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10/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
gen Unruhe und Unwohlsein (Entzugs
erscheinungen).
• Sie sind abstinenzunfähig und kom
men auch bei Arbeitsunfähigkeit zur
Arbeit (Präsentismus).
• Arbeitssüchtige vernachlässigen an
dere Verpflichtungen und Lebensberei
che zugunsten der Arbeit (psychosoziale
Störungen).
• Sie gehen ihrer Arbeitssucht nach,
auch wenn dies schädliche Folgen für
sie selbst und andere hat (psychoreak
tive Störungen).
Trotz dieser Ähnlichkeit zum
Suchtkonzept des internationalen
Klassifikationssystems psychischer
Verhaltensstörungen (ICD-10) wird die
Arbeitssucht (noch) nicht als klinisch
relevantes Suchtverhalten anerkannt.
Erste Studien wie die zur Verbreitung
von Arbeitssucht im deutschsprachigen
Raum legen nahe, dass aktuell schät
zungsweise 200.000 bis 300.000 Per
sonen arbeitssüchtig sind. Die steigende
Zahl von Selbsthilfegruppen der „Ano
nymen Arbeitssüchtigen“ und spezielle
Programme in psychosomatischen Re
habilitationskliniken unterstreichen die
wachsende Bedeutung von Arbeitssucht.
Entscheidend ist der Stellenwert,
den die Arbeit einnimmt
Nicht alle Menschen, die viel und hart
arbeiten, sind automatisch arbeitssüch
tig. Eine große Zahl an Überstunden
können auch Menschen erarbeiten, die
phasenweise überdurchschnittlich viel
arbeiten, um die nächste Stufe der Kar
riereleiter zu erklimmen oder um ihre
Schulden zu tilgen. Studien machen
immer wieder deutlich, dass es nicht
darauf ankommt, wie viele Stunden je
mand arbeitet, als vielmehr darauf, wel
chen Stellenwert die Arbeit einnimmt.
Stellt Arbeit den einzigen Lebensin
halt und die überwiegende Quelle von
Sinn, Freude und Selbstbestätigung
dar, macht sie süchtig. Pausen, Erho
lung und private Aktivitäten werden
vernachlässigt. Die Arbeit übernimmt
die psychologische Funktion, Spannung
abzubauen, positive Emotionen herzu
stellen und Bestätigung zu erhalten. Das
starke „Involvement“ auch bei an sich
weniger relevanten Aufgaben („sich in
alles hineinhängen“) und die Zwang
haftigkeit des Arbeitens unterscheidet
Wenn sich Menschen ständig an den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bewegen, drohen
körperliche und seelische Erschöpfungszustände – Substanzmissbrauch kann als Ausweg
erscheinen. Zum Thema Prävention hat die Redaktion einige Weblinks zusammengestellt.
Drogen- und Suchtbericht
Der Suchtbericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung gibt einen Überblick zur ak-
tuellen Verbreitung von Suchterkrankungen in Deutschland. Neben Zahlen und Fakten finden
sich hier ebenfalls Beratungs- und Behandlungsadressen.
dateien-dba/Service/Publikationen/2015_Drogenbericht_web_010715.pdf
Betriebliche Suchtprävention
Informationen zur betrieblichen Suchtprävention mit Handlungstipps und ausführlichen
Praktikergesprächen: Audi, die Beiersdorf AG und Continental geben Auskunft über die Kon-
zeption ihres Betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Alkohol am Arbeitsplatz: Eine Praxishilfe für Führungskräfte
Informationsbroschüre der Barmer GEK und DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtprävention)
mit Hinweisen zur Risikobewertung und Gesundheitsförderung.
Substanzbezogene Störungen am Arbeitsplatz
Praxishilfe für Personalverantwortliche, die ein Kompendium der gängigen Rauschsubstan-
zen sowie Muster für Betriebsvereinbarungen und Stufenpläne enthält.
Qualitätsstandards in der betrieblichen Suchtprävention und Suchthilfe
Praxisleitfaden zum BGM: Mitarbeiterberatung und Interventionsmaßnahmen sind hier
ebenso Thema wie die strukturelle Einbindung von effektiven Suchtspräventionskonzepten.
Unterstützung für Unternehmen
Abhängig oder nur engagiert?
Mitarbeiter, die auch nach
Dienstschluss kein Arbeits
ende finden, sind gefährdet.
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HILFE AUS DEM INTERNET