personalmagazin 10/2017 - page 26

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TITEL
_CONTENT MARKETING
personalmagazin 10/17
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
rungen will der Arbeitgeber Neugierde,
Durchhaltevermögen, vernetztes Den-
ken und Problemlösungsfähigkeiten
der Kandidaten testen. Dieser Ansatz ist
zwar nett, dürfte aber scheitern: Zum ei-
nen ist die App mit 122 Megabyte sehr
groß und nach Updates laut diverser
User nicht mehr funktionsfähig und
alles andere als intuitiv. Zum anderen
dürfte es kaum gelingen, 5.000 Ingeni-
eure über eine App zu finden – von de-
nen wohl nicht jeder „Gorillaz“-Fan ist.
Snapchat für Azubis
Stark im Kommen ist die insbesondere
bei Kindern und Jugendlichen populäre
App-Plattform Snapchat. Rewe nutzt die
App sehr erfolgreich für die Azubi-An-
sprache. Die Themen sind vielfältig: Sehr
beliebt ist beispielsweise das sogenannte
„Employee Takeover“. Hierbei bespielen
verschiedene Mitarbeiter den Kanal für
eine gewisse Zeit mit Inhalten. So gab
es zum Beispiel einen Be-
richt von zwei Rewe-Nach-
haltigkeitsbotschaftern,
die beim Fairtrade-Geträn-
kehersteller Chari Tea in
Südafrika waren und von
dort via Snapchat berich-
teten. Beim Format „Ask
the Boss“ kann die Com-
munity Bewerberfragen
an Führungskräfte stellen.
Das Nutzer-Feedback
ist sehr positiv. Und ob
Arbeitgeber die Begeis-
terung verstehen oder
nicht: Ihre junge Ziel-
gruppe versteht diese Ka-
näle – und nutzt sie. Doch
Arbeitgeber sollten nicht unüberlegt auf
den Content-Marketing-Zug aufsprin-
gen: Es benötigt einige Ressourcen, um
Plattformen wie Snapchat zu bespielen
– und eben auch den passenden Content.
Storys auf der Karrierewebsite
Die eigene Karrierewebsite ist ein per-
fekter Kanal für Content Marketing: Sie
kann mit begeisternden Inhalten neue
Kandidaten auftun, die etwa via Google
auf die Website gelangen. Die Vorstel-
lung von Mitarbeitern, die an „sexy“
Produkten arbeiten und darüber berich-
ten, ist nur eine Möglichkeit. So widmet
die Karrierewebsite von Dropbox einzel-
nen Mitarbeitern umfangreiche Storys,
die weit über das übliche Frage-Ant-
wort-Spiel hinausgehen und wertvolle
Einblicke liefern. Der Musikstreaming-
Dienst Soundcloud macht sich seine
eigene Technologie zunutze und lässt
Mitarbeiter per Audio zu Wort kommen.
Plakatkampagne mit Augenzwinkern
Doch Content-Marketing muss nicht im-
mer online stattfinden. Nicht ohne Grund
heißt es ja: „Außenwerbung trifft. Jeden.“
Das gilt zum Beispiel für die vielen Tau-
send Fahrgäste der Hamburger Hoch-
bahn. „Unser Job für Hamburg“ heißt
eine Kampagne des Hochbahnbetrei-
bers, die Mitarbeiter und ihre Aufgaben
vorstellt. „Ich fühl‘ den Puls der Stadt“,
„Ich gewöhn‘ den Bussen das Rauchen
ab“ oder „Ich mach‘ den Fahrgästen ‘ne
Ansage“, heißt es in der augenzwinkern-
den Kampagne. Doch die insgesamt 13
Plakate punkten nicht nur mit Witz,
sondern auch damit, dass sie die Jobs
als sinnhaft darstellen. Übrigens: Die
Kampagne war ursprünglich als Image-,
nicht als Employer-Branding-Kampagne
gedacht. Da sieht man, was gutes Con-
tent-Marketing bewirken kann.
Mit guten Geschichten begeistern
Doch egal, für welches Medium Persona-
ler sich entscheiden, ob on- oder offline,
mit aufwendig produzierten Inhalten
oder kleinem Budget – eigentlich ist
alles ganz simpel: Mit spannenden Ge-
schichten erreichen sie Zielgruppen, die
sie bis dato noch nicht auf dem Schirm
haben und begeistern sie für den Arbeit-
geber. Insofern ist es schon erstaunlich,
dass Arbeitgeberkommunikation nach
wie vor hauptsächlich aus austauschba-
ren Floskeln und Stock-Fotos besteht. Es
ist Zeit, das zu ändern.
HENNER KNABENREICH
ist
Geschäftsführer der Knaben-
reich Consult GmbH und Berater
für digitales Personalmarketing.
© REWE GROUP
© HOCHBAHN
Content-Marketing offline: Die Hamburger
Hochbahn setzt auf witzige Plakate.
BILDERGALERIE
Mehr Motive aus der Snapchat-Kampa-
gne von Rewe, die Nachwuchs-Azubis
ansprechen soll, finden Sie als Bilder­
galerie in der Personalmagazin-App.
Rewe-Azubis zeigen auf
Snapchat ihren Arbeitsalltag.
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