personalmagazin 10/2015 - page 15

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gangslagen, die die Entwicklung einer
Abhängigkeit von Mitarbeitern begün-
stigen.
Unternehmen in einer Dreifachrolle
Die Gründe reichen, so Ducki, von belas-
tenden Lebens- und Arbeitssituationen
und hohen Leistungsstandards über
Konsumsitten und -rituale bis hin zu
familiären Prägungen und individuellen
Persönlichkeitseigenschaften. Aber, be-
tont sie, auch die Art, wie wir arbeiten
und wie wir Arbeit organisieren, können
ein Auslöser, zumindest aber ein Mitver-
ursacher von Suchterkrankungen sein.
Zu den unternehmensrelevanten Mit-
verursachern gehören Erfolgsdruck,
hochbelastende
Arbeitsbedingungen
und Orientierungs- beziehungsweise
Strukturlosigkeit in einer zunehmend
maß- und grenzenlosen Arbeitswelt.
Doch das Feld ist noch längst nicht
ausgeforscht: Gesundheitsreports der
Krankenkassen und Studien zeigen
zwar Zusammenhänge und Indizien
für besonders gefährdete Gruppen. Die
laufende Entwicklung und Veränderung
unserer Gesellschaft bringt aber eine
zusätzliche, nur schwer zu erfassende
Dynamik in den Umgang mit Suchtmit-
teln am Arbeitsplatz.
Unternehmen, Personalverantwort-
liche und Gesundheitsbeauftragte spie-
len in diesem Zusammenhang eine
dreifache Rolle: Zum einen sind sie als
Beherrschender der Strukturen und An-
forderungen im Betrieb Mitverursacher
einer erhöhten Suchtaffinität. Zum ande-
ren sind sie auch Opfer der Süchte. „Wo
Sucht herrscht, ist Arbeiten gestört“,
erklärt Duki. Suchtbedingte Fehlzeiten
und Leistungseinbußen belasten die Un-
ternehmen. Die dritte Rolle schließlich
ist die des Helfers: Sinnerfüllende Er-
werbstätigkeit kann vorbeugend wirken
und bei der Wiedereingliederung ehe-
mals abhängiger Mitarbeiter unterstüt-
zen. Der Blick auf Suchtproblematiken
als Reaktion auf betriebliche Anforde-
rungen gehört deshalb in jedes betrieb-
liche Präventionsprogramm.
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