personalmagazin 11/2017 - page 52

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ORGANISATION
_OUTSOURCING
personalmagazin 11/17
D
er Mangel an qualifizier-
ten Fachkräften ist in vielen
Unternehmen der Grund,
Themenstellungen aus dem
Personalwesen nach außen zu geben,
also den Weg eines klassischen Out-
sourcings zu gehen. Dies bestätigte sich
auch in einer Studie, die wir bereits 2016
durchführten (vergleiche Personalmaga-
zin 7/2016, Seite 58).
Die damals geführten Gespräche
zeigten aber auch auf, dass das Out-
sourcing sehr unterschiedliche Zufrie-
denheitsgrade nach sich zog: In den
Unternehmen etablierte sich die anfäng-
lich als Notlösung oder Übergangslösung
angedachte Option des Outsourcings zu
einer sehr guten praktischen Lösung.
Wichtiger Faktor hierfür war oft, dass
diese Variante eine große Entlastung im
Bereich der Haftung bot und fachliche
Hilfestellung leistet. In anderen Un-
ternehmen aber scheiterte das Projekt
Outsourcing, wurde teils rückgängig
gemacht oder an andere Anbieter abge-
geben.
In einer neuen Studie 2017 haben wir
daher die Gründe untersucht, warum Fir-
men die Entscheidung trafen, eine outge-
sourcte Dienstleistung wieder ins Haus
zu holen. Auch diesmal lag der Fokus
auf dem Bereich der Entgeltabrechnung.
Zwar wurden bei den 450 Befragten
auch andere Dienstleistungen outge-
sourct, die Lohnabrechnung mit vor- und
nachgelagerten Programmen wie der
Zeitdatenerfassung, des Abwesenheits-
managements, der elektronischen Akten
Von
Birgit Ennemoser
und ähnlichen Systemen stellte aber den
Schwerpunkt der Ansätze dar.
Gründe, Outsourcing rückgängig zu
machen
Wichtig war für die Studie zunächst die
Frage nach dem Auslöser der Entschei-
dung, das Outsourcing rückgängig zu
machen. Ein Outsourcingprozess ist,
insbesondere durch die Implementie-
rungskosten beim neuen Partner, erst
einmal mit Mehrkosten verbunden und
amortisiert sich erst im Laufe der Jahre.
Was also kann Unternehmen dazu an-
halten, die getroffene Entscheidung wie-
der rückgängig zu machen? In unserer
Studie zeigten sich fünf Ursachen:
• Schlechte Qualität des Outsourcing-
partners und hohe Fehlerquote in der
Lohnabrechnung (44 Prozent)
• Wunsch nach Wiederaufbau von Know-
how in den eigenen Reihen (19 Prozent)
• Kosten-Nutzen-Relation nicht sinn-
voll: die eigene Abwicklung ist gün-
stiger (14 Prozent)
• Personalbestand in der Personalab-
teilung, der durch Zusammenschlüsse
oder Aufgabenveränderungen keine
ausreichende Auslastung mehr erfuhr
und daher mit der Lohnabrechnung be-
traut wurde (12 Prozent)
• Reduzierung der Abhängigkeit von
externen Partnern (11 Prozent)
Schlechte Qualität als Entscheidungs-
grund für Insourcing
Die Personalabrechnung sowie die da-
mit verbundenen Leistungen gelten in
vielen Unternehmen als lästige, aber
dennoch notwendige Pflicht. Die Viel-
zahl gesetzlicher und tariflicher Rege-
lungen verleitet zu der Annahme, dass
diese Rahmenbedingungen auch den
Prozess der Abrechnung weitestgehend
standardisiert haben. Dazu bestehen
in vielen Unternehmen gewachsene
Abläufe. Diese scheinen mit internem
Personal besser abbildbar zu sein.
Bei den Besprechungen mit den be-
fragten Unternehmen zeigte sich, dass
es oftmals eine Vielzahl von Besonder-
heiten gab, die in der Lohnabrechnung
durch den Outsourcing-Partner nicht
korrekt umgesetzt wurden. Auf Nach-
frage stellte sich heraus, dass es sich
dabei um Details handelte, die aus der
Vergangenheit überliefert, aber nicht do-
kumentiert und damit auch nicht an den
Outsourcing-Partner übergeben wurden.
Interessanterweise äußerten einige
Unternehmen, dass ihnen dieser „Miss-
stand“ erst durch den Outsourcing-
Gründe für Insourcing
STUDIE.
Warum machen Unternehmen Auslagerungen rückgängig? Eine Umfrage er-
mittelte Ursachen und liefert Ansätze für die Verbesserung von Outsourcing-Projekten.
DEFINITIONEN
Outsourcing:
Unter Outsourcing versteht
man eine Unternehmensstrategie, bei
der ein Unternehmen Teilbereiche oder
ganze Geschäftsprozesse, die vorher inner­
halb des eigenen Unternehmens abge­
wickelt wurden, an andere Unternehmen
auslagert/outsourct.
Insourcing:
Beim Insourcing werden Ge­
schäftsbereiche oder Prozesse, die in der
Vergangenheit an andere Unternehmen
ausgelagert wurden, wieder in die eigene
Firma zurückgeholt.
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