45
10/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Beruf und Pflege in der aktuellen Situati-
on als „eher schlecht oder sehr schlecht“
ein. 64 Prozent der Befragten nennen die
„Sorge um den Arbeitsplatz“ als haupt-
sächlichen Grund, die Pflegesituation
am Arbeitsplatz nicht mitzuteilen. Die
Befragten, die bereits persönliche Erfah-
rungen mit der Pflege beziehungsweise
Kontakt zu pflegenden Angehörigen
haben, schätzen die Situation dabei kri-
tischer ein als Mitarbeiter ohne solche
Erfahrungen. Dabei wird die Vereinbar-
keit von Pflege und Beruf, respektive die
Wichtigkeit, trotz Pflege erwerbstätig zu
bleiben, von der Mehrheit der Befragten
(94 Prozent) als sehr hoch eingeschätzt.
86 Prozent der Arbeitnehmer nennen „fi-
nanzielle Gründe“ als besonders wichtig
oder sogar ausschlaggebend für die Ent-
scheidung, erwerbstätig zu bleiben.
Mitarbeiter sehen Vereinbarkeit als
Unternehmensaufgabe
Eine Umfrage der IHK Stuttgart zur
besseren Vereinbarkeit von Beruf und
Familie/Pflege unter kleinen und mittle-
ren Unternehmen zeigt, wo der größte
Unterstützungsbedarf liegt:
• 53 Prozent der an der Umfrage teilneh-
menden Unternehmen erklären, dass sie
die Vereinbarkeit von Beruf und Privatle-
benalsUnternehmensaufgabebetrachten.
• 49 Prozent der Unternehmen sind der
Meinung, dass die Bedeutung der Verein-
barkeit von Beruf und Privatleben in den
kommenden Jahren zunehmen wird.
• Besonders kleine Unternehmen bevor-
zugen in der Umsetzung individuelle, an
den konkreten Bedarfen der Beschäftig-
ten ausgerichtete Lösungen.
• Den größten Unterstützungsbedarf bei
der Vereinbarkeit von Beruf und Privatle-
ben haben mittelgroße Unternehmen.
• Soll die Vereinbarkeit von Beruf und
Privatleben gelingen, sind die uneinge-
schränkte Zusage der Geschäftsführung
und die Vorbildfunktion der Führungs-
kräfte unerlässlich.
Auch bei den sich verändernden recht-
lichen und steuerlichen Fragen sind viele
Wissenslücken bei den Mitarbeitern zu
durch Überlastung hohe Ausfallzeiten
entstehen. Es stellt sich also die Frage,
wie man durch neue Angebote die bis-
lang noch recht hohen Werte in Bezug
auf Einschränkung oder Aufgabe der
Erwerbstätigkeit und die Wahrnehmung
auf Mitarbeiterseite verbessern kann.
Die Umfragen in Unternehmen zeigen,
dass der Bedarf hoch ist und die meisten
Arbeitgeber hohe Motivationswerte und
konkrete Wünsche beziehungsweise
Vorstellungen für unterstützende Ange-
bote haben.
Mitarbeiter wollen auch bei der
Pflege erwerbstätig bleiben
In einem von der Europäischen Union
geförderten Projekt zur Untersuchung
der Situation pflegender Angehöriger in
sechs europäischen Ländern (Eurofam-
care) wurde deutlich, dass Mitarbeiter
in Pflegesituationen neben Entlastung
und Möglichkeiten zur Aussprache
insbesondere auch Informationen und
Beratung zu aktuellen Regelungen und
qualifizierten Beratungsangeboten oder
-modellen brauchen. Sachkundige in-
dividuelle Angebote, die das Unterneh-
men den betroffenen Mitarbeitern be-
reitstellt, entlasten diese nicht nur, sie
beinhalten auch eine Wertschätzung für
die Mitarbeiter und sollten zur Selbst-
verständlichkeit im Vielklang betriebli-
cher Zusatzangebote werden.
Ein Stimmungsbild aufgrund der Er-
gebnisse der ZQP-Befragung „Verein-
barkeit von Pflege und Beruf“ zeigt: 72
Prozent schätzen die Vereinbarkeit von
Angst vor mangelndem
Verständnis der Kollegen
Was hält MItarbeiter davon ab, ihre Pflegebeanspruchung im Unternehmen mitzuteilen?
Insbesondere aus Angst um den Arbeitsplatz wird die Pflege Angehöriger verschwiegen.
QUELLE: ZQP
TABUTHEMA PFLEGESITUATION
45-59 Jahre
Angaben in Prozent
30-44 Jahre
18-29 Jahre
35
26
30
24
60+ Jahre
Das Thema ist zu persönlich
32
32
37
46
Angst vor mangelndem
Verständnis der Vorgesetzten
48
45
49
47
Angst vor beruflichen
Nachteilen
52
59
62
60
Sorge um den Arbeitsplatz
63
62
64
70