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TITEL
_SUCHT AM ARBEITSPLATZ
personalmagazin 10/15
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
ten zu können. Dagegen war der Anteil
derer, denen es um Wachheit geht und
die mit weniger Schlaf auskommen
möchten, mit neun Prozent vergleichs-
weise gering. Hauptbezugsquelle für die
nicht verbotenen Neuroenhancer waren
übrigens nicht irgendwelche dunklen
Quellen, sondern bei mehr als der Hälfte
der Befragten der Hausarzt.
Die DAK wollte von den Befragten, die
niemals Neuroenhancement betrieben
haben, wissen, warum sie „immun“ da-
gegen sind. Für rund 80 Prozent kommt
eine Einnahme leistungssteigender Me-
dikamente grundsätzlich nicht infrage.
Der Rest von 20 Prozent hatte jedoch
Verständnis für Konsumenten, wenn sie
deren vertretbare Gründe zu erkennen
glaubten. Die Untersuchung hat auch er-
geben, dass die Bekanntheit von Neuro-
enhancement insgesamt seit der letzten
Befragung von 45 Prozent auf 69 Prozent
zugenommen hat.
Harte Drogen fehlen in den Gesund-
heitsstudien
Während in der DAK-Studie die ver-
schreibungspflichtigen Mittel im Mit-
telpunkt stehen, weil sie dazu über
valide Datengrundlagen verfügt, ist die
Einschätzung der Bedeutung von nicht
verschreibungspflichtigen Mitteln we-
sentlich schwieriger. Auf der Basis von
Beschäftigtenbefragungen und Erhe-
bungen bei Apotheken ist
ein breites Spektrum an Mit-
teln ausgelistet, angefangen von Koffe-
inundTraubenzucker, überBaldrianund
Johanniskraut bis hin zu Melisse, also
legalen Mitteln. Ob diese Stimulanzien
tatsächlich oder vermeintlich leis-
tungssteigernd beziehungsweise Stim-
mungsaufheller sind, sei dahin gestellt.
Eine Suchtgefährdung dürfte von ihnen
in der Regel jedenfalls nicht ausgehen.
Suchtexperten sehen in solchen Mitteln
jedoch die Gefahr des Einstiegs in „här-
tere“ Drogen, bis hin zu Crystal Meth.
Die wirklich gefährlichen illegalen Mit-
tel werden in der DAK-Studie nur am
Rande behandelt.
In der Fachwelt wird darüber gestrit-
ten, ob die Verbreitung des Neuroen-
hancement zunehmen oder abnehmen
wird. Angesichts des weiter steigenden
Arbeitsdrucks gehen viele von einer
Zunahme aus. Andere meinen, wegen
der geringen und nicht erwiesenen
Wirksamkeit des Hirndopings werde die
Bedeutung abnehmen. Einig sind sich
aber alle bei den Risiken des pharma-
kologischen Neuroenhancements. Zwar
wird auch ihnen, wenn überhaupt, nur
kurzfristige und minimale Effekte auf
die kognitive Leistungsfähigkeit zuge-
sprochen, aber die gesundheitlichen
Risiken, angefangen von körperlichen
Nebenwirkungen über Persönlichkeits-
veränderungen bis zur Abhängigkeit,
sind unbestritten.
Sobald Hirndoping mit illegalen Mit-
teln betrieben wird, ist die Gefahr noch
größer. Die steigende Zunahme von Mit-
Zu bestimmten Anlässen
(Verhandlungen, Präsentationen)
Neuroenhancement zu bestimmten Anlässen wird von Männern und Frauen gleicherma-
ßen betrieben. Unterschiede zeigen sich bei der Einnahme zur Leistungssteigerung.
QUELLE: DAK-GESUNDHEITSREPORT 2015
MOTIVE FÜR HIRNDOPING
Frauen
Angaben in Prozent
Damit die Arbeit leichter von
der Hand geht
Um besser berufliche Ziele
erreichen zu können
Für Energie und gute Laune
nach der Arbeit
Für emotionale Stabilität bei
der Arbeit
Männer
Weil die Arbeit viel Kontakt mit
anderen Menschen erfordert
Um beruflich mithalten zu
können
Um mit weniger Schlaf auszu-
kommen
11,9
6,0
18,1
5,7
12,7
18,7
24,5
24,8
31,4
22,2
39,2
25,1
38,4
32,1
40,7
40,7