personalmagazin 04/2016 - page 62

personalmagazin 04/16
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SPEZIAL
_GESUNDHEITSMANAGEMENT
I
ndustrie 4.0, Arbeiten 4.0 – fast
hat man den Eindruck, Digitalisie-
rung und Vernetzung bestimmten
unsere Arbeitswelt. Natürlich sind
Computerarbeit, die Google-Suche im
Internet und der Informationsaustausch
über E-Mail Standards, mit denen wir
seit geraumer Zeit zu tun haben. Doch
scheint die Digitalisierung durch besse-
re technische Möglichkeiten rasant an
Bedeutung zu gewinnen. Während unter
Industrie 4.0 ein grundlegender Wandel
in der Produktionsweise verstanden
wird, der sich durch eine veränderte
Mensch-Maschine- und Maschine-Ma-
schine-Interaktion sowie durch Digita-
lisierung, Vernetzung und Flexibilität
kennzeichnet, stellt sich die Frage, ob
dies auch Auswirkungen auf das betrieb-
liche Gesundheitsmanagement (BGM)
haben wird.
Und ja, die technischen Möglichkeiten
der Smartphones und Tablets, die trag-
baren Sensoren, sogenannte Wearables,
Von
Oliver Walle
und
Kristin Hunsicker
mit denen das Aktivitätsverhalten, die
Schlafdauer und der Stresspegel gemes-
sen und gespeichert werden können,
eröffnen völlig neue Möglichkeiten im
betrieblichen Gesundheitsmanage-
ment. Während Mitarbeiter ihr eige-
nes Gesundheitsverhalten messen und
durch Vergleichswerte auch beurteilen
können, bietet sich auch dem Chef die
Möglichkeit einer „Überwachung“. In
Form einer anonymen, durch einen ex-
ternen Dienstleister übermittelten Aus-
wertung kann beurteilt werden, ob das
Gesundheitsverhalten der Mitarbeiter
in die richtige Richtung geht. Dies setzt
natürlich voraus, dass möglichst viele
Mitarbeiter mitmachen und bereit sind,
dem Unternehmen ihre Daten in anony-
misierter Form zur Verfügung zu stellen.
Sinnvolle Einsatzszenarien für Gesund-
heitsförderung und Information
Aber die Digitalisierung ermöglicht auch
andere, für das Unternehmen nutzbrin-
gende Einsatzszenarien. So können die
Mitarbeiter besser und letztlich zu jeder
Zeit über anstehende Maßnahmen zur
Gesundheitsförderung informiert wer-
den. Durch Apps und Internetportale
können Informationen zum Zwecke der
Gesundheitsbildung bereitgestellt und
Schulungen durchgeführt werden. Mit-
arbeiterbefragungen können nicht nur
in Papier- und Online-Form, sondern
auch via Smartphone erfolgen, sodass
die Möglichkeit der Teilnahme zeit- und
ortsunabhängig wird. Da immer mehr
Mitarbeiter über Smartphones verfügen,
können nahezu alle Mitarbeiter erreicht
werden. Erfolgt die Befragung mit nur
wenigen Indikatoren, zum Beispiel zu
Zufriedenheit, Arbeitsengagement, Ar-
beitsfähigkeit und Führungsbewertung,
so können auch in kürzeren Abständen
Kennzahlen zur Erfolgsmessung und
Steuerung eines BGM erhoben werden.
Digitale Lösungen in der Praxis vor-
rangig zum Wissensmanagement
Während eines im Januar durchgeführ-
ten Online-Seminars des Haufe Arbeits-
schutz Office zum Thema Digitales BGM
wurden die Teilnehmer, überwiegend
Fachkräfte für Arbeitssicherheit (43
Prozent), interne betriebliche Gesund-
heitsmanager (21 Prozent) und Persona-
ler (20 Prozent), zu ihrer Einschätzung
über die derzeit sinnvollen Einsatz-
möglichkeiten von digitalen Lösungen
im Rahmen eines BGM befragt. Primär
nutzen die Befragungsteilnehmer di-
gitale BGM-Tools zur Information über
anstehende Maßnahmen (63 Prozent),
gefolgt von der Weiterbildung zum The-
ma Gesundheit durch Fachinformation
und Schulungen (57 Prozent), dem Zu-
gang zu BGM-Leistungen via Internet
oder Apps (54 Prozent) und der Mitar-
beiterbefragung (49 Prozent). Zwar ist
diese Befragung nicht repräsentativ für
alle Unternehmen in Deutschland, zeigt
aber die derzeitige Einschätzung von
Experten zu diesem Thema auf, welche
sich auch in der betrieblichen Praxis wi-
derspiegelt.
Eng mit diesem Thema verbunden
sind aber auch Ängste um die Datensi-
cherheit und Wahrung der Anonymität
der Teilnehmenden. So haben gerade die
Beschäftigten häufig ein ungutes Gefühl
Wie digital kann BGM sein?
UMFRAGE.
Ein Online-Seminar gab Einblick in den Praxiseinsatz von digitalen
Gesundheitslösungen, offenbarte aber auch Ängste und Probleme der Teilnehmer.
Eine App-Befragung zu
Zufriedenheit, Engage-
ment, Arbeitsfähigkeit
und Führung liefert
Kennzahlen zur Erfolgs-
messung und Steuerung
eines BGM.
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