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personalmagazin 10/17
TITEL
_CONTENT-MARKETING
I
nteressante Geschichten müssen
es sein, die unterhalten und sowohl
einen themen- als auch einen be-
dürfnisorientierten Mehrwert ha-
ben: Nur mit solchen Inhalten schaffen
es Arbeitgeber, Bewerber für sich zu
gewinnen und an sich zu binden. Die-
se Erkenntnis erreicht nun so langsam
auch die HR-Abteilungen. Und tatsäch-
lich setzen einige diesen Ansatz schon
intuitiv und unbewusst ein, ohne den
Begriff Content-Marketing überhaupt zu
kennen.
Beim Content-Marketing geht es vor
allem darum, die Zielgruppe mit für sie
spannenden, interessanten und emoti-
onalen Botschaften zu ködern. Erst in
einem zweiten Schritt soll die Werbebot-
schaft vermittelt werden – und zwar so
subtil, dass es der Adressat kaum merkt.
Bei einem bewerberzentrierten Personal-
marketing stehen also nicht die Vakanz
und die Arbeitgebermarke im Vorder-
grund, sondern die Geschichte(n) von Ar-
Von
Henner Knabenreich
beitgeber und Mitarbeitern. Die Absicht,
die Zielgruppe zu einer Bewerbung zu
motivieren, darf aber durchaus auch be-
wusst sichtbar sein. Dann kommt es aber
umso mehr darauf an, mit gehaltvollen
Inhalten zu überzeugen. Der Lohn für
den Arbeitgeber: Er kann seine Reich-
weite und Bekanntheit steigern, Kandi-
daten begeistern und sie zum Bewerben
motivieren.
Mitarbeiterblogs zeigen den „Spirit“
Wer in HR Content-Marketing betreiben
will, muss zunächst einmal differenzie-
ren, ob die Zielgruppe der Kampagne
das Unternehmen bereits als Arbeitge-
ber auf dem Schirm hat oder nicht. Tat-
sächlich kann gutes Content-Marketing
beide Gruppen begeistern – wobei es vor
allem bei denen, die das Unternehmen
noch nicht kennen, Erfolg verspricht.
HR-Content-Marketing gelingt bei-
spielsweise hervorragend über Blogs:
Gut aufbereitete, strukturierte, das In-
teresse der Zielgruppe weckende Blog
artikel können gut über Google gefunden
werden. Sehr gut funktionieren hier zum
Beispiel Entwicklerblogs: Der Arbeitge-
ber kann darübermit Sinn undMehrwert
stiftenden Inhalten die Aufmerksamkeit
potenzieller Mitarbeiter erregen. Ent-
scheidend ist, dass so ein Blog nicht von
der Unternehmenskommunikation, son-
dern von engagierten Mitarbeitern, die
echte Fachleute auf ihrem Gebiet sind,
geschrieben wird.
Genau solch ein Mitarbeiter-Blog
steht beim Elektrotechnikunternehmen
Phoenix-Contact an zweiter Stelle der er-
folgreichsten Recruiting-Kanäle, wie Ale-
xander Schön, Personalmarketing-Leiter
bei Phoenix Contact, verrät. Schließlich
mache dieser den „ganz persönlichen
Spirit transparent, also was Arbeiten bei
Phoenix Contact täglich bedeutet“. Und
das Ganze geschieht auf eine sehr persön-
liche Art, denn er wird ja von engagierten
Mitarbeitern geschrieben.
E-Books mit Heldengeschichten
Einen komplett neuen Kanal im Con-
tent Marketing hat seinerzeit Michael
Witt bei Voith Industrial Services er-
schlossen. In dem unter anderem über
Amazon und I-Tunes angebotenen E-
Book „Helden der Zukunft“ werden
sechs spannende Geschichten von Pro
tagonisten, die stellvertretend für unter-
schiedliche Zielgruppen stehen, erzählt.
Auf diese Weise konnte Voith komplett
neue Kanäle erschließen und Bewerber
auf ganz subtile Art an sich als Arbeit-
geber heranführen. Jede Geschichte hat
eine eigene Landing-Page ergänzt, die
unter anderem auch via Google Adwords
oder via Vine-Stellenanzeigen beworben
Abgucken erlaubt
PRAXIS.
Einige Vorreiter nutzen Content-Marketing in HR bereits vorbildlich. Oft
setzen Personaler auch unbewusst auf den Ansatz – und machen dabei vieles richtig.
Bei Phoenix Contact
bloggen Mitarbeiter über
ihren Arbeitsalltag.
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