personalmagazin 10/2017 - page 37

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sollte zumindest eine Zeitlang Freude
an Forschung und Lehre haben und dort
tätig sein, auch wenn er später in die
Wirtschaft wechselt. Stellt er dann nach
einigen Jahren fest, dass er eine höhe-
re Managementposition anstrebt, sollte
er vielleicht auch über ein ergänzendes
MBA-Studium nachdenken. Ein MBA
kann daher durchaus komplementär zu
einer Promotion sein. Wer also nach sei-
nem Ingenieur-Studium sehr zügig pro-
moviert, macht zwar nichts falsch. Nur
fehlen ihm eben die für Managementpo-
sitionen notwendigen Kenntnisse und
Führungskompetenzen.
personalmagazin:
Was bringt ein MBA für
diejenigen, die Betriebswirtschaft studiert
haben – ob mit oder ohne Promotion?
Schmid:
Denen bringt der MBA nicht un-
bedingt viel. Schließlich umfasst das
MBA-Studium
General-Management-
Wissen und dazu gehören natürlich be-
triebswirtschaftliche Inhalte. Wer aber
vor 20 Jahren ein sehr theorielastiges
Wirtschaftsstudium absolviert hat, der
kann durchaus noch viel beim MBA-
Studium lernen. Anders ist das bei vie-
len der heutigen Bachelor- und Master-
Studiengänge, die meist schon deutlich
managementorientierter ausbilden. Wir
sollten aber festhalten: Der MBA ist
vor allem für diejenigen geeignet, die
als Erststudium etwas anderes als BWL
studiert haben und die später Führungs-
positionen wahrnehmen oder wahrneh-
men wollen. Wer sich für ein MBA-Stu-
dium entscheidet, der zeigt, dass er sich
weiterentwickeln möchte, mobil und
flexibel ist und Interesse an interkultu-
reller Zusammenarbeit hat. Dabei macht
man ein MBA-Studium nicht nur wegen
der neuen Kenntnisse, sondern auch für
die Entwicklung seiner Führungsfähig-
keiten und seiner eigenen Persönlich-
keit. Personalmanager sollten daher re-
alisieren, dass der MBA ebenso wie ein
Doktortitel ein gewisses Signal setzt.
personalmagazin:
Gibt es Anzeichen dafür,
dass sich der MBA hierzulande etabliert?
Schmid:
Wenn man sich die unterschied-
lichen Altersgruppen der Topmanager
ansieht, dann sieht man bereits einen
leichten Trend zum MBA bei den unter
55-Jährigen. Bei den unter 50-Jährigen
haben sogar nur noch 30 Prozent einen
Doktortitel und zwölf Prozent einen
MBA-Abschluss. Im Vergleich dazu sind
es bei den 61- bis 65-Jährigen 61 Prozent
mit Doktortitel und drei Prozent mit
MBA-Abschluss. Im Schnitt haben der-
zeit rund zehn Prozent der Topmanager
einen MBA-Abschluss.
personalmagazin:
Wie wird sich das Ver-
hältnis Doktor – MBA weiter entwickeln?
Schmid:
Im Aufsichtsrat werden wir
aufgrund des Alters seiner Mitglieder
sicher auch in zehn Jahren noch viele
Doktortitel sehen. Im Vorstand wird es
sich wohl schneller ändern, auch weil
manche Manager jünger in den Vor-
stand berufen werden. Dazu kommt die
zunehmende Diversität im Topmanage-
ment, die auch der Deutsche Corporate-
Governance-Kodex fordert. Je mehr Aus-
länder mit anderen Bildungsverläufen
Topmanager sind, desto vielfältiger wer-
den die akademischen Abschlüsse.
LINKTIPP
Weitere Informationen zur Studie mit einer Zusammenfassung der
Ergebnisse finden Sie unter
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