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            MANAGEMENT
          
        
        
          _WISSENSARBEITER
        
        
          personalmagazin  11/17
        
        
          eigenen Fähigkeiten erstaunt vor allem
        
        
          deshalb, weil die Entwicklung von soft-
        
        
          warebasierten Programmen schon län-
        
        
          ger keinen Halt mehr vor Routine- und
        
        
          wissensbasierten Tätigkeiten macht.
        
        
          Die Manager erachten dagegen die
        
        
          Substitution der Wissensarbeit durch
        
        
          Maschinen als gravierend. 57 Prozent
        
        
          von ihnen glauben, dass die technische
        
        
          Entwicklung die bisherigeWissensarbeit
        
        
          signifikant verändern wird. Mithilfe von
        
        
          intelligenten Lösungen könne sie künf-
        
        
          tig noch effizienter gestaltet werden als
        
        
          bisher. Das passt zu einem anderen empi-
        
        
          rischen Befund: 58 Prozent der Manager
        
        
          sehen, dass ihre Fachkräfte ihr erlerntes
        
        
          Wissen und ihr Methodenset im Zuge
        
        
          der Digitalisierung immer häufiger über
        
        
          Bord werfen müssen.
        
        
          Wissensarbeiter sehen sich in zu viel
        
        
          Routinetätigkeit gefangen
        
        
          Mehr als ein Drittel der befragten Wis-
        
        
          sensarbeiter steckt noch zu sehr in Rou-
        
        
          tinetätigkeiten. Diese Arbeiten machen
        
        
          nach eigenen Angaben mehr als ein
        
        
          Drittel ihrer Arbeitszeit aus. Das ist ein
        
        
          Fakt, der sich bereits bei der Wissens-
        
        
          arbeiter-Befragung 2013 herauskristalli-
        
        
          siert hatte.
        
        
          Die Unternehmen haben es offen-
        
        
          sichtlich bis heute nicht geschafft,
        
        
          ihre fähigsten Köpfe vom Tages- und
        
        
          Routinegeschäft zu entlasten, um sich
        
        
          stattdessen gezielt mit komplexen Pro-
        
        
          blemstellungen zu beschäftigen. Denn
        
        
          gerade für komplexe Arbeiten wie bei-
        
        
          spielsweise dem Aufsetzen neuer Pro-
        
        
          zesse bringen die Wissensarbeiter hohe
        
        
          Kompetenzen mit. Offensichtlich – so
        
        
          eine Erklärung - werden sie von den
        
        
          eingesetzten Technologien noch nicht
        
        
          hinreichend entlastet, um sich neuen
        
        
          Aufgaben widmen zu können. Im Gegen-
        
        
          teil: Auch künftig rechnen die Fachkräfte
        
        
          damit, weiter in hohemMaße Routineauf-
        
        
          gaben zu erledigen. Und das, obwohl die
        
        
          Komplexität voraussichtlich in gleichem
        
        
          Maße steigen wird.
        
        
          Wissensarbeiter entwickeln ihre
        
        
          Kompetenzen in Eigenregie weiter
        
        
          Wer sich weiterentwickeln will, benötigt
        
        
          individuell zugeschnittene Fortbildungs-
        
        
          maßnahmen. Um den Kompetenzaufbau
        
        
          ihrer Mitarbeiter zu unterstützen, haben
        
        
          Unternehmen in den vergangenen Jah-
        
        
          ren entlang der Prämisse des lebenslan-
        
        
          gen Lernens in Weiterbildungsmaßnah-
        
        
          men investiert. Diese allerdings, so die
        
        
          Studienergebnisse, scheinen nicht den
        
        
          Bedarf der Wissensarbeiter zu adres
        
        
          sieren. Denn 62 Prozent der befragten
        
        
          Wissensarbeiter kümmern sich selbst
        
        
          um ihre persönliche Kompetenzentwick-
        
        
          lung. 59 Prozent geben an, dies sogar in
        
        
          ihrer Freizeit zu tun. Die Führungskräf-
        
        
          te bestätigen dieses Ergebnis auf breiter
        
        
          Front.
        
        
          Aber warum betrachten die Wissens-
        
        
          arbeiter ihre Weiterbildung heute als
        
        
          private Angelegenheit? Aus Sicht der
        
        
          Studienverfasser gibt es hierzu verschie-
        
        
          dene Erklärungen. Zum einen haben sie
        
        
          in der Vergangenheit eher schlechte Er-
        
        
          fahrungen mit den Weiterbildungsange-
        
        
          boten ihres Arbeitgebers gemacht. Sei es,
        
        
          weil die Inhalte zu standardisiert waren,
        
        
          den Bedarf der Wissensarbeiter nicht
        
        
          hinreichend berücksichtigten oder nur
        
        
          die Unternehmenssicht im Auge hatten
        
        
          – oder aber, weil ihnen nach wie vor zu
        
        
          wenig Zeit für die Weiterentwicklung zur
        
        
          Verfügung steht. Die Konsequenz daraus
        
        
          ist nur logisch: Wissensarbeiter wenden
        
        
          sich von den Fortbildungsangeboten ih-
        
        
          rer Unternehmen ab und kümmern sich
        
        
          selbst darum. Vor allem, wenn es um
        
        
          mentale oder eher weiche Kompetenzen
        
        
          jenseits ihrer rein fachlichen Fähigkei-
        
        
          ten geht. Bei der Hälfte der befragten
        
        
          Wissensarbeiter geht die Eigenständig-
        
        
          keit bei ihrer Kompetenzentwicklung
        
        
          und Thementreue sogar so weit, dass sie
        
        
          diese selbst finanzieren. Vor dem Hinter-
        
        
          grund dieser zunehmenden Selbstver-
        
        
          pflichtung der Wissensarbeiter gilt es für
        
        
          Unternehmen aufzupassen, langfristig
        
        
          nicht deren Loyalität zu verlieren.
        
        
          Wissensarbeiter verstärken Spezial
        
        
          wissen, verengen aber den Horizont
        
        
          Zwar sind sich die Fachkräfte (57 Pro-
        
        
          zent) und ihre Vorgesetzten (54 Prozent)
        
        
          weitgehend einig darin, bei wichtigen
        
        
          Digitalisierungsprojekten stets über den
        
        
          Tellerrand blicken zu müssen. Anderer-
        
        
          zu wenig Zeit, Kompetenzen zu ent-
        
        
          wickeln oder Problem zu bedenken
        
        
          Verdichtete und beschleunigte Anforderungen in Kombination mit konservativen Abstim-
        
        
          mungszyklen und veralteten Strukturen erschweren die Arbeit der Wissensarbeiter.
        
        
          QUELLE: HAYS, STUDIE WISSENSARBEIT IM DIGITALEN WANDEL, 2017
        
        
          
            HÜRDEN DER WISSENSARBEIT
          
        
        
          Führungskräfte
        
        
          Angaben in Prozent
        
        
          Meinung der Mitarbeiter wird nicht
        
        
          ausreichend berücksichtigt
        
        
          Silodenken/Silomentalität der
        
        
          verschiedenen Fachbereiche
        
        
          Führungskräfte agieren zu stark als
        
        
          Kontrollfreaks
        
        
          rigide Arbeitszeit-/Arbeitsort
        
        
          regelungen
        
        
          kontraproduktive Anreizsysteme
        
        
          ungeeignete Weiterbildungs
        
        
          maßnahmen des Unternehmens
        
        
          Wissensarbeiter
        
        
          52
        
        
          62
        
        
          46
        
        
          52
        
        
          46
        
        
          41
        
        
          46
        
        
          31
        
        
          36
        
        
          28
        
        
          36
        
        
          31
        
        
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