personalmagazin 04/2016 - page 52

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ORGANISATION
_DIGITALISIERUNG
personalmagazin 04/16
D
ie Digitalisierung von Wirt-
schaft und Gesellschaft nimmt
Fahrt auf. Der digitale Trans-
formationsprozess betrifft Un-
ternehmen als Ganzes, mit allen ihren
Geschäftsbereichen und Prozessen, und
erfasst jedes Geschäftsmodell – auch das
des Personalmanagements. Das stellt die
HR-Funktion auf mehreren Ebenen vor
große Herausforderungen: Zum einen
müssen Personaler die notwendigen
Mitarbeiter für den rasanten digitalen
Wandel an Bord holen, entwickeln und
binden. Zum anderen gilt es, die eigenen
HR-Prozesse und -Instrumente auf den
Prüfstand zu stellen. Denn auch HR wird
sich wandeln, wenn in vernetzten Un-
ternehmen Daten transparenter und ent-
scheidungsrelevanter werden oder wenn
Algorithmen Entscheidungen überneh-
men, die bislang Personaler treffen.
All das spielt sich innerhalb des gel-
tenden Rechtsrahmens ab – unabhängig
davon, ob sich Organisationen in einem
nationalen oder internationalen Umfeld
bewegen. Der bestehende europäische
Rechtsrahmen zum Datenschutz wird
durch die Datenschutzgrundverordnung
harmonisiert. Die im Safe-Harbor-Urteil
des EuGH sichtbar gewordenen Pro-
bleme des internationalen Datentrans-
fers werden weitere Maßnahmen der
Europäischen Kommission nach sich
ziehen.
Inwiefern Personaler all diesen Anfor-
derungen schon entsprechen, wie weit
sie etwa mit der Entwicklung eigener Di-
Von
Horst-Dieter Bruhn, Andreas Schulz
und
Johannes Kirch
gitalisierungsstrategien sind, wie offen
sie Cloud-Lösungen gegenüberstehen
und wie sie ihre Fähigkeiten bewerten,
sich beimThema „Datenschutz“ rechtssi-
cher zu bewegen: Zu diesen und anderen
Fragen haben wir, die Bitkom Service-
gesellschaft und die Beratungsgesell-
schaft Kienbaum, mit Unterstützung
der Stiftung Datenschutz eine Studie
durchgeführt (mehr dazu lesen Sie im
Kasten). Nachdem unsere Befragungen
der Vorjahre Bedrohungsszenarien als
wesentliche Treiber für den Datenschutz
beschrieben haben, wollten wir diesmal
herausfinden, ob „der Bauch“ oder „der
Kopf“ Entscheidungen zur digitalen Zu-
kunft im Personalwesen beeinflusst.
Strategie: mehr als nur Qualifizierung
Dazu fragten wir die Studienteilnehmer
zunächst, inwieweit HR in ihrem Unter-
nehmen bereits eine eigene Digitalisie-
rungsstrategie verfolgt. Das Ergebnis
entkräftet das Vorurteil, dass HR das
von der Unternehmensleitung vorgege-
bene Tempo nicht mitgeht oder gar den
Digitalisierungsprozess bremst: Denn
weit mehr als die Hälfte aller Personal-
abteilungen folgen bereits einer aktiven
HR-Digitalisierungs-Strategie. Auf Un-
ternehmensebene wird bereits in zwei
Drittel aller befragten Unternehmen ge-
rade eine explizite Digitalisierungsstra-
tegie umgesetzt – oder aber eine solche
Strategie ist bereits implementiert.
Gegen das Vorurteil der Digitalisie-
rungsbremse spricht auch ein weiteres
Ergebnis: Hat HR bereits eine eigene
Digitalisierungsstrategie formuliert, be-
schränkt sich diese nicht nur auf die Ent-
wicklung digitaler Kompetenzen bei der
Belegschaft. Vielmehr arbeitet HR auch
aktiv daran, das Potenzial der digitalen
Transformation bei den eigenen Prozes-
sen und Instrumenten auszuschöpfen.
Personalakten auslagern: ein Tabu
Mit der Digitalisierung sieht die große
Mehrheit (90 Prozent) der Befragten
aber auch neue Herausforderungen in
puncto HR-Datenschutz auf ihr Unter-
nehmen zukommen. Nur die wenigsten
denken, dass die Digitalisierung den
HR-Datenschutz gegenüber der papier-
gestützten Welt leichter macht. Ledig-
lich die befragten Datenschutzbeauf-
tragten sehen den Datenschutz in einer
digitalen Umgebung besser umsetzbar.
Bei den befragten Personalern füh-
ren die antizipierten Herausforderun-
gen offenbar zu Unsicherheit; bezüglich
der Unterstützung eigener HR-Prozesse
durch Cloud-Lösungen zeigt sich ein tief-
greifendes Misstrauen, die Angst vor dem
Verlust sensibler Daten prägt die Haltung
gegenüber einer Datenspeicherung au-
ßerhalb der eigenen Mauern. Ein Beleg:
Während insgesamt die Hälfte aller be-
fragten Unternehmen Cloud-Lösungen
einsetzen, nutzt nur ein Drittel die Cloud
für die Unterstützung von HR-Prozessen.
40 Prozent aller Personalabteilungen
Daten-Unsicherheit bleibt
STUDIE.
Das Vorurteil, HR sei eine Digitalisierungsbremse, kann eine Studie von Bit-
kom und Kienbaum widerlegen. Doch mit Datenschutzfragen tut sich HR weiter schwer.
ADD-ON
Zusätzliche Grafiken mit weiteren
Ergebnissen der Studie finden Sie als
Add-on in der Personalmagazin-App.
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