51
Damit dies gelingt, fokussieren die-
se Stellen neben der Einbindung der
Mitarbeitenden auch auf den Einsatz
fundierter Datenanalysen und neuer Me-
thoden: „Design Thinking“, „Employee
Journey Mapping“ und Personas werden
genutzt, um unter Einbezug datenbasier-
ter Erkenntnisse alle Prozesse, Produkte
und Technologien aus Sicht der Nutzer zu
entwickeln. Auffällig ist die strategische
Verankerung der EX-Aufgaben, die in
vielen Stellen direkt aus dem Bezug zur
Customer Experience hergeleitet wird
und als übergeordnetes Ziel die Gestal-
tung einer einheitlichen Erlebniswelt für
Mitarbeitende und Kunden formuliert.
Learnings für HR
Die Anzeigenanalyse zeigt, dass das EX-
Konzept aktuell viele Organisationen
beschäftigt. Von EX-Design als zusätzli-
chen „Wohlfühlangeboten“ allein ist kein
nachhaltig positiver Effekt zu erwarten
und ein reines Re-Labeling von HR-Stel-
len als EX-Stellen birgt bei unklarem
Vorteil hohe Risiken, wie zum Beispiel
den Verlust der Glaubwürdigkeit – ver-
gleichbar dem „green-washing“. Ganz-
heitlich implementiert beinhaltet das
EX-Konzept jedoch wichtige Impulse für
die notwendige Transformation der HR-
Arbeit. Einige Organisationen scheinen
dies bereits umzusetzen und verwenden
den EX-Ansatz zur Gestaltung der in der
Literatur aufgeführten crossfunktionalen
Einflusssphären (Kultur, Prozesse, Tech-
nologie, Raum). Viele dieser transfor-
mationalen Stellen befinden sich jedoch
außerhalb des HR-Bereichs, zum Beispiel
in der IT, oder in Sales und Marketing.
Während dies unterschiedliche Gründe
haben kann, ergibt sich für HR nichts-
destotrotz die Frage, ob hier nicht ein
strategisch bedeutsames Handlungsfeld
anderen Funktionen überlassen wird.
Das EX-Konzept liefert wertvolle An-
satzpunkte, das eigene HR-Handeln zu
reflektieren und Ableitungen zu treffen,
die den nachhaltigen Organisationserfolg
in einem neuen Umfeld unterstützen.
Daten-, Technologie- und Kundenfokus
werden für HR immer bedeutsamer, um
den notwendigen Kulturwandel im Sinne
der Organisation und ihrer digitalen
Transformation voranzutreiben, sowie
auf veränderte Anforderungen der Mit-
arbeitenden zu reagieren. Es kann davon
ausgegangen werden, dass sich die EX-
Bedeutung im Zuge der New-Work- und
Agilitäts-Diskussionen noch verstärken
wird: Eine transformationale Umsetzung
des Konzepts birgt Überschneidungen
mit Agilitätskonzepten wie zum Beispiel
bei der Entwicklung kundenorientierter
Organisationsstrukturen mit netzwerkar-
tigen, funktionsübergreifenden Struk-
turen. Das Employee-Experience-Konzept
grenzt sich vom Agilitätskonzept aber
dadurch ab, dass auch die Erlebniserwar-
tungen von Personen, die diese aus ihrer
Konsumentenerfahrung mit in den Ar-
beitskontext bringen, bedacht werden.
PROF. DR. ANJA SCHMITZ
ist Professorin
für Personalmanagement an der Hochschu
le Pforzheim.
PROF. DR. CATHRIN EIREINER
ist Pro
fessorin für Personalmanagement an der
Hochschule Pforzheim.
PROF. DR. JASMIN MAHADEVAN
ist
Professorin für Internationales und Inter
kulturelles Management an der Hochschule
Pforzheim.