personalmagazin 10/2017 - page 36

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MANAGEMENT
_MBA
personalmagazin 10/17
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Schmid:
In der Tat erleben wir an der
ESCP Europe in Berlin immer wieder,
dass gerade deutsche Personalmanager
dem MBA noch mit Skepsis begegnen.
Das mag daran liegen, dass der Titel
noch nicht so lange in Deutschland exis-
tiert. Zudem gibt es viel Unwissen und
Unkenntnis darüber, was man in einem
MBA-Studium eigentlich lernt. Dagegen
ist der Doktortitel etwas sehr Traditio-
nelles und Vertrautes.
personalmagazin:
Ist es vielleicht gerade
diese „Hands-on“-Mentalität, die viele
abschreckt? In Deutschland wird nach
wie vor stark auf Fachwissen gesetzt.
Schmid:
Dagegen ist auch nichts einzuwen-
den. Es ist sicher ein Vorteil, wenn an der
Spitze eines Konzerns ein Fachexperte
steht. Ideal wäre es aber, wenn dieser Ex-
perte neben seiner Fachausbildung auch
noch mehr Wissen in Unternehmensfüh-
rung bekommt und etwas von Marketing,
Supply-Chain-Management und Finanzie-
rung versteht. Und genau das lernt man
in einem berufsbegleitenden MBA-Studi-
um. Aber damit tut man sich in Deutsch-
land leider noch schwer.
personalmagazin:
Eigentlich ist das Ziel
einer Promotion doch eine Tätigkeit in
Forschung und Lehre.
Schmid:
Das ist richtig. In den USA dient
der Ph. D. daher auch als Indikator für
wissenschaftliche Forschungskompe-
tenz. In Deutschland gilt ein Doktortitel
dagegen auch als positiver Indikator für
eine überdurchschnittliche Leistungs-
bereitschaft und Leistungsfähigkeit. Ich
bin der Meinung, wer heute promoviert,
„Doktor und MBA sind Signale“
INTERVIEW.
Der Doktor ist bei Topmanagern weiter der häufigste Titel, so eine Studie
von ESCP Europe und HHL Leipzig. Co-Autor Stefan Schmid ordnet die Ergebnisse ein.
personalmagazin:
In Ihrer Studie haben Sie
analysiert, welche Rolle der Doktortitel
bei Vorständen und Aufsichtsräten in den
Dax-30-Unternehmen spielt. Was kam
dabei heraus?
Stefan Schmid:
Trotz aller Internationa-
lisierung und Globalisierung in der
Wirtschaft ist das Bildungs- und Hoch-
schulsystem immer noch stark natio-
nal geprägt. Daher gibt es auch immer
noch erhebliche Unterschiede bei den
Karrierewegen in den verschiedenen
Ländern. In Großbritannien spielen da-
bei Eliteuniversitäten wie Oxford oder
Cambridge eine große Rolle, in Frank-
reich sind es die Grandes Ecoles und in
den USA Top-Universitäten wie Harvard
oder Stanford. Ihre Abschlüsse gelten als
wertvoller als die einer normalen Uni-
versität. Dagegen haben wir in Deutsch-
land keine dermaßen stark ausgeprägte
Qualitätsdifferenzierung zwischen den
Hochschulen. Deshalb kommt der Pro-
motion in Deutschland eine besondere
Signalwirkung zu. Sie bietet eine Mög-
lichkeit, dem Arbeitsmarkt ein „beson-
deres Potenzial“ zu signalisieren.
personalmagazin:
Was signalisiert denn der
Doktortitel?
Schmid:
Bei Personalmanagern gilt er
traditionell als positives Signal für eine
besondere Leistungsfähigkeit und -be-
reitschaft. Schließlich hat sich ein Dok-
torand oft sehr intensiv und erfolgreich
mit einem Spezialthema beschäftigt. Vie-
le verbinden mit einem Doktortitel auch
analytische Stringenz, Tiefgang, Selbst-
ständigkeit und Ausdauer. Aber die Pro-
motion ist natürlich nur ein mögliches
Signal. Auch ein MBA-Abschluss wäre
ein positives Signal an Personalmanager.
personalmagazin:
Und was würde der MBA
signalisieren?
Schmid:
Der MBA steht eher für Breite als
Tiefe, für Interdisziplinarität und die Be-
reitschaft zu einer Helikoptersicht, also
den Überblick über das gesamte Spek­
trum des Managements. Dazu kommt die
Fähigkeit zur Teamarbeit, interkulturelle
Kompetenz und eine gewisse „Hands-on“-
Mentalität, also ein eher handlungsorien-
tiertes und umsetzungsstarkes Vorgehen.
personalmagazin:
Warum haben viele Per-
sonalmanager aber noch immer eine eher
ablehnende Haltung gegenüber dem MBA?
PROF. DR. STEFAN SCHMID
ist Inhaber des
Lehrstuhls für Internationales und Strategi-
sches Management, ESCP Europe in Berlin.
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