personalmagazin 11/2017 - page 24

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MANAGEMENT
_DIGITALISIERUNG
personalmagazin 11/17
A
lles, was digitalisiert werden
kann, wird digitalisiert wer-
den. Diese Vision aus dem
Silicon Valley kommt immer
mehr auch in der deutschen Realität an.
72 Prozent der hiesigen Unternehmen
sehen laut einer Studie des Branchen-
verbands Bitcom die Digitalisierung als
große Herausforderung. Doch noch mehr
sehen laut einer Befragung der KfW
Bankengruppe im März 2017 auch die
Vorteile: Als Triebkraft der Digitalisie-
rung dominiert bei 90 Prozent der 2.100
befragten Unternehmen der Wille, die
Chancen zu nutzen, welche die neuen,
digitalen Technologien und Anwendun-
gen bieten. Dr. Martin Brudermüller,
stellvertretender Vorstandsvorsitzender
und Chief Technology Officer der BASF,
formuliert es in einer Presseerklärung
zum Digital-Gipfel der Bundesregierung
so: „Wir müssen die Digitalisierung als
Chance sehen, unsere Wettbewerbs- und
Innovationsfähigkeit weiter zu stärken“.
Von
Martin Nitsche
und
Christian Gründig
Ohne Zweifel, wir stecken mitten drin
in der digitalen Transformation. Bran-
chen und Märkte verändern sich massiv
und damit auch die Unternehmen samt
ihrer Produkte, Abläufe und Strukturen.
Siemens beispielsweise gründete im Juli
2017 einen Digitalisierungs-Hub in Sin-
gapur, um neue Geschäftsmöglichkeiten
zu erschließen. Bis 2022 soll ein Team
mit bis zu 300 Digitalisierungsexperten
entstehen, das digitale Anwendungen
für Firmen in Südostasien entwickelt.
Komplett veränderte Arbeitsweise
Doch es geht um mehr als nur um Tech-
nologie: Die Digitalisierung ist dabei,
die Art und Weise, wie wir leben und
arbeiten, komplett zu verändern. Bei
einer repräsentativen Befragung der
Postbank im Mai 2016 gaben über 90
Prozent der Bundesbürger an, Online-
Kommunikationskanäle zur Gestaltung
und Organisation ihrer Freizeit zu nut-
zen. Bei den Digital Natives waren es 97
Prozent. Die digitale Transformation ist
eine der größten Veränderungen in der
Geschichte der Menschheit, vergleich-
bar mit der Erfindung des modernen
Buchdrucks durch Johannes Gutenberg.
Die damalige Medienrevolution hat
nicht nur die Alphabetisierung der Be-
völkerung, sondern auch Humanismus
und Reformation wesentlich beeinflusst.
Solche Veränderungen schüren jedoch
auch Verunsicherung und Angst. So ein-
fach Computer heute zu bedienen sind,
für viele sind sie trotzdem böhmische
Dörfer und sie fühlen sich überfordert.
Auch die Abhängigkeit von der Technik
wird zu einem zunehmenden Problem.
Die Orwellsche Horrorvision der totalen
Überwachung wird immer mehr zur Re-
alität. Diese negativen Auswirkungen
führen nur in seltenen Fällen zur kom-
pletten Ablehnung der Technologie, sie
verursachen jedoch fast immer ein laten-
tes Unwohlsein und eine gewisse Skepsis.
Angst vor Veränderung
Hinzu kommt, dass der Komfortgewinn
im Privatbereich, beispielsweise durch
Smartphones, noch lange nicht zu ei-
ner erhöhten Akzeptanz im beruflichen
Bereich führt. Hier dominiert häufig
die Angst vor Veränderungen und ganz
explizit die Furcht vor Arbeitslosigkeit.
Diese Befürchtung erscheint auch nicht
unberechtigt, wenn man Zahlen der
Oxford University betrachtet: Rund 47
Prozent der Arbeitsplätze in den USA
sollen in den nächsten Jahren durch
automatisierte Systeme ersetzt werden.
Kein Wunder also, dass in der bereits
erwähnten KfW-Befragung das am häu-
figsten genannte Hemmnis in der digita-
len Transformation die Schwierigkeiten
bei der Anpassung der Unternehmens-
und Arbeitsorganisation sind. Zu einem
ähnlichen Ergebnis kommt auch der
„Global Digital Transformation Survey
Report 2017“ von Fujitsu: Die größten
Hindernisse bei der digitalen Transfor-
mation sind das Fehlen von qualifizier-
ten Mitarbeitern, die zu geringe Agilität
der Organisation und die Furcht vor Ver-
änderungen sowie interne Widerstände.
Kommunikationsmatrix beachten
Was ist also zu tun? Ängste und Wider-
stände können nur durch Information
Digitale Transformation erklären
TOOL.
Die Digitalisierung ist allgegenwärtig. Jedoch ist vielen Mitarbeitern nicht klar,
was dies konkret für sie bedeutet. Mithilfe von Erklärvideos lässt sich das ändern.
Es geht um mehr als
nur um Technologie:
Die Digitalisierung ist
dabei, die Art und Wei-
se, wie wir alle leben
und arbeiten, komplett
zu verändern.
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