personalmagazin 04/2016 - page 66

personalmagazin 04/16
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SPEZIAL
_GESUNDHEITSMANAGEMENT
D
inge, die uns am Arbeitsplatz
belasten und Einfluss auf un-
sere Leistungsfähigkeit haben,
lauern überall. Da sind zum ei-
nen die unmittelbaren Themen aus dem
Arbeitsalltag: Man fühlt sich gestresst
durch häufige Unterbrechungen bei der
Arbeit oder Zeitdruck, ärgert sich über
uneffektive Strukturen und Prozesse bei
geringem persönlichen Handlungsspiel-
raum, ist unzufrieden aufgrund man-
gelnder Kommunikation oder wegen des
Führungsverhaltens eines Vorgesetzten,
oder hat Schwierigkeiten bei der Ver-
einbarkeit von Familie und Beruf. Zum
anderen sind da aber auch ganz persön-
liche Anliegen, wie ein Trauerfall in der
Familie, finanzielle Probleme oder Stress
mit dem Partner oder den Kindern. Diese
werden nicht einfach an der Eingangstür
zum Büro abgegeben …
Die Auswirkungen psychischer Be-
lastungen auf den einzelnen Mitarbei-
ter, sein Umfeld und das Unternehmen
beeinflussen nachhaltig den Unterneh-
menserfolg. Es sind Lösungsansätze ge-
fragt, die helfen, „bevor das Kind in den
Brunnen gefallen ist“. Ein präventiver
Ansatz ist zum Beispiel die externe Mit-
arbeiter- und Führungskräfteberatung,
bei der Unternehmen ihrer Belegschaft
professionelle Unterstützung anbieten.
Eine Vertrauensleistung, die der „ge-
sunde Mitarbeiter“ dem Unternehmen
in Form von Loyalität, Motivation und
Leistungsstärke zurückgibt.
Diese Erfahrung machte auch Sigrid
Zeissler, Personalleiterin der Firma
Von
Kirsten Friedrich
und
Jana Hammer
Brunata Wärmemesser Hagen GmbH &
Co. KG. Das mittelständische Unterneh-
menbeschäftigtmehr als 300Mitarbeiter
an acht Standorten. Die Personalleiterin
merkt deutlich, dass sowohl berufliche
als auch private Themen der Mitarbeiter
den Geschäftsablauf beeinflussen. Die
Gründe dafür, so Zeissler, sind vielsei-
tig: „Mitarbeiter, die zum Beispiel pri-
vat durch die Erkrankung eines nahen
Angehörigen belastet sind, können nicht
mit voller Kraft ihren gewohnten Einsatz
leisten, da sich die damit verbundenen
Sorgen nicht einfach abschalten lassen.
Genauso ist es mit einem ungelösten
Konflikt im Team. Solche nicht geklär-
ten Konflikte benötigen Energie, die an
anderen Stellen im Tagesgeschäft fehlt.“
Präventive Hilfe statt Totalausfall
Bei Brunata wollte man aktiv werden,
bevor „kleine“ Probleme aus dem Ar-
beits- und Privatleben zu massiven wer-
den und in der Folge Erkrankungen und
längere Ausfallzeiten nach sich ziehen.
Das Unternehmen beschloss deshalb
vor fast vier Jahren, sich extern beraten
zu lassen und arbeitet seitdem mit dem
Fürstenberg Institut zusammen.
Personalleiterin Sigrid Zeissler erin-
nert sich: „Zu diesem Zeitpunkt stieg die
Krankenquote aufgrund psychischer Er-
krankungen stark an. Dazu kamen ver-
stärkt weitere Themen wie finanzielle
Probleme von Mitarbeitern sowie Tren-
nungsproblematiken. Die Erarbeitung
von Lösungen auf so vielfältigen Fel­
dern war von unserer Personalabteilung
nicht mehr professionell zu leisten.“
Die Art der benötigten Unterstützung
ist sehr individuell. „Manchmal reicht
ein vertrauensvolles Gespräch mit der
Führungskraft oder die Anpassung von
Arbeitszeitmodellen. In anderen Fällen
benötigt ein Mitarbeiter professionelle
Unterstützung, um zum Beispiel einen
Trauerfall zu verarbeiten“, berichtet die
Personalleiterin. Entscheidend ist für sie
das Signal des Unternehmens an seine
Mitarbeiter, die Sorgen des Einzelnen
nicht auszuklammern und stattdessen
Beratung statt Krankenschein
PRAXIS.
Psychisch belastete Mitarbeiter können dem gesamten Unternehmen
schaden. Die Firma Brunata wollte nicht so lange warten und holte sich externe Hilfe.
Die Brunata AG in Hamburg bietet ihren Mitarbeitern
professionelle Hilfe bei psychischen Problemen.
©BRUNATA HAMBURG
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