personalmagazin 10/2015 - page 19

19
10/15 personalmagazin
HEINZ KOWALSKI
ist
Direktor em. des Instituts für
Betriebliche Gesundheitsför-
derung.
teln wie Crystal Meth zeigt, dass es hier-
bei inzwischen um das große Geschäft
geht, wobei die Hersteller und Händler
nicht so einfach juristisch zu belangen
sind. Der Handel mit demCrystal-Grund-
stoff Chlorephedrin ist grundsätzlich le-
gal. Optisch ist das Mittel zudem kaum
von Streusalz zu unterscheiden. Ebenso
schwierig ist es mit den „Legal Highs“,
die als Kräutermischung oder Badesalz
verkauft werden und sich immer mehr
in der Party- und Drogenszene verbrei-
ten. Für die Arbeitswelt haben sie jedoch
noch nicht die Bedeutung wie Crystal
Meth, weshalb sich Arbeitsschutz, Ar-
beitsmedizin und Betriebliche Gesund-
heitsförderung verstärkt diesem Thema
widmen müssen.
Broschüren und Hoffnung auf das
Präventionsgesetz
Doch noch sind sowohl Unterstützungs-
als auch Informationsmöglichkeiten für
Personalverantwortliche und Unterneh-
men, deren Mitarbeiter zum Hirndo-
ping greifen, rar. Die Drogenbeauftragte
der Bundesregierung hofft insofern auf
das neue Präventionsgesetz, das mehr
Geld als bisher für die Betriebliche Ge-
sundheitsförderung der Krankenkas-
sen vorsieht. Bisher sind die Angebote
der Kassen bescheiden, abgesehen von
einigen Broschüren. Es fehlt an prak-
tischen Angeboten für Personalleiter,
Betriebsräte und Präventionsexperten,
vor allem was die rechtzeitige Erken-
nung von betroffenen Mitarbeitern an-
geht und an Lösungsvorschlägen, wie
durch vorbeugende Maßnahmen eine
Ausweitung des Missbrauchs solcher
Drogen verhindert werden kann. Die
Universitätsmedizin in Mainz suchte
kürzlich Teilnehmer für eine Studie, die
herausfinden soll, warum Menschen
auf die Idee kommen, Medikamente
oder Drogen einzunehmen, um mehr
leisten zu können. Die Arbeitswelt mit
ihrer Beschleunigung, mit Multitasking,
zeitlicher Entgrenzung und anderen
Stressfaktoren dürfte dabei vermutlich
ebenso wie der Freizeitstress als Ursa-
chen herauskommen. Das alles rechtfer-
tigt jedoch nicht die Einnahme von Per-
vitin und verwandten Mitteln, wie sie
zu Kriegszeiten üblich waren und bei
vielen zu bleibenden „Kriegsschäden“
geführt haben.
1...,9,10,11,12,13,14,15,16,17,18 20,21,22,23,24,25,26,27,28,29,...92
Powered by FlippingBook