personalmagazin 10/2017 - page 38

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MANAGEMENT
_MBA
personalmagazin 10/17
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
„Meine Arbeit besteht vor allem aus
Organisation, Führung und Kommunikation.
Die für die Führungsaufgabe benötigten
Kompetenzen erwirbt man sich nicht in
einer Doktorarbeit. Der Doktortitel und der
MBA sind für mich daher wie Äpfel und
Birnen. Nach meinem Diplom in Medizinin-
formatik arbeitete ich zunächst bei Siemens
in der Entwicklung von Magnetresonanzto-
mografen (MRT) und ging dann in die USA.
Dort war ich dreieinhalb Jahre zur Hälfte bei
einem Forschungsprojekt von Siemens tätig
und schrieb meine Promotion an der Uni-
versität Heidelberg – Thema: ‚Bildbasierte
Überwachung von Patienten im kardiovas-
kulären MRT.‘ Nach ein paar Jahren ging ich
dann zurück nach Deutschland, begann bei
Zeiss und wurde relativ schnell Abteilungs-
leiterin in der Software-Entwicklung. Ich
habe gemerkt, dass ich mich immer weiter
weg von der Technik entwickle und mir
eine breitgefächerte Tätigkeit mehr liegt.
Daher entschied ich mich für ein berufsbe-
gleitendes MBA-Studium an der TUM School
of Management der Technischen Universität
München. Ich wollte einfach ein besseres
fachliches Fundament zu Themen wie
Organisation, Kommunikation und Führung
bekommen. Mein Arbeitgeber unterstützte
mich dabei. 2016 schloss ich mein MBA-
Studium ab.
Neben dem Fachwissen empfand ich vor
allem den Austausch mit den anderen
MBA-Teilnehmern aus anderen Fachberei-
„Manager brauchen keinen Doktortitel“
Die Medizininformatikerin Corinna Maier-Matic hat auf ihren Doktor ein MBA-Studium
draufgesetzt. Sie schildert, für wie nützlich sie beides für ihre heutige Tätigkeit hält.
chen als sehr wertvoll. Spannend waren für
mich auch die Seminaraufgaben, die sich
teils auch auf mein eigenes Unternehmen
bezogen. Das hat es mir erlaubt, interes-
sante interne Kontakte zu knüpfen. Der
Doktortitel wird in der deutschen Gesell-
schaft von vielen eher als Statuserhöhung
wahrgenommen. Schließlich steht er sogar
in einem deutschen Pass. In den USA haben
dagegen nur die wenigsten Manager einen
äquivalenten Titel wie den Ph. D. Allerdings
hat mir eine Managerin mal gesagt, dass
sie als Frau im Medizinbereich mit einem
Doktortitel doch ernster genommen werde
– und das glaube ich auch. Dennoch ist
für mich klar: Für einen Managementjob
braucht man keinen Doktortitel.“
DR. CORINNA MAI-
ER-MATIC
ist Director
Software Research
and Development bei
der Carl Zeiss Meditec
AG in München.
ERFAHRUNGSBERICHT I
personalmagazin:
Wo haben die Topmana-
ger mit MBA ihr Studium absolviert?
Schmid:
Das sind fast ausschließlich die
ersten Adressen der ausländischen Busi-
ness Schools. Mit 17 Prozent führt Insead,
gefolgt von der Booth School of Business
an der University of Chicago und der Har-
vard Business School. Das liegt natürlich
auch daran, dass es in Deutschland erst
seit relativ kurzer Zeit gute Schulen gibt,
die auch im internationalen MBA-Markt
exzellent dastehen. Früher musste man
zum MBA-Studium ins Ausland. Ich bin
sicher, dass es in Zukunft mehr MBA-Ab-
solventen von deutschen Topschulen im
Topmanagement geben wird. Dass es ein
Absolvent einer MBA-Schule der dritten
oder vierten Liga an die Spitze schafft,
wird weiter die Ausnahme bleiben. Übri-
gens stammt auch knapp die Hälfte der
Doktortitel von nur zehn deutschen Uni-
versitäten, die anderen verteilen sich auf
50 weitere Hochschulen. Die meisten – je
sieben Prozent – haben ihren Doktorgrad
an der LMU München und der TU Mün-
chen gemacht. Es folgen die Universität
St. Gallen in der Schweiz sowie die Uni-
versitäten Göttingen und Münster.
personalmagazin:
In Deutschland gibt es
mehr als 300 MBA-Programme. Worauf
sollten HRler bei der Auswahl achten?
Schmid:
Man sollte schon genau hin-
schauen, ob das Programm tatsächlich
dem entspricht, was man international
unter einem MBA versteht – also einem
internationalen General-Management-
Studium verbunden mit intensiver
Entwicklung der Führungsfähigkeiten.
Etliche deutsche Studiengänge haben
damit nur wenig zu tun. Sie sind viel zu
spezialisiert und zu sehr allein auf In-
halte fokussiert. Da kommt die Entwick-
lung der Führungskompetenzen viel zu
kurz. Ich halte daher eine internationale
Akkreditierung durch die drei wichtigs-
ten Organisationen AACSB, AMBA und
Equis für ein wichtiges Qualitätsmerk-
mal. Die Oberliga der Schulen hat sogar
alle drei Akkreditierungen. Nationale
Akkreditierungen stellen nicht immer
sicher, dass ein Studiengang auch den
Vorgaben der internationalen MBA-Welt
entspricht. Auch manchen Rankings
wie dem der Financial Times kann man
eine gewisse Bedeutung beimessen.
Eine Schule unter den Top 30 weltweit
kann nicht alles falsch gemacht haben.
Doch man sollte nie vergessen: Weder
Doktortitel noch MBA sind eine Garan-
tie für den Aufstieg. Es kommt immer
auf die einzelne Person, die Stimmigkeit
des Bildungswegs und natürlich die Pas-
sung zum Job und Unternehmen an.
Das Interview führte
Bärbel Schwertfeger.
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