfach
        
        
          zu wünschen übrig, wie die Cranet-Stu-
        
        
          die 2015/16 belegt. Darüber hinaus ma-
        
        
          chen die Veränderungen im Organisati-
        
        
          onsumfeld immer deutlicher, dass diese
        
        
          Ausrichtung an HR-internen Strukturen
        
        
          und Prozessen an ihre Grenzen gerät.
        
        
          Vom Marketing lernen
        
        
          Konfrontiert mit den gleichen Umfeld-
        
        
          bedingungen, entwickelte sich in Mar-
        
        
          keting und IT eine neue Ausrichtung:
        
        
          „Customer Experience“ oder „User Ex-
        
        
          perience“. In dieser Ausrichtung stehen
        
        
          die Kunden, ihre Bedürfnisse und ihre
        
        
          Erfahrungen mit der Organisation oder
        
        
          dem Produkt im Zentrum der Aufmerk-
        
        
          samkeit. Das individuelle Erlebnis des
        
        
          Kunden wird als Differenzierungsmerk-
        
        
          mal genutzt. Diese Idee haben Joseph
        
        
          Pine und James H. Gilmore bereits 1998
        
        
          hervorgehoben; sie beschrieben die „Ex-
        
        
          perience Economy“ als nächste Entwick-
        
        
          lungsstufe der Wertschöpfung. Wichtig
        
        
          ist dabei nicht mehr das eingekaufte
        
        
          Produkt, sondern das Erlebnis des Ein-
        
        
          kaufens selbst. Zur zielgerichteten Ge-
        
        
          staltung dieser Erlebnisse wurde ein Set
        
        
          an Methoden entwickelt, wie zum Bei-
        
        
          spiel „Design Thinking“ oder „Journey
        
        
          Mapping“.
        
        
          Verschiedene Autoren griffen diese
        
        
          Ideen auf und übertrugen sie im Kon-
        
        
          zept der „Employee Experience“ auf
        
        
          HR. Im Kern geht es auch hier um die
        
        
          Erfahrungen oder Erlebnisse, die die
        
        
          internen Kunden – sprich: die Mitar-
        
        
          beiter – mit der Organisation und ihren
        
        
          (HR-)Prozessen machen. Diese Erleb-
        
        
          nisse entstehen als Summe aller sub-
        
        
          jektiven Wahrnehmungen im Umgang
        
        
          mit der Organisation. Sie werden nicht
        
        
          nur von den Prozessen und Produkten
        
        
          selbst beeinflusst, sondern auch von
        
        
          den individuellen Erwartungen, wie
        
        
          Tracy Maylett und Matthew Wride in
        
        
          ihrem Buch „The Employee Experience“
        
        
          betonen. Ziel des EX-Designs ist es, die
        
        
          Interaktionen mit der Organisation stra-
        
        
          tegisch zu gestalten, um die Bedürfnisse
        
        
          der Mitarbeitenden zu beantworten und
        
        
          dadurch langfristig die Mitarbeiterbin-
        
        
          dung beziehungsweise das Engagement
        
        
          zu erhöhen, wie auch Christian Völkl
        
        
          und Christin Menzel-Black im Personal-
        
        
          magazin, Ausgabe 6/2014, erläuterten.
        
        
          Welche Ansatzpunkte haben Or-
        
        
          ganisationen nun, um die Erlebnisse
        
        
          Ein fundamentaler Wandel?
        
        
          
            ANALYSE.
          
        
        
          Das „Employee Experience“-Konzept könnte das Business-Partner-Modell
        
        
          ablösen. Doch bisher zeigen sich erst vereinzelte Ansätze echter Transformation.
        
        
          Heute HR Business Partner und morgen „Employee
        
        
          Experience Manager“? Für eine Transformation braucht
        
        
          es mehr als das „Relabeling“ vorhandener Stellen.