personalmagazin 11/2017 - page 51

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Damit dies gelingt, fokussieren die-
se Stellen neben der Einbindung der
Mitarbeitenden auch auf den Einsatz
fundierter Datenanalysen und neuer Me-
thoden: „Design Thinking“, „Employee
Journey Mapping“ und Personas werden
genutzt, um unter Einbezug datenbasier-
ter Erkenntnisse alle Prozesse, Produkte
und Technologien aus Sicht der Nutzer zu
entwickeln. Auffällig ist die strategische
Verankerung der EX-Aufgaben, die in
vielen Stellen direkt aus dem Bezug zur
Customer Experience hergeleitet wird
und als übergeordnetes Ziel die Gestal-
tung einer einheitlichen Erlebniswelt für
Mitarbeitende und Kunden formuliert.
Learnings für HR
Die Anzeigenanalyse zeigt, dass das EX-
Konzept aktuell viele Organisationen
beschäftigt. Von EX-Design als zusätzli-
chen „Wohlfühlangeboten“ allein ist kein
nachhaltig positiver Effekt zu erwarten
und ein reines Re-Labeling von HR-Stel-
len als EX-Stellen birgt bei unklarem
Vorteil hohe Risiken, wie zum Beispiel
den Verlust der Glaubwürdigkeit – ver-
gleichbar dem „green-washing“. Ganz-
heitlich implementiert beinhaltet das
EX-Konzept jedoch wichtige Impulse für
die notwendige Transformation der HR-
Arbeit. Einige Organisationen scheinen
dies bereits umzusetzen und verwenden
den EX-Ansatz zur Gestaltung der in der
Literatur aufgeführten crossfunktionalen
Einflusssphären (Kultur, Prozesse, Tech-
nologie, Raum). Viele dieser transfor-
mationalen Stellen befinden sich jedoch
außerhalb des HR-Bereichs, zum Beispiel
in der IT, oder in Sales und Marketing.
Während dies unterschiedliche Gründe
haben kann, ergibt sich für HR nichts-
destotrotz die Frage, ob hier nicht ein
strategisch bedeutsames Handlungsfeld
anderen Funktionen überlassen wird.
Das EX-Konzept liefert wertvolle An-
satzpunkte, das eigene HR-Handeln zu
reflektieren und Ableitungen zu treffen,
die den nachhaltigen Organisationserfolg
in einem neuen Umfeld unterstützen.
Daten-, Technologie- und Kundenfokus
werden für HR immer bedeutsamer, um
den notwendigen Kulturwandel im Sinne
der Organisation und ihrer digitalen
Transformation voranzutreiben, sowie
auf veränderte Anforderungen der Mit-
arbeitenden zu reagieren. Es kann davon
ausgegangen werden, dass sich die EX-
Bedeutung im Zuge der New-Work- und
Agilitäts-Diskussionen noch verstärken
wird: Eine transformationale Umsetzung
des Konzepts birgt Überschneidungen
mit Agilitätskonzepten wie zum Beispiel
bei der Entwicklung kundenorientierter
Organisationsstrukturen mit netzwerkar-
tigen, funktionsübergreifenden Struk-
turen. Das Employee-Experience-Konzept
grenzt sich vom Agilitätskonzept aber
dadurch ab, dass auch die Erlebniserwar-
tungen von Personen, die diese aus ihrer
Konsumentenerfahrung mit in den Ar-
beitskontext bringen, bedacht werden.
PROF. DR. ANJA SCHMITZ
ist Professorin
für Personalmanagement an der Hochschu­
le Pforzheim.
PROF. DR. CATHRIN EIREINER
ist Pro­
fessorin für Personalmanagement an der
Hochschule Pforzheim.
PROF. DR. JASMIN MAHADEVAN
ist
Professorin für Internationales und Inter­
kulturelles Management an der Hochschule
Pforzheim.
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